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Ökologischer Brückenschlag

Die „Transatlantische Klimabrücke“ regt den Energie-Dialog zwischen Deutschland und Nordamerika an.

26.03.2014
© picture-alliance/dpa - President Barack Obama

Als der konservative US-Bundesstaat Georgia im Sommer 2013 über die Zukunft seiner Energieversorgung entscheiden sollte, meldete sich Tim Echols zu Wort. Der einflussreiche Republikaner warb dafür, neben Atomkraft und Gas auch die Sonne als Energieträger zu nutzen – und gehörte am Ende zu der Mehrheit, die den Energieversorger „Georgia Power“ zur Bereitstellung von Solarstrom verpflichtete.

Echols hatte sich zuvor auf einer Deutschland-Reise über die Energiewende informiert – eine von vielen Veranstaltungen im Rahmen der „Transatlantischen Klimabrücke“. Sie wurde 2008 von Außenminister Frank-Walter Steinmeier und dem damaligen Umwelt- und heutigen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel initiiert, um für eine gemeinsame Klimapolitik zu werben. „Unsere Hand ist ausgestreckt“, schrieben die Politiker in einem Zeitungsbeitrag. Das gilt auch heute noch und hat die Voraussetzungen verbessert, auf dem schwierigen Politikfeld zu Konsens zu kommen. „Amerika ist in der Klimapolitik heute aufgeschlossener als vor einigen Jahren“, findet Georg Maue, der als First Secretary Energy and Climate in der Deutschen Botschaft in Washington die Klimabrücke koordiniert.

Die Klimabrücke ist eine Projektplattform für viele verschiedene, dezentrale Aktionen, mit denen die Vorteile umweltschonender Energien dargestellt werden. Thematischer Schwerpunkt ist zurzeit die deutsche Energiewende. „Da gibt es viele Missverständnisse und einen großen Informationsbedarf amerikanischer Entscheidungsträger“, sagt Maue. An der fünftägigen Exkursion, die auch Echols nach Deutschland führte, nahmen sieben hochrangige US-Politiker teil, darunter zwei Senatoren. Sie sprachen mit Wissenschaftlern, Abgeordneten und Unternehmern und besichtigten die Energielandschaft Morbach (Rheinland-Pfalz), ein Vorzeigeprojekt für Erneuerbare Energien. Auch amerikanische Journalisten haben mit Hilfe der Klimabrücke Biogasproduktion und grüne Architektur „Made in Germany“ kennengelernt.

Es gibt darüber hinaus Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit, wie die „Klimasalons“, die Konsulate oder das Goethe-Institut ausrichten. Dort wird das ernste Thema unterhaltsam aufbereitet, mit Sketchen oder Filmen. Und wenn im Juli 2014 Bundesumweltministerin Barbara Hendricks medienwirksam das neue, energieeffiziente Gebäude der Deutschen Botschaft in Washington eröffnet, dann dient dies ebenfalls den Zielen der Klimabrücke.

Auch die Deutschen lernen dazu – etwa dass die Meinungsvielfalt in den USA größer ist, als manches Klischee vermuten lässt, und dass konkrete Argumente – Solarpanele funktionieren auch bei Stromausfall – zuweilen mehr überzeugen als der abstrakte Hinweis auf Umweltschutz. Georg Maue jedenfalls bleibt optimistisch. In diesem Jahr plant er eine Serie Runder Tische mit deutschen und amerikanischen Experten. Die Pilotveranstaltung im Dezember 2013 ermittelte das Leitthema: Wie sieht ein Markt aus, der Stromversorgern Anreize für ein klimafreundliches Geschäftsmodell gibt? Fachleute diesseits und jenseits des Atlantiks stellen die gleiche Zukunftsfrage. Manchmal ist es ganz einfach, eine Brücke zu schlagen. ▪

Christine Mattauch