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Keine klassische Behörde

Birte Steller erläutert im Interview, wie sich Menschen aus dem Ausland mit Hilfe des Hamburg Welcome Center ein neues Leben aufbauen.

07.07.2015
© dpa, Career

Das Hamburg Welcome Center sieht in qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland vor allem eines: wichtige Kunden. Birte Steller steuert die Einrichtung und erzählt im Interview, wie ihre Mitarbeiter ausländischen Fachkräften helfen und warum Service dabei groß geschrieben wird.

Frau Steller, im Jahr 2007 wurde das Hamburg Welcome Center gegründet. Was war der Anlass?

Wie viele andere deutsche Städte stellte auch Hamburg zu Beginn des neuen Jahrtausends fest, dass der demographische Wandel eine große Herausforderung ist und über kurz oder lang zu einem gravierenden Fachkräftemangel führen wird. Aktuell werden in Hamburg vor allem im Gesundheitsbereich, etwa in der Pflege, viele Fachkräfte gesucht. Deshalb haben wir uns schon früh Gedanken darüber gemacht, wie wir für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiver und zuwanderungsfreundlicher werden können. So kam die Idee zustande, ein bilinguales, serviceorientiertes Angebot zu entwickeln. Wir sprechen damit ausländische Fachkräfte an, die bereits einen Job haben, aber auch Menschen, die ihr Studium oder eine Ausbildung in Hamburg absolvieren. Zudem spielt die Integration von Fachkräften ohne Job in den deutschen Arbeitsmarkt zunehmend eine Rolle. Das gilt auch für Flüchtlinge, die entsprechend qualifiziert sind.

 

Worin genau besteht Ihr Angebot?

Zum einen bieten wir melderechtliche Services an und erteilen Aufenthaltsgenehmigungen. Zum anderen beraten und begleiten wir unsere Kunden bei ihrem Start in Hamburg. Den meisten Menschen greifen wir bei Job- und Wohnungssuche unter die Arme, bieten etwa Bewerbungstrainings und interkulturelle Schulungen an oder stellen den Kontakt zu Unternehmen her. Darüber hinaus vermitteln wir Deutschkurse, geben Tipps zur Kinderbetreuung und kümmern uns um miteingereiste Familienangehörige. Momentan integrieren wir einige bestehende Angebote in das Welcome Center wie die Leistungen zur zentralen Anerkennung ausländischer Abschlüsse und die Initiative „Make it in Hamburg“, die sich speziell um die Vermittlung qualifizierter ausländischer Fachkräfte an Unternehmen in Hamburg kümmert. Außerdem entwickeln wir weitere Angebote zur sozialen Integration. Im Jahr erteilen wir etwa 6.000 Aufenthaltsgenehmigungen und unsere gut zehn Mitarbeiter beraten etwa 25.000 Kunden.

 

Welchen Beitrag leisten Sie darüber hinaus?

Wir schaffen eine Qualitäts- und Servicestruktur, die nicht von der Qualität der staatlichen Einrichtungen für die Bürgerinnen und Bürger des Landes abweicht. Es geht eigentlich um die Einführung selbstverständlicher Servicestrukturen. Das ist uns gelungen, weil wir hoheitliche Aufgaben wie die Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen mit der allgemeinen Beratung verbinden und alles mit einer hohen Serviceorientierung versehen, etwa mit Terminen arbeiten; „Behördenleistung im Businessgewand“. In Neubürgerinnen und -bürgern sehen wir keine Bittsteller, wir sehen sie als wichtige Kunden. Ein solches umfassendes Serviceangebot in der Verwaltung ist aus unserer Sicht sehr wichtig.

 

Interview: Clara Görtz

 

welcome.hamburg.de

 

Dieser Text stammt aus dem "Karriere-Kompass Deutschland". Die App steht für Smartphones, Tablets und Blackberrys bei Google Play, iTunes und im Amazon App-Shop zum kostenfreien Download bereit. Weitere Informationen:

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