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Immer auf dem neuen Stand der „grünen Technik“

Die Renewables Academy (RENAC) mit Sitz in Berlin bildet weltweit Energieexperten aus – auch in Lateinamerika.

24.03.2014
© RENAC - Renewables Energy

Es war ein historischer Schritt: 75 Jahre lang lag der Ölkonzern Pemex in der Hand des mexikanischen Staates. Ende 2013 unterschrieb Präsident Enrique Peña Nieto ein Gesetz zu einer tiefgreifenden Reform der Energieversorgung, nach dem auch Firmen in privater Hand Öl und Gas fördern dürfen. Das Gesetz soll wirtschaftliche Vorteile bringen und sich positiv auf die Energieversorgung auswirken. Allerdings müssen viele Raffinerien dringend erneuert werden, was weitere Investitionen nötig macht.

Weniger Beachtung erfährt eine andere Energiequelle, über die das Land verfügt. Im Gegensatz zu Öl und Gas ist sie unerschöpflich und einfacher zu nutzen: die Sonne. „Einige Unternehmer haben das bereits erkannt und sind in den Solarenergiemarkt eingestiegen“, so Anja Haupt, Projektleiterin bei der Berliner Renewables Academy (RENAC). Flächendeckend etabliert sei die alternative Energiequelle aber noch nicht. Schuld daran ist nicht die Technologie, denn sie ist weltweit verfügbar – inzwischen sogar zu günstigen Preisen.

Das Problem: Der Arbeitsmarkt konnte mit den technischen Innovationen kaum Schritt halten, es mangelt an Fachkräften – an Technikern, die die Solarmodule anbringen, warten sowie reparieren können, und an Ingenieuren, die die Anlagen planen und umsetzen. Diese Lücke möchte die mexikanische Regierung schließen und hat die RENAC beauftragt, im mexikanischen Puebla ein Trainingszentrum für Photovoltaik und Solarthermie aufzubauen. Gefördert wird es von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). In Onlinekursen informieren sich die Teilnehmer grundlegend über die Solarenergie, in Präsenzseminaren vertiefen sie ihr Wissen und wenden es an. Die Lehreinheiten sollen so eingängig wie möglich sein. Deshalb schulen Anja Haupt und ihre Berliner Kollegen in sogenannten „Train-the-Trainer“-Seminaren auch die mexikanischen Ausbilder, entwickeln Lehrmaterial, richten das Trainingszentrum ein und bringen den Teilnehmern bei, wie sie einen guten Vortrag halten.

Neben dem Projekt in Mexiko betreuen die 24 Berliner Mitarbeiter der RENAC weitere Initiativen rund um alternative Energien – in 134 Ländern und mit 3400 Teilnehmern. „Unser Ziel ist es, weltweit Wissen über Erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu vermitteln. Und zwar zugeschnitten auf die unterschiedlichen Zielgruppen und in den jeweiligen Sprachen“, erläutert Berthold Breid, Geschäftsführer der RENAC.

Als er die Akademie 2008 gründete, gab es keine vergleichbare Einrichtung – weder in Deutschland noch international. Dabei war der Bedarf an beruflicher Weiterbildung in diesem Bereich groß. Das wusste Breid, weil er zuvor für die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die Europäische Union Projekte zur Förderung der Photovoltaik in Deutschland und Europa betreut hatte. „Der technische Fortschritt im Energiebereich erfordert neue Ausbildungskonzepte, aber diese waren 2008 kaum entwickelt.“ Die von ihm gegründete unabhängige Einrichtung bietet neben Studien und Marktforschung auch Seminare, Vorträge, Workshops und Trainings an.

Die Teilnehmer arbeiten unabhängig von institutionellen oder geographischen Grenzen zusammen und profitieren von der Erfahrung der anderen Teilnehmer. „Ich bin immer wieder überrascht, zu welchen Synergieeffekten das führt“, so der RENAC-Chef. Ähnliche Beobachtungen macht er in den beiden internationalen Masterstudiengängen, die die RENAC in Kooperation mit zwei Berliner Hochschulen anbietet. Durch sie ist auch der Nachwuchs immer auf dem aktuellen Stand der „grünen“ Technik. ▪

Clara Görtz