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Innovative Städtepartnerschaft

Berlin wirbt um israelische Start-ups aus dem IKT-Sektor.

21.01.2014
© Deutscher Israelkongress ILI e.V./Mannhoefer - Start-Up Scene

In keinem anderen Land gibt es einen solchen Boom von Start-up-Unternehmen wie in Israel: Zwar zählt das Land nur knapp acht Millionen Einwohner, doch es gibt dort rund 4000 junge Unternehmen. Anders ausgedrückt: Auf rund 2000 Einwohner kommt eine Neugründung.

Auch Berlin hat gute Voraussetzungen, sich zu einer führenden Gründermetropole in Europa zu entwickeln: Bis 2020 können in der deutschen Hauptstadt mehr als 100 000 neue Arbeitsplätze durch Start-ups entstehen, prognostiziert das Beratungsunternehmen McKinsey. Die unangefochtene digitale Hauptstadt der Bundesrepublik ist bereits jetzt eine Metropole der Informations- und Kommunikationstechnologien: Alle 20 Stunden wird in Berlin ein neues Internetunternehmen gegründet.

Die beiden Städte könnten voneinander profitieren, dachten sich die Berliner – und werben verstärkt um israelische Jungunternehmer. So präsentierte sich Berlin zum Beispiel bis Mitte November 2013 mit einer großen Image-Kampagne in Israels Start-up-Metropole Tel Aviv. Dort organisierte die Standortmarketing-Gesellschaft Berlin Partner zusammen mit der Tourismusförderung Visit Berlin und dem Goethe-Institut sowie weiteren Partnern zahlreiche Veranstaltungen, die israelischen Unternehmern Lust auf die deutsche Metropole machen sollten.

Zudem fand im November auch der dritte Deutsche Israelkongress in Berlin statt. Im so genannten Business-Lab wurden mögliche Start-up-Synergien zwischen Israel und Deutschland ausgelotet. Israelische und deutsche Jungunternehmer, Investoren und Inkubatoren tauschten sich über die Risiko- und Innovationskulturen beider Länder sowie Möglichkeiten der Zusammenarbeit aus.

Konkret sollen so gemeinsam Modelle für Kooperationen entwickelt und neu gegründete Unternehmen auf dem Weg in das jeweils andere Land unterstützt werden. Ein Ergebnis: Die beiden Gründungshauptstädte Berlin und Tel Aviv wollen bis 2015 eine Start-up-Partnerschaft etablieren und neue Plattformen für Kooperationen sowie den gegenseitigen Austausch schaffen.

Schon jetzt gibt es einige Jungunternehmer aus Israel, die ihre Ideen in Berlin vorstellen, Kontakte zu möglichen Kunden knüpfen und sich sogar in Berlin ansiedeln. „Wie viele israelische Start-ups in Berlin sind, kann man nicht sagen, sie müssen sich ja nicht registrieren“, sagt Hemdat Sagi, Handelsattaché und Direktorin des Israel Tradel Center in Berlin. „Das israelische Know-how, das unserem Land den Titel ‚Start-up-Nation’ gegeben hat, ist aber sicherlich eine gute Ergänzung zu der jungen Start-up-Szene hier in Berlin.“

Sagi weiß, warum Berlin ein guter Ort für junge Unternehmen aus Israel ist: „Viele Israelis sehen die Vorteile von Berlin in den niedrigen Lebenshaltungs­kosten und der günstigen Miete für Büroflächen. Das sind Faktoren, die hilfreich für die Forschungs- und Entwicklungsphase eines Produkts sind“, erläutert Hemdat Sagi. Außerdem werde in Berlin derzeit innerhalb Deutschlands mit Abstand am meisten Risikokapital investiert. Die weltweit höchste Venture-Capital-Rate sei auch die Grundlage für den Start-up-Boom in Israel. Neben all den finanziellen Argumenten spreche auch ein „weiches“ Kriterium für die Stadt: „Berlin ist kosmopolitisch und hat Flair.“ Sicher ist, dass beide Städte von mehr Austausch profitieren werden. ▪

Sybille Wilhelm