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Partner in der Wirtschaft

Biotechnologie, Maschinenbau, Telekommunikation und mehr – die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind vielfältig, das Handelsvolumen wächst.

21.04.2016
© picture-alliance/dpa - Solar industry

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Israel haben sich in den vergangenen 50 Jahren dynamisch entwickelt. Im Jahr 1960 betrug das deutsch-israelische Handelsvolumen gerade einmal 100 Millionen US-Dollar. 2004 lag es bereits bei rund 4,4 Milliarden US-Dollar und wuchs bis 2013 auf gut 7,4 Milliarden. Damit ist Deutschland nach den USA und China Israels drittwichtigster Partner; umgekehrt liegt Israel auf Platz zwei der wichtigsten deutschen Handelspartner im Nahen und Mittleren Osten.

Ein enges Netzwerk von Kontakten verbindet die Akteure auf beiden Seiten. Engagierte bilaterale Handelskammern in Tel Aviv und Frankfurt am Main unterstützen seit 1968 interessierte Unternehmen und fördern Handel und Investitionen aktiv. Das Freihandelsabkommen zwischen Israel und der Europäischen Union (EU) erleichtert seit 1995 auch die gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen. Die bilaterale Wirtschaftszusammenarbeit ist regelmäßig zudem einer der Schwerpunkte der jährlichen deutsch-israelischen Regierungskonsultationen. Das jüngste Beispiel für die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: Erst im August 2014 wurde die Neuauflage des deutsch-israelischen Doppelbesteuerungsabkommens unterzeichnet, das am 1. Januar 2015 in Kraft tritt.

Sensible Anfänge

Wer heute gänzlich selbstverständlich über Synergie-Effekte zwischen den Hightech-Startup-Szenen in Tel Aviv und Berlin spricht, übersieht allerdings, wie zaghaft und sensibel die Anfänge waren. Als wenige Jahre nach der Shoah und dem Ende des Zweiten Weltkriegs deutsche Firmen erstmals im neu gegründeten Staat Israel auftraten, war vielen in Israel die Vergangenheit noch zu nah: Sie mieden die Produkte aus Deutschland. Die erste deutsche  Wirtschaftsaktivität stand häufig in Verbindung mit dem Luxemburger Abkommen von 1952, in dem Deutschland dem jungen Staat Israel Entschädigungsleistungen zusicherte. Zu diesen Leistungen gehörten auch Investitionsgüter und Maschinen. So gesehen waren es Ingenieure und Mechaniker, die zur Montage und Wartung nach Israel kamen, mit denen sich erste persönliche Wirtschaftskontakte ergaben. Als Felix Burian, ein Holocaust-Überlebender aus Wien, 1960 die erste Volkswagen-Werkstatt in Israel eröffnete, hatte dies noch den Charakter einer Pioniertat.

Heute genießt das deutsche Qualitätssiegel „Made in Germany“ in Israel einen hervorragenden Ruf. Deutsche Unternehmen sind bei der Vergabe von Infrastrukturprojekten gut aufgestellt und geschätzte Partner: Siemens, SAP, Volkswagen, Deutsche Telekom, Bayer, Merck und Henkel haben in den vergangenen Jahren mehr als 100 Millionen Euro in Israel investiert. Auch in Forschungs- und Entwicklungsvorhaben kooperieren beide Staaten mit zunehmenden Erfolg.

Attraktiver deutscher Markt

Deutschland liefert als führende Exportnation vor allem Maschinen und Anlagen sowie Fahrzeuge, Metalle und Metallerzeugnisse nach Israel. Interessanterweise handeln beide Länder auf dem Weltmarkt mit Waren aus den gleichen Produktgruppen: Chemieerzeugnisse, Medikamente, elektrische- bzw. elektronische Produkte und optische Instrumente. Wachstumsstark präsentieren sich auch die Biotech und Cleantech-Branche sowie der IT- und Telekommunikationssektor.

Auch das Interesse israelischer Firmen an deutschen Unternehmen und dem attraktiven deutschen Markt nimmt deutlich zu. 2010 erwarb der weltgrößte Generikahersteller Teva den deutschen Konkurrenten  Ratiopharm und zahlte dafür 3,6 Milliarden Euro; 2012 übernahm der Wäscheproduzent Delta Galil das deutsche Traditionsunternehmen Schiesser.

Eindrucksvoll ist der Kooperationsgeist im IT-Sektor zu beobachten. Während israelische Gründer sich Unterstützung durch deutsche Business Angels, Venture-Capital-Firmen oder Corporate-Venture-Capital-Gesellschaften erhoffen, setzen deutsche Firmen auf die Vielfalt und den kreativen Erfindungsgeist israelischer IT-Fachkräfte. So nennt die Telekom Innovation Laboratories (T-Labs), der zentrale Forschungs- und Innovationsbereich der Deutschen Telekom, genau diese Qualitäten als Grund für ihr Engagement in Israel. Bereits seit 2006 kooperiert T-Labs erfolgreich mit der Ben-Gurion-Universität in Beer-Sheva. Seit 2013 schaffen die Partner mit dem Advanced Technology Park am Standort in der Negev die Voraussetzungen dafür, die Forschungsschwerpunkte der Universität noch stärker mit den Vorhaben der ansässigen Unternehmen zu verbinden. Auch SAP, der weltweit führende Anbieter von Unternehmenssoftware mit Hauptsitz in Walldorf, forscht intensiv in Israel – das SAP Labs Israel Ltd. in Ra'anana ist eins der weltweit größten des Konzerns.

Israel und Deutschland sind sich einig in dem Ziel, Kooperationen auch zwischen kleinen und mittelständischen Unternehmen zu verbessern und stärken. Investitionen und gemeinsame Projekte sind in den Bereichen Energieeffizienz, Umwelttechnologie und Biowissenschaften geplant. Dabei sollen auch Forschung und Entwicklung nicht zu kurz kommen: Verschiedene Abkommen regeln diese bedeutenden Investitionen in die Zukunft, zu denen auch die Berufsausbildung gehört.