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Pioniere des Austauschs

Deutsche und israelische Forscherinnen und Forscher gehörten zu den Ersten, die Beziehungen mit dem anderen Land aufnahmen. Ihre Zusammenarbeit ist bis heute lebendig, vielfältig – und sehr erfolgreich.

21.04.2016
© picture-alliance­/Keystone - Research

Die deutsch-israelische Wissenschafts- und Forschungskooperation gilt als wichtiger Wegbereiter der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel: Schon 1959 lud das Weizmann Institut for Science in Rehovot (WIS) eine deutsche Delegation der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) nach Israel ein. Diese Kontakte führten später zu den Programmen der Minerva-Stiftung – bis heute ein Herzstück der deutsch-israelischen Wissenschafts- und Forschungszusammenarbeit. Beiden Seiten war es dabei von Anfang an wichtig gemeinsame Forschung auf höchstem Niveau zu ermöglichen und zugleich enge persönliche und institutionelle Freundschaften und Verbindungen zu knüpfen.

Im Jubiläumsjahr 2015 feiern deutsche und israelische Wissenschaftseinrichtungen ihre vielfältigen, langjährigen und freundschaftlichen Beziehungen; sie sind sich ihrer Pionierrolle bei der Anbahnung der deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen durchaus bewusst. Und sie sind es auch, die die Wissenschaftsbeziehungen bis heute sehr lebendig halten: Alle Universitäten und ein großer Teil der Colleges in Israel haben Kooperationsabkommen mit deutschen Hochschulen geschlossen und forschen gemeinsam. Für das gegenseitige Verständnis besonders wertvoll ist der rege Austausch von Dozenten und Studierenden. Es kommt nicht selten vor, dass man im Weizmann-Institut in Rehovot Deutsch oder an der Humboldt-Universität in Berlin Hebräisch hört. An vielen israelischen Universitäten gibt es inzwischen zahlreiche Einrichtungen mit Deutschland-Bezug. Besonders spannend ist der „German Cluster“ an der Hebräischen Universität Jerusalem: Hier arbeiten der „Stiftungsfonds Martin-Buber Gesellschaft“, das „Center for German Studies“, das „Franz Rosenzweig Minerva Research Center for German-Jewish Literature and Cultural History“ und das „Koebner Center for German History“. Das „Minerva Center for Human Rights” und das „Minerva Institute for German History“ haben ihre Adresse an der Universität von Tel Aviv. Die Universität Haifa ist Sitz des „Bucerius Institute for Contemporary German History and Society“ und des „Haifa Center for German and European Studies“. Die Ben-Gurion Universität in Beer Sheva bietet gemeinsam mit der Universität Heidelberg einen Master-Studiengang „Modernes jüdisches Leben und Kultur“ an.

Starke Forschungsthemen

Die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung flankieren Programme der seit 1973 bestehenden interministeriellen Zusammenarbeit des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und seinen israelischen Partnerministerien, dem israelischen Wissenschaftsministerium (MOST) und dem Wirtschaftsministerium (MOE). Zu den wichtigsten gemeinsamen Forschungsthemen gehören Wassertechnologie, Meeresforschung, Biotechnologie und die zivile Sicherheitsforschung. Besondere Bedeutung haben neben den Programmen der Minerva-Stiftung die Deutsch-Israelische Stiftung für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung (GIF) und die Deutsch-Israelische Projektkooperation (DIP) sowie der Stiftungsfonds Martin-Buber-Gesellschaft.

Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) fördern die Zusammenarbeit mit israelischen Partnern. Bei den Regierungskonsultationen 2014 in Jerusalem betonten beide Regierungen die Bedeutung gemeinsamer Forschung und unterzeichneten eine „Gemeinsame Erklärung für eine verstärkte Zusammenarbeit in Wissenschaft, Forschung und Technologie“.

Viele Fördermöglichkeiten

Neben den Programmen des BMBF sind eine Reihe staatlich geförderter Organisationen – wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Alexander-von-Humboldt-Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), Politische Stiftungen und private Stiftungen – an der Förderung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit beteiligt. So möchte die Humboldt-Stiftung mit dem „German-Israeli Frontiers of Humanities-Program“ deutschen und israelischen Nachwuchswissenschaftlern aus den Geisteswissenschaften neue Möglichkeiten der gemeinsamen Forschung bieten. Mit ihrem israelischen Partner, der „Israel Academy of Sciences and Humanities“, hat die Stiftung vereinbart, jedes Jahr zu einem dreitägigen Symposium mit je 25 deutschen und israelischen Geisteswissenschaftlern einzuladen. Die Humboldt-Stiftung vergibt Forschungsstipendien für israelische Wissenschaftler in Deutschland; das Feodor Lynen-Forschungsstipendium ermöglicht Aufenthalte deutscher Wissenschaftler in Israel.

Deutsche und israelische Forscher arbeiten auch gemeinsam an der Lösung drängender Zukunftsfragen. Dazu gehört die Erforschung neurodegenerative Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer, Krebsforschung, epidemiologische Forschung zu Malaria oder die Erforschung alternativer Energieformen. Seit März 2014 arbeiten Deutsche und Israelis auch gemeinsam in der Neuropsychiatrie und neurogenetischen Verhaltensforschung am „Max Planck – Weizmann Laboratory for Experimental Neuropsychiatry and Behavioral Neurogenetics“ in Rehovot zusammen.

Der DAAD berät schon seit 1960 über seine Lektoren in Tel Aviv, Jerusalem und Haifa israelische Studenten und Lehrende über den Hochschul- und Wissenschaftsstandort Deutschland – mit Erfolg: allein 2013 gingen ca. 270 Israelis nach Deutschland, 370 Deutsche kamen nach Israel. Inzwischen entscheidet sich jeder zehnte israelische Student für einen Studienaufenthalt in Deutschland. Um diesen Trend zu unterstützen, hat der DAAD Mitte März 2014 ein Informationszentrum als zentrale Anlaufstelle für die Beratung von Studierenden und Wissenschaftlern in Tel Aviv eröffnet.

Europäische Perspektiven

Die Teilnahme Israels an dem neuen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizont 2020“ der Europäischen Union ist ein weiterer wichtiger Meilenstein zur Fortsetzung dieser einmaligen Erfolgsgeschichte. Fast die Hälfte aller israelisch-europäischen Wissenschaftskooperationsprojekte hat eine deutsche Beteiligung. Wichtige deutsche Partner sind dabei Institute der Fraunhofer- und der Max-Planck-Gesellschaft, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und das Forschungszentrum Jülich. Die Teilnahme Israels an „Horizont 2020“ stärkt die deutsch-israelische Zusammenarbeit durch europäische Impulse und sichert so die Zukunft der strategischen Wissenschaftspartnerschaft beider Länder.

Weitere Informationen auf der Gemeinschaftsseite zur Deutsch-Israelischen Zusammenarbeit www.cogeril.de.