Zum Hauptinhalt springen

Auf der Suche nach neuen Formaten

Die Transmediale und das CTM-Festival in Berlin zeigen neue Formate des postdigitalen kulturellen Events.

02.02.2016
© LaTurbo Avedon - CTM-Festival

Die Schlagzeugschläge klingen wie Schüsse. Kein Wunder. Die Instrumente bestehen aus Waffen. Mit seinem Projekt „Disarm“ demonstriert der mexikanische Architekt und Bildhauer Pedro Reyes auf im Wortsinn entwaffnende Art und Weise, wie die negativen Instinkte des Menschen aus Aggression, Gewalt und Zerstörungswut in kreative Impulse verwandelt werden können. „Das ist alles gefertigt aus Metall, das dein oder mein Leben nehmen könnte“, erläutert der Künstler sein Kunstwerk. Seine „Instrumente“ heißen „Kalashniclock“ oder „Trigger Puller“ und bestehen aus ehemaligen Gewehren und Pistolen. Ihre materielle Herkunft  kann man diesen Schlagwerken bei genauem Hinschauen ansehen. Getreu dem Bibelzitat „Schwerter zu Pflugscharen“ hat Reyes bereits vor acht Jahren von der Polizei  in Mexiko konfiszierte Waffen zu Schaufeln umgeschmiedet und ausgestellt. Zusammen mit Musikern und Digitaltechnikern hat der mexikanische Künstler, der auch schon bei der Documenta in Kassel zu sehen war, nun Musik für seine Waffen-Instrumente komponieren und digital umsetzen lassen. Das Stück heißt „Requiem für alle Gewaltopfer“.  

Spannende Projekte an vielen Orten des Berliner Nacht- und Kulturlebens

Zu sehen und zu hören ist es beim diesjährigen CTM-Festival, das  vom  29. Januar bis zum 7. Februar 2016 an vielen Orten des Berliner Nacht- und Kulturlebens bereits zum 17. Mal  elektronische, digitale und experimentelle Musik präsentiert. 150 Konzerte mit Teilnehmern aus 25 Ländern stehen auf dem Programm, das parallel und in Kooperation mit der Transmediale  (3. bis 7. Februar) veranstaltet wird. Das „Leuchtturmprojekt der Gegenwartskultur“ wird von der  Kulturstiftung des Bundes gefördert. Gemeinsam bilden beide Festivals eine der weltweit größten Plattformen zur künstlerischen Reflexion neuer Technologien und digitaler Kultur.

Unter dem Motto „Conversation Piece“ soll die Transmediale auch in ihrem 29. Jahr in Berlin eine Plattform für intensiven Austausch bieten. Das Festival für Kunst und digitale Kultur will laut eigenem Anspruch „einen kritischen Blick auf die Konversation an sich werfen und das Format des postdigitalen kulturellen Events neu denken“. Ergründet werden sollen die heutigen Voraussetzungen für kulturelle Produktion und Teilhabe. In der Eröffnungsnacht wird im Haus der Kulturen der Welt die Installation „Parallelograms“ von Steve Rowell aufgebaut, ein dokumentarisches Videoprojekt über die Schattenseiten von Geld und Macht, Wirtschaftslobbyismus und private Einflussnahme im politischen Alltag. 

Als gemeinsames Auftragswerk des CTM-Festivals und der Transmediale steht  unter dem Titel „Still be here“ die synthetische Manga-Pop-Ikone Hatsune Miku im Zentrum einer Performance und Installation. An ihrem Beispiel soll die Dynamik zwischen Fans, Geld und sozialem Begehren nachgezeichnet werden, die sich so ähnlich auch in der Verehrung synthetischer Popstars findet. Ursprünglich nur als Maskottchen für einen Stimmsynthesizer entworfen, wurde aus der Kunstfigur eine weltweit verehrte Cyber-Celebrity mit unzähligen Fans, Stadionauftritten als virtuelle 3D-Projektion und mehr als 100.000 veröffentlichten Songs.

Transmediale vom 3. bis 7. Februar 2016 in Berlin

CTM-Festival vom 29. Januar bis 7. Februar 2016 in Berlin

www.transmediale.de

www.ctm-festival.de

© www.deutschland.de