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Deutsch-israelischer Jugendaustausch in schwierigen Zeiten

Ella und Laureen lernen sich beim deutsch-israelischen Jugendaustausch kennen. Wegen des Krieges können sie sich nicht mehr besuchen – doch der Kontakt bleibt. 

Autorin_Vanessa_SchmidtVanessa Schmidt, 08.05.2024
Ella (l.) und Laureen haben sich über einen Jugendaustausch kennengelernt.
Ella (l.) und Laureen haben sich über einen Jugendaustausch kennengelernt. © privat/Anke Spieker

„Wir hatten beide das Gefühl, uns schon seit Jahren zu kennen. Es hat sich direkt wie Familie angefühlt“, erinnert sich Laureen Spieker an den Besuch von Ella Shafran in den Sommerferien 2023. Die beiden Jugendlichen verbrachten im Rahmen eines deutsch-israelischen Jugendaustauschs zwei Wochen in Deutschland zusammen. „Für mich war es eine ganz besondere Erfahrung, Teil einer anderen Familie zu sein – und das in einer ganz anderen Kultur“, sagt Ella. 

Geschichte, Kultur oder auch der Besuch eines Freizeitparks standen auf dem Programm, aber vor allem lernten die beiden in Deutschland im Alltag voneinander. So zeigte Ella Lauren etwa, wie man das traditionelle israelische Eiergericht Shakshuka zubereitet. „Vorher fand ich Essen mit Eiern ziemlich langweilig, jetzt nehme ich mir öfter mal Zeit, um Ellas Gericht zu kochen“, erzählt Laureen. Und Ella isst jetzt hin und wieder Haferbrei, den es bei ihrer deutschen Gastfamilie gab. „Irgendwie lustig, dass wir uns beim Essen so beeinflusst haben“, sagt die junge Israelin. 

„Der 7. Oktober war ein Einschnitt“

Beide erinnern sich noch Monate später gerne an die gemeinsame Zeit. Über den deutsch-israelischen Jugendaustausch sagt Laureen deshalb: „Ich würde jederzeit nochmal mitmachen.“ Doch die Zeiten haben sich seit dem Sommer 2023 geändert. Der Terrorangriff der radikalislamistischen Hamas am 7. Oktober 2023 und die Gegenoffensive Israels im Gazastreifen waren da noch weit weg. Laureens geplanter Gegenbesuch in Israel konnte deshalb noch nicht stattfinden. 

„Der 7. Oktober war ein Einschnitt, den wir alle erstmal verstehen mussten“, sagt ConAct-Leiterin Christine Mähler. Das Koordinierungszentrum für den deutsch-israelischen Jugendaustausch ist eine Einrichtung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und fördert jedes Jahr rund 300 Projekte der außerschulischen Bildungs- und Austauscharbeit.

Gründung der Initiative „We are connected” 

Seit Kriegsausbruch pausiert der Jugdendaustausch zwischen Israel und Deutschland in seiner klassischen Form. Doch die Partnerschaft ist nach wie vor sehr lebendig. So wurde etwa im Dezember 2023 die Initiative „WE ARE CONNECTED. German-Israeli Youth Exchange in Support for Israel“ gegründet. „Wir wollen damit die Verbundenheit zwischen den beiden Ländern betonen und zeigen, dass wir nach wie vor in engem Kontakt zueinanderstehen“, sagt Mähler. Als Alternative zum direkten Austausch werden etwa Online-Meetings angeboten. 

Ein Netzwerktreffen zum deutsch-israelischen Jugendaustausch
Ein Netzwerktreffen zum deutsch-israelischen Jugendaustausch © Ruthe Zuntz

Ein zentrales Thema für das Koordinierungszentrum ist der Austausch und die Auseinandersetzung mit dem Nahost-Konflikt. Dazu fand etwa ein Netzwerktreffen mit Fachkräften der Jugend- und Bildungsarbeit aus Deutschland und Israel statt. „Die Veranstaltung diente dazu, die pädagogischen Herausforderungen zu diskutieren, die sich für die bilaterale Austauscharbeit aus den Folgen des 7. Oktober in Israel ergeben – und setzt gleichzeitig ein starkes Zeichen der Verbundenheit zwischen beiden Ländern“, erklärt ConAct. 

Auch Laureen und Ella tauschen sich über den Konflikt aus, mehrmals pro Woche schreiben sie sich. Für die beiden steht fest, dass Laureen irgendwann nach Israel kommen wird. „Wir arbeiten an einer Lösung, um den Besuch in Israel nachzuholen, sobald es möglich ist“, sagt die junge Deutsche. „Ansonsten organisieren wir das privat.“