Zum Hauptinhalt springen

Auslandsstudium: 
Deutschland im Fokus

Amerikanische Studierende interessieren sich zunehmend für Auslandsaufenthalte an deutschen Hochschulen.

Bettina Mittelstraß, 01.10.2015

„Im 21. Jahrhundert ist die Auslandserfahrung eine der wichtigsten Komponenten eines Lebenslaufs“, betont Allan E. Goodman, Präsident des renommierten Institute of International Education (IIE). Im internationalen Vergleich sind amerikanische Studierende jedoch noch nicht so viel im Ausland zu Studienzwecken unterwegs wie andere – weniger als zehn Prozent von ihnen sammeln derzeit internationale Erfahrung. Damit sich das ändert, motiviert das IIE mit der 2014 ins Leben gerufenen Initiative „Generation Study Abroad“ immer mehr junge Amerikaner, Studien- oder Praxiserfahrungen im Ausland zu gewinnen. Deutschland ist dabei das drittpopulärste Ziel und liegt bei den amerikanischen Studierenden deutlich im Trend.

Noch 2004 zählte das Statistische Bundesamt 2747 US-Amerikaner an deutschen Hochschulen; 2014 waren es bereits 4298. Noch deutlicher wächst die Zahl von Studierenden aus den USA, die in Deutschland auch einen Hochschulabschluss anstreben: Einen Anstieg um 72 Prozent allein für einen Zeitraum von fünf Jahren (2008–2013) verzeichnet die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung herausgegebene Publikation „Wissenschaft weltoffen“.

Hohe Qualität der Ausbildung

Auf der Wunschliste amerikanischer Studierender komme nach Großbritannien und Kanada gleich Deutschland, erläutert IIE-Vizepräsident Daniel Obst. „Das liegt unserer Ansicht nach auch an den über 1500 englischsprachigen Programmen, die Deutschland inzwischen für internationale Studierende, vor allem für Studierende im Master, anbietet.“ Diese wichtige Brücke über die Sprachbarriere ist nicht das Einzige, was Deutschland interessant macht. Nina Lemmens, Leiterin der DAAD-Außenstelle in New York, kennt die Motive für die hohe Nachfrage von Amerikanern nach einem Studium in Deutschland. „Das differenzierte und über Hunderte von Jahren etablierte deutsche Universitäts- und Hochschulsystem beeindruckt, weil es ein großes Spektrum an Studienmöglichkeiten abdeckt und gute Lehre bietet.“ Diese Voraussetzung garantiere eine qualitativ ausgezeichnete und international anerkannte Ausbildung mit hohem Praxisbezug, die auf internationalen Arbeitsmärkten Chancen biete.

Auch das traditionell enge Zusammenspiel von Forschung und Lehre in Deutschland ist für junge Amerikaner spannend. Besonders nachgefragt bei amerikanischen Studierenden sind derzeit intensiv betreute Aufenthalte an deutschen Universitäten für einen ersten Blick in die deutsche Forschungslandschaft schon während des Bachelorstudiums. Das „Research Internships in Science and Engineering“(RISE)-Förderprogramm des DAAD sei außerordentlich beliebt, sagt Nina Lemmens. Im Jahr 2014 gab es mehr als 2000 Bewerber. Grund dafür ist nicht nur die intensive Werbung, die Deutschland als Standort für Auslandsaufenthalte in den USA betreibt. Vielmehr sprächen sich die guten Erfahrungen in Deutschland unter den Studierenden herum und viele Geförderte entschieden sich anschließend für ein Masterstudium in Deutschland, berichtet Lemmens. „An deutschen Hochschulen hat sich in den letzten Jahren eine Willkommenskultur entwickelt, die diesen Trend unterstützt.“ Attraktiv wirke auch, dass Deutschland keine Studiengebühren verlange und ein sicheres Land mit einer stabilen Demokratie sei, von dem aus man mit deutschem Visum noch andere europäische Staaten besuchen kann. „Betreuung und Sicherheit ist auch den amerikanischen Eltern sehr wichtig.“

Enge deutsch-amerikanische Zusammenarbeit

Das stärker werdende Interesse amerikanischer Studierender an Deutschland komme dem deutschen Interesse entgegen, meint Stefan Hase-Bergen, Leiter der Geschäftsstelle GATE-Germany und des Bereichs Marketing im DAAD. „Um die Qualität unseres Wissenschaftssystems und unseren Weltmarktanteil von sechs Prozent der internationalen mobilen Studierenden zu erhalten, möchte Deutschland 2020 rund 350 000 Studierende aus dem Ausland begrüßen.“ Genau 301 350 Ausländer waren 2014 an deutschen Hochschulen eingeschrieben – sieben Prozent oder 19 000 mehr als 2013. Umgekehrt sammelt rund jeder dritte deutsche Studierende Erfahrungen im Ausland – und die Zahlen steigen. Kaum ein anderes Land zeige so viel Initiative im Bereich des internationalen Austauschs wie Deutschland, heißt es aus dem IIE, wo sich der DAAD und deutsche Hochschulen unter den rund 600 Partnerinstitutionen engagieren. „Wir pflegen daher die intensive Zusammenarbeit, um mehr über die Strategien zu lernen, mit denen deutsche Studierende ins Ausland geschickt werden“, sagt Daniel Obst. Gemeinsame Publikationen und Konferenzen und die Beteiligung hochrangiger deutscher Vertreter auf dem großen „Generation Study Abroad“-Gipfeltreffen Anfang Oktober 2015 in Washington, D.C., untermauern das gemeinsame Ziel, die heute so wichtige Auslandsmobilität in der Ausbildung junger Menschen kontinuierlich zu erhöhen.