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Neue Perspektiven für Fachkräfte

In Ghana erhalten Menschen, die sich für Arbeit in Deutschland und Europa interessieren, Unterstützung im Zentrum für Jobs, Migration und Entwicklung.

Ana Maria März, 31.08.2023
Das Migrationszentrum in Ghana ermöglicht einen beruflichen Neustart.
Das Migrationszentrum in Ghana ermöglicht einen beruflichen Neustart. © pictureAlliance/dpa

Simon De Daffour hat heute ein Unternehmen mit vier Angestellten. Er installiert Biokläranlagen mit angeschlossenen Toiletten. Ein wichtiger Job in Ghana, der die sanitären Verhältnisse verbessert und zum Schutz der Umwelt beiträgt. Daffour hatte zuvor einige Jahre in Deutschland gelebt. „Ich wollte nach Ghana zurückkehren, weil ich etwas tun wollte, um meinem Land zu helfen“, sagt er.

Beratung im Ghanaisch-Europäischen Zentrum für Jobs, Migration und Entwicklung
Beratung im Ghanaisch-Europäischen Zentrum für Jobs, Migration und Entwicklung © GIZ Ghana

Grundstein für seinen Erfolg war ein Kurs, in dem er innerhalb weniger Monaten lernte, Biokläranlagen zu bauen. Die Teilnahme hatte ihm das Ghanaisch-Europäische Zentrum für Jobs, Migration und Entwicklung ermöglicht. Damals hieß es allerdings noch anders: Ghanaisch-Deutsches Zentrum für Jobs, Migration und Reintegration. Daffour hatte im Radio davon gehört.

2017 wurde die Beratungsstelle in der Hauptstadt Accra eröffnet. Nicht nur in Ghana, auch in elf weiteren Ländern gibt es solche Zentren, die im Auftrag des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) betreut werden. Seit Februar 2023 haben einige von ihnen durch einen Paradigmenwechsel in der deutschen Migrationspolitik eine neue Ausrichtung: Nachdem sie erst vor allem Anlaufstellen für Rückkehrer wie Daffour waren, beraten sie nun verstärkt Menschen, die sich für eine Migration nach Deutschland interessieren.

Entwicklung fördern, Arbeitskräfte gewinnen

Die Einrichtung in Accra hat seither ihren neuen Namen. Sie wird auch von der Europäischen Union (EU) gefördert. Das deutsche Entwicklungsministerium stellt für die Initiative Zentren für Migration und Entwicklung 150 Millionen Euro bereit. Das Geld geht über drei Jahre an neun Länder, in denen es zum Großteil bereits zuvor Zentren gab: Ghana, Marokko, Tunesien, Ägypten, Jordanien, Nigeria, Irak, Pakistan und Indonesien. Das Ziel: Die wirtschaftliche Entwicklung in den Ländern fördern und Arbeitskräfte für Deutschland gewinnen. Denn die Bundesrepublik braucht dringend Fachkräfte.

Fachkräfte wie Felix Adjarko zum Beispiel. Der Elektroingenieur ist spezialisiert auf erneuerbare Energien und erhofft sich in Deutschland bessere Fortbildungsmöglichkeiten als in Ghana. Über LinkedIn und einen Freund wurde er auf das Zentrum aufmerksam. Dort bekommt er Informationen darüber, was er vorweisen muss, um in Deutschland leben und arbeiten zu können. Adjarko freut sich auf das Abenteuer im Ausland. Auch wenn er denkt, dass die neue Sprache eine Herausforderung sein wird.

Benjamin Woesten
Benjamin Woesten © GIZ Ghana

„Es ist wichtig, Sprachkenntnisse zu erwerben, um mit Arbeitgebern in Deutschland in Kontakt zu treten“, sagt Benjamin Woesten von der GIZ, der das Zentrum in Accra seit 2020 geleitet hat und nun nach Deutschland zurückkehrt. „Vor allem junge Menschen, die Perspektiven suchen, kommen zu uns.“ Die Beratung sei niederschwellig, individuell und ergebnisoffen. Etwa 2.700 Personen berät die Einrichtung pro Jahr. Rund 15 Prozent der Klientinnen und Klienten interessierten sich bisher schon für eine Migration nach Deutschland. Seit der Neuausrichtung bemerkt Woesten eine stärkere Nachfrage.

Beratung zu Arbeit und Leben in Deutschland

Das Zentrum in Accra ist eine Kooperation mit dem ghanaischen Arbeitsministerium. Von Karriereberatung über Weiterbildung bis zu Hilfe bei bürokratischen Fragen wie der Beantragung eines Visums: Die Unterstützung, die Interessierte durch das sechsköpfige Beraterteam erhalten, ist umfangreich. „In unseren Kursen lernt man: Was bedeutet es, in Deutschland zu leben und zu arbeiten, was sind die Unterschiede zu Ghana, welche Eigenheiten gilt es zu berücksichtigen, wenn man mit Deutschen zu tun hat?“, sagt Woesten. Aber auch zur Auswanderung in andere Länder der EU oder Afrikas gibt es im Zentrum Informationen. Zum Beispiel dazu, welche Profile aktuell gefragt seien, erzählt er. In Deutschland etwa lägen die Engpässe in den Bereichen Soziales, MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), Handwerk und Gesundheit.

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Rückkehrerinnen und Rückkehrern bietet das Zentrum zudem Unterstützung bei der Existenzgründung und psychosoziale Beratung. „Viele Ghanaerinnen und Ghanaer, die zu uns gekommen sind, haben sich zuvor aufgrund falscher Erwartungen und Versprechungen auf den Weg nach Deutschland gemacht und versucht, dort Asyl zu beantragen“, sagt Woesten. Doch Ghana gilt als sicher, die Chance Asyl zu bekommen, ist gering. Woesten berichtet auch: „Viele haben gemerkt, dass es auf Basis einer irregulären Einwanderung schwierig ist, in Deutschland Fuß zu fassen. Ihre Migrationspläne hatten nicht den Erfolg, den sie sich versprochen hatten.“ Womöglich läuft es beim zweiten Versuch besser. Einstige Rückkehrer können sich erneut an die Beratungsstelle wenden, wenn sie den Wunsch haben, wieder ins Ausland zu gehen.