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Was wir von Finnland lernen können

Bildung zuerst – von dem vorbildlichen Schulsystem profitieren alle in Finnland, auch die Premierministerin.

Thomas Borchert, 22.01.2020
Ein Erfolgsrezept: Kleine Lerngruppen, gut ausgebildete Lehrer
Ein Erfolgsrezept: Kleine Lerngruppen, gut ausgebildete Lehrer © picture alliance / dpa

Die 34-jährige Sanna Marin aus der Kleinstadt Pirkkala kann sich selbst als Beispiel anführen, wenn sie den Erfolg von Finnlands Schulwesen erklären soll: Die sozialdemokratische Politikerin kam in einer bildungsfernen Arbeiterfamilie zur Welt. Nach der Scheidung der Eltern wurde sie von der Mutter zunächst allein großgezogen, bis eine Partnerin einzog. Marin machte problemlos das Abitur und 2017 den Master in Verwaltungswissenschaften in Tampere. Gerade zwei Jahre später, Ende 2019, hat sie beim Amtsantritt als jüngste Regierungschefin der Welt ihr wichtigstes Ziel umrissen: „Finnland soll ein Land sein, in dem jedes Kind es zu etwas bringen kann.“

15 Jahre nach dem Abitur wurde sie Premierministerin: Sanna Marin.
15 Jahre nach dem Abitur wurde sie Premierministerin: Sanna Marin. © picture alliance / Photoshot

Als Finnland bei der ersten Pisa-Studie über Schulsysteme vor genau zwei Jahrzehnten ganz vorn lag, war Sanna Marin als Teenager sicher aufgehoben in Finnlands Gesamtschulsystem. Es liefert die ersten neun Schuljahre ganztägige Betreuung, mehr als 90 Prozent der Jugendlichen gehen danach drei Jahre ins Gymnasium. Kostenlose warme Mittagsmahlzeiten für alle Schülerinnen und Schüler sind ebenso Standard wie kostenfreie Schulbücher.

Zum hohen Niveau des Bildungswesens gehören neben der sorgfältigen Ausbildung des Lehrpersonals und einer großen pädagogischen Freiheit wenig Zensurendruck sowie geringe Klassengrößen und viele Hilfen von Spezialisten für „Problemfälle“. All das kostet. Finnland liegt mit 7,1 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (2015) bei den Bildungsausgaben auch auf dieser Rangliste weit vorn.

Eine warme Mahlzeit am Tag bekommen alle Schülerinnen und Schüler.
Eine warme Mahlzeit am Tag bekommen alle Schülerinnen und Schüler. © picture-alliance / Robert B. Fis

Trotz alledem sackte Finnland im Pisa-Ranking vor einigen Jahren deutlich ab. Die staatlichen und kommunalen Schulplaner reagierten mit neuen, mehr projektorientierten Konzepten – nach Pisa-Maßstäben erfolgreich. Solche Veränderungen lassen sich in einem Land mit fünf Millionen Menschen, relativ wenig Migranten und einem solide verankerten, positiven Bildungs-Konsens leichter und schneller umsetzen als etwa im viel größeren und föderalistischen Deutschland.

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Sorgen macht in Finnland, dass die Jungen den Mädchen bei allen Ergebnissen so deutlich  hinterherhinken. Der Vorsprung der jungen Frauen spiegelt sich seit dem Antritt der Regierung Marin auch in der Politik wider: Alle vier Koalitionsparteien werden von Frauen geführt, drei sind nicht älter als 35 Jahre.

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