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Exzellente Außenstellen

Spitzenforschung treibt die Max-Planck-Gesellschaft auch durch drei besondere Standorte in Nordamerika voran.

Jan Oliver Löfken, 25.03.2015

Spitzenforschung lebt vom engen Austausch der besten Wissenschaftler weltweit. Doch bei internationalen Konferenzen, dem gegenseitigem Studium von Fachartikeln und einzelnen gemeinsamen Projekten will es die Max-Planck-Gesellschaft nicht belassen und ist deshalb weltweit präsent – dauerhaft auch an drei Standorten in Nordamerika.

„Jupiter in Florida war nicht gerade ein Zentrum der Wissenschaft“, erinnert sich der deutsche Medizin-Nobelpreisträger Bert Sakmann, der ab 2009 als wissenschaftlicher Direktor das Max Planck Florida Institute for Neuroscience durch seine Aufbauphase führte. Angesiedelt auf dem Campus der Florida Atlantic University ist es das erste Max-Planck-Institut in den USA. Das Ziel: von bildgebenden Verfahren bis zur Analyse von ungeklärten Hirnprozessen einen Querschnitt durch die moderne Neurowissenschaft zu bieten. Der Anstoß zur Institutsgründung kam vom damaligen Gouverneur von Florida, Jeb Bush, nach einem Ausflug nach Bayern. In Martinsried bei München sah er, wie rund um zwei Max-Planck-Institute eine ganze Region aufblüht. Das bayerische Biotech-Valley gilt als Vorbild für Jupiter und motivierte den Staat Florida und das zuständige County zu einer Start-investition von fast 200 Millionen Dollar.

Neun Arbeitsgruppen widmen sich nun grundlegenden Abläufen im Gehirn, wollen Signaltransport durch Neuronen und krankhafte Fehlfunktionen besser verstehen. „Damit haben wir eine kritische Masse an Wissenschaftlern erreicht“, sagt Sakmann. Besonders stolz ist der emeritierte Medizinprofessor, während der Aufbauphase mit David Fitzpatrick einen hoch engagierten Nachfolger gefunden zu haben. Als einer der führenden US-Neurowissenschaftler leitet er das Max-Planck-Institut seit 2011. „Mit dem Max-Planck-Modell können wir Wissen auf einem erstaunlichen Niveau generieren“, ist Fitzpatrick überzeugt.

Im Mittelpunkt steht dabei eine selbst für amerikanische Verhältnisse ungewohnt große Freiheit für die Forscher. Brillante junge Wissenschaftler können mit großzügigen Mitteln intensiv an ihren Ideen arbeiten und müssen ihre produktivste Zeit nicht in Förderanträge investieren. „Dadurch können wir Risiken eingehen und so in völlig neue Richtungen vorstoßen“, sagt Fitzpatrick, der auf eine wachsende Zahl von Veröffentlichungen in renommierten Fachblättern verweist. „Selbst amerikanische Entscheidungsträger, denen Max-Planck vorher kein Begriff war, sind begeistert von diesem Modell“, sagt Fitzpatrick. So schafft das Max Planck Florida Institute for Neuroscience das Grundlagenwissen für neue Therapien von neuronalen Krankheiten, die in immer engerer Zusammenarbeit mit der Florida Atlantic University und dem ebenfalls neu gegründeten Scripps-Florida-Institut entstehen.

„Ich kann nur empfehlen, solche Kooperationen auch in anderen Forschungsfeldern zu beginnen“, blickt Fitzpatrick über Florida hinaus. Genau das geschieht seit 2012 in Princeton und bereits seit 2010 in Kanada, wo das Max Planck-UBC Center for Quantum Materials in Vancouver eng mit der University of British Columbia zusammenarbeitet. Im Unterschied zu Florida steht hier nicht der Aufbau eines komplett neuen Forschungsstandorts im Mittelpunkt. Das Center fungiert als Plattform, um Grundlagenforscher von neun deutschen Max-Planck-Instituten mit der University of British Columbia zu vernetzen, gemeinsame Projekte und den Austausch von Wissenschaftlern über den Atlantik zu erleichtern. Gesetztes Ziel ist die tiefere Erkenntnis über Quanteneffekte in einer Vielfalt von Substanzen. Auf dieser Basis könnten in Zukunft neue Supraleiter für den widerstandslosen Stromtransport, effizientere Katalysatoren für die chemische Industrie und gänzlich neue Materialien mit exotischen Eigenschaften entwickelt werden.

Das Max-Planck-Princeton Center for Plasma Physics konzentriert sich auf Prozesse, die sowohl bei der Kernfusion als auch in der Astrophysik bei der Erforschung ferner Sonnen eine zentrale Rolle spielen. In den USA nimmt die Princeton University seit Langem eine führende Rolle in der Fusionsforschung ein, die in einigen Jahrzehnten zu einer unvergleichlich ergiebigen Energiequelle führen könnte. In Deutschland sind Max-Planck-Institute an den Standorten Garching, Göttingen und Greifswald beteiligt. „Wir wollen die Max-Planck-Gesellschaft mit ihrer Expertise in den USA bekannter machen“, sagt Sibylle Günter, Direktorin am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching. Mit immer mehr gemeinsamen Projekten und Workshops trage dieses Engagement nun erste Früchte.

In Nordamerika überzeugt die Max-Planck-Gesellschaft bereits zahlreiche Entscheider und Spitzenforscher. „Die Forschungslandschaft der USA kann enorm davon profitieren, ähnliche Ansätze wie in Deutschland zu verfolgen“, sagt David Fitzpatrick. Umgekehrt rücken deutsche Institute stärker in den Fokus von amerikanischen Wissenschaftlern, sei es für Gastaufenthalte oder langfristige Kooperationen.