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Ein Think Tank mit Power

Das neue Mercator Institute for China Studies in Berlin hat sich schnell Gehör verschafft.

Gemma Pörzgen, 19.03.2015
© Stefan Maria Rother - Merics

Wer die hellen Räumlichkeiten des Mercator Institutes for China Studies (Merics) in Berlin-Mitte betritt, spürt, dass auf dieser weitläufigen Büroetage ein neuer Forschergeist weht. Die finanzkräftige Essener Mercator-Stiftung hat das Institut 2013 großzügig ausgestattet und für die nächsten fünf Jahre 18,4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Damit hat der Instituts-Direktor und China-Experte, Sebastian Heilmann, ideale Bedingungen, um eine moderne Denkfabrik aufzubauen. „Wir wollen China in seiner ganzen Vielfalt und Widersprüchlichkeit darstellen“, sagt der stellvertretende Direktor Björn Conrad. Die gegenwartsbezogene und praxisorientierte China-Forschung steht im Mittelpunkt. Conrad verkörpert den Typ des „Praktiker-Wissenschaftlers“, der bei Merics überwiegend tätig ist. Er setzt darauf, dass Merics ein differenziertes China-Bild vermittelt, damit in Politik und Wirtschaft kluge Entscheidungen getroffen werden können. Die größte Herausforderung sieht er in dem „Spagat zwischen unterschiedlichen Zielgruppen“, zwischen schnellen tagesaktuellen Einschätzungen und langfristiger Forschung auf hohem Niveau. 

Das Institut beschäftigt rund 30 Mitarbeiter, darunter 16 festangestellte deutsche und chinesische Wissenschaftler, die eine große Bandbreite von Themen abdecken – von Digitalisierung über das Finanzsystem bis zum sozialen Wandel in China. Merics legt besonderen Wert auf eine professionelle, moderne Öffentlichkeitsarbeit: „Die an China interessierte Community ist in Berlin viel größer, als wir angenommen haben“, sagt die Leiterin der Kommunikation, Kerstin Lohse-Friedrich. Zu den regelmäßigen Veranstaltungen in der „China-Lounge“ kommen oft mehr als hundert Besucher, darunter je nach Thema Diplomaten, Geschäftsleute, NGO-Vertreter, Journalisten, aber auch im Kunsthandel mit China tätige Galeristen. „Wenn wir Studien veröffentlichen, liest die keiner von alleine“, sagt sie – und sorgt auch dafür, dass die Publikation „China-Monitor“ lesefreundlich ist und weniger als zehn Seiten umfasst. Gerade in Ministerien reiche die Zeit oft nur dafür.  

Das Institut veranstaltet auch Experten-Treffen, bei denen mit China-Fachleuten anderer Institutionen der Austausch gepflegt wird. „Wir haben die Neugründung begrüßt, denn mehr China-Expertise ist wichtig“, sagt die China-Expertin des German Institute of Global and Area Studies (Giga) in Hamburg, Margot Schüller. Merics sei allerdings nicht etwa in einem Vakuum entstanden, betont sie, sondern in einer existierenden Forschungslandschaft mit dem Giga, der Stiftung Wissenschaft und Politik und anderen Forschungsinstituten. „Natürlich ist es Konkurrenz, aber das belebt die China-Debatte“, sagt Hanns Günther Hilpert, Leiter der Forschungsgruppe Asien in der SWP. „Das Institut ist mit viel Manpower ausgestattet und in der Außendarstellung sehr professionell.“ ▪