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150 Jahre BASF – 130 Jahre in China

Zur Feier des Firmenjubiläums erscheint ein 400 Seiten starkes Buch über die Geschichte der BASF in China – auch auf Chinesisch.

Sybille Wilhelm, 19.03.2015
© BASF SE - BASF
Als Friedrich Engelhorn am 6. April 1865 die Aktiengesellschaft „Badische Anilin- und Sodafabrik“ – dafür steht die Abkürzung BASF – mit einem Grundkapital von 1,4 Millionen Gulden gründete, konnte er nicht ahnen, dass das Unternehmen zu einem der weltweit größten Chemiekonzernen werden würde, der heute rund 113.000 Mitarbeiter an über 390 Produktionsstandorten in mehr als 80 Ländern beschäftigt. Und vermutlich auch nicht, dass das Unternehmen überhaupt einmal so alt werden würde. Doch in diesem Jahr feiert der Konzern seinen 150. Geburtstag. Angefangen hat alles 1865 mit Farben, genauer: Textilfarben. Denn bunte Kleidung war früher teuer und somit dem Adel und dem wohlhabenden Bürgertum vorbehalten. BASF „demokratisierte“ sozusagen die Anziehsachen der Menschen, denn nun konnten alle, die wollten, Hemd und Hose färben. Einige Jahre später folgte die Herstellung von Ammoniak in Fabriken, um daraus Düngemittel zu machen. Später kamen Kunststoffe hinzu. Heute reicht das Portfolio des Traditionskonzerns von Chemikalien, Kunststoffen, Veredlungsprodukten und Pflanzenschutzmitteln bis hin zu Öl und Gas.
 
Ein Erfolgsrezept des Unternehmens war die Weltoffenheit, und die begann sehr früh: Bald nach der Gründung war BASF über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Bereits im Jahr 1885 schickte der Aufsichtsrat sogar einen Direktor nach China: Er sollte ausloten, welche Chancen das deutsche Unternehmen auf dem aus europäischer Sicht weitgehend unbekannten Kontinent hat. „Das Land war ungeheuer attraktiv, allein aufgrund der hohen Bevölkerungszahl. Allerdings war dort auch echte Pionierarbeit zu leisten“, erläutert der langjährige Pressechef Michael Grabicki, der zum 150. Firmenjubiläum das Buch „Eine lange Reise. Die Geschichte der BASF in China von 1885 bis heute“ verfasst hat. Auf gut 400 Seiten schildert der Autor anschaulich den Weg, den das Unternehmen seit der damaligen Expedition ins ungewisse Asien genommen hat. 
 
Als der BASF-Aufsichtsrat Direktor Theodor Sproesser 1885 als Pionier nach China schickte, ließen sie ihm weitgehend freie Hand, wie er beispielsweise mit dem damals gerade erfundenen Teer-Farbstoff die neuen Absatzmärkte erschließen konnte. Sie sicherten ihn aber für die Reise in das ferne, exotische Land mit einer Lebensversicherung in Höhe von 100.000 Mark ab: „Falls etwas passiert wäre, sollte wenigstens seine Familie versorgt sein“, berichtet Michael Grabicki. „Wenn es gut laufen sollte war vereinbart, dass er nach einem Jahr die Prämie selbst zahlen musste.“ Und es lief gut für Theodor Sproesser – und BASF. Der Direktor schloss Verträge mit deutschen, im Chinahandel tätigen Firmen und bewies damit das richtige Gespür für den exotischen Markt: Die Zusammenarbeit mit den Partnern sollte immerhin bis in die 1980er Jahre währen. „Erst als das China-Engagement der BASF einen Umfang angenommen hatte, der eine eigene Organisation erforderte, trennte man sich in Freundschaft voneinander“, schildert Michael Grabicki den Grund für die Trennung von dem langjährigen Vertragspartner Jebsen & Co.
 
Doch nicht nur im 19. Jahrhundert zeigte BASF Mut und Geschick bei strategischen Entscheidungen. Sondern auch rund 100 Jahre später: Der Konzern entschied Mitte der 1990er Jahre, einen Verbundstandort in Nanjing zu errichten – gemeinsam mit dem führenden chinesischen Chemieunternehmen Sinopec. „Dieser Entschluss sorgte im Unternehmen für lange Diskussionen und stieß nicht nur auf Zustimmung“, weiß Michael Grabicki aus den Vorstandsprotokollen und Archivmaterialien. „Denn damals war nicht absehbar, wie der Reformkurs laufen würde, also ob sich China stärker öffnen oder aber abschotten würde.“ Doch aus heutiger Sicht war die Entscheidung richtig, wie auch die Zahlen beweisen: Die BASF erzielt in der Volksrepublik China, in Hongkong und Taiwan heute einen Umsatz von rund 5,5 Milliarden Euro. „BASF ist der größte ausländische Chemie-Investor in China und beschäftigt dort mehr als 8000 Mitarbeiter“, argumentiert Michael Grabicki. „Immerhin stammen aktuell rund 10 Prozent des Konzernumsatzes  aus dem Land.“ 
 
Dem Journalisten hat die Recherche als Mischung aus Forschung und Journalismus großen Spaß gemacht. Zudem hat er China dank der Schilderungen von Managern aus dem 19. und 20. Jahrhundert als Ergänzung zu seinen eigenen Beobachtungen und Reisen noch einmal aus einer anderen Perspektive kennen und schätzen gelernt. „China hat sich allein in den vergangenen 20 Jahren dramatisch verändert. Aber die Chinesen sind immer noch anderen gegenüber sehr aufgeschlossen und schätzen es, wenn man sich für ihre Kultur interessiert“, sagt  Grabicki. ▪
 
Michael Grabicki
„Eine lange Reise – Die Geschichte der BASF in China von 1885 bis heute“, 
406 Seiten, lieferbar auf Deutsch, Englisch und Chinesisch