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Wie Wissenstransfer Leben rettet

Deutsche und israelische Ärzte helfen beim Aufbau einer Kardioklinik in Tansania. Sie behandeln aber nicht nur Kinder mit Herzfehlern, fast noch wichtiger ist eine andere Aufgabe.

Christina Pfänder, 21.02.2018
Sagi Assa bei der Untersuchung eines Babies
Sagi Assa bei der Untersuchung eines Babies © Save a child‘s heart

Die Babys schwitzen, atmen schnell und schwer. Manche werden beim Schreien leicht blau im Gesicht. Kinder mit angeborenem Herzfehler zeigen typische Symptome – werden sie nicht behandelt, droht eine Herzinsuffizienz und damit der Tod. In den Industrienationen haben diese Kinder dank der meist guten medizinischen Versorgung beste Überlebenschancen. In vielen Ländern Afrikas ist das nicht so – zum Beispiel in Tansania.

Dagegen kämpfen ein Deutscher und ein Israeli gemeinsam mit ihren Teams: Professor Felix Berger, Leiter der Kliniken für Angeborene Herzfehler am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) und an der Charité-Universitätsmedizin Berlin, und Dr. Sagi Assa, Kinderkardiologe am Wolfson Medical Center in Tel Aviv. Zusammen mit 20 Medizinern und Pflegekräften der beiden Kliniken reisen sie seit 2016 einmal im Jahr für eine Woche nach Dar es Salaam und leisten dort am Jakaya Kikwete Cardiac Institute Muhimbili Hilfe: Die Ärzte nehmen Eingriffe mit dem Herzkatheter vor und – das ist mindestens so wichtig – geben ihr Fachwissen an tansanische Mediziner weiter.

Medizinisches Knowhow weitergeben

„Langfristig sollen die einheimischen Mediziner die Kinderkardiologie eigenständig betreiben“, sagt Berger. „Ein Chirurg, der am Wolfson Medical Center trainiert wurde, operiert bereits einfache Herzfehler; das Herzkatheter-Programm ist allerdings noch im Aufbau.“ Das internationale Team schult die tansanischen Kollegen im Umgang mit dem Katheter, aber auch im Screening potentieller Patienten. Initiiert wurde die Mission von der israelisch-internationalen Organisation „Save a Child’s Heart“ (SACH), die in vielen Ländern an einer Verbesserung der medizinischen Versorgung für Kinder mit Herzfehlern arbeitet. Sagi Assa, der sich bereits seit 15 Jahren für SACH einsetzt, hatte die Idee für das Projekt in Tansania – und bildete sich dafür zwei Jahre lang am renommierten DHZB in Berlin weiter. Als er seine Berliner Kollegen fragte, ob sie sich ebenfalls in Tansania engagieren wollten, waren die sofort mit dabei. „Für mich ist es eine Ehre, weiter mit ihnen zusammenzuarbeiten“, sagt Assa.   

Hoher Einsatz der deutsch-israelischen Teams

Wenn das deutsch-israelische Ärzteteam in Dar es Salaam ist, warten Familien, die oft tagelang unterwegs waren, in der Klinik auf die Behandlung. Helfer von SACH haben die Kinder, die für das minimalinvasive Verfahren in Frage kommen, zuvor im ganzen Land ausfindig gemacht. „Für uns sind das immer sehr lange, arbeitsreiche Tage“, sagt Berger, „schließlich wollen wir so vielen Patienten wie möglich helfen.“ Trotz des engen Zeitplans gehen die Kardiologen mit großer Sorgfalt vor, betont Assa: „Kein Fall ist wie der andere. Bei schwierigen Diagnosen besprechen wir erst im Team, welche Behandlung in Frage kommt.“

Obwohl die Kinder meist an einfachen Herzfehlern leiden, stehen die Ärzte oft vor Herausforderungen: „Da die Defekte nicht gleich nach der Geburt behandelt wurden, sind sie hochkomplex geworden“, erläutert Berger. Intensive Beratungen erforderte auch der Herzfehler eines neun Monate alten Jungen, der in schlechter körperlichen Verfassung zur Voruntersuchung kam. „Die Katheterbehandlung stellte ein Risiko für den kleinen Patienten dar, deshalb haben wir lange überlegt, ob wir sie anwenden können“, erzählt Sagi Assa. Die Mediziner entschieden sich für die Therapie – und retteten Swalehe das Leben. „Zwei Tage nach der Operation lutschte er mit einem Lächeln im Gesicht schon wieder ein Bonbon, das war auch für uns Ärzte ein beglückender Moment.“

Auch die große Einsatzbereitschaft der tansanischen Mediziner, Pflegekräfte und Techniker motivieren das deutsch-israelische Team. „Wir sind ebenso mit großem Enthusiasmus dabei und haben das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun“, sagt Felix Berger.

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