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„Wir wollen die gelebte Demokratie stärken“

Wieso Design wichtig für unsere Demokratie ist, erzählt Matthias Wagner K, Projektleiter von „Design for Democracy“. 

Jessica Krauß , 16.11.2023
World Design Capital 2026
World Design Capital 2026 © mojolo/AdobeStock

Die World Design Organization (WDO) zeichnet alle zwei Jahre Städte aus, die durch ihren effektiven Einsatz von Design die wirtschaftliche, soziale, kulturelle und ökologische Entwicklung fördern. 2026 geht diese Auszeichnung an die Region Frankfurt RheinMain. Das Projektteam von Professor Matthias Wagner K setzte sich im Finale gegen den Wettbewerber aus Riad (Saudi-Arabien) durch. Wagner K ist Direktor des Museums Angewandte Kunst in Frankfurt am Main.

Professor Matthias Wagner K, Projektleiter
Professor Matthias Wagner K, Projektleiter © Stefanie Kösling+

Herr Wagner K, die Metropolregion Frankfurt RheinMain ist mit der Projektidee „Design for Democracy. Atmospheres for a better life.“ zur World Design Capital 2026 gekürt worden. Wo liegt der Zusammenhang zwischen Design und Demokratie?
Wir freuen uns und sind stolz, als erste deutsche Region den von der WDO vergebenen Titel erhalten zu haben. Wenn wir uns die Geschichte der Region anschauen, dann gab es hier oftmals umfassende gesellschaftliche Veränderungen durch Gestaltung und angewandte Wissenschaften. Vor 500 Jahren revolutionierte Johannes Gutenberg die Kunst des Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern, unter dem Namen „Das Neue Frankfurt“ reformierte Ernst May in den 1920er-Jahren den sozialen Wohnungsbau, um nur zwei Beispiele zu nennen. Wir müssen Design nicht nur als die Gestaltung des unmittelbar Wahrnehmbaren verstehen, sondern auch als Gestaltung gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse.

Welches globale Signal soll von dem Projekt ausgehen?
Das Thema „Design for Democracy. Atmospheres for a better life.“ soll in die ganze Welt getragen werden. Im Jahr 2026 möchten wir Menschen aus allen Ländern einladen, zu uns zu kommen, um anhand von hier entstandenen Praxisbeispielen in zahlreichen Handlungsfeldern wie etwa Bauen, Mobilität, Öffentlicher Raum, Konsum und Kultur über Zukunftsfähigkeit zu diskutieren. Das Motto lautet daher auch: aus der Region heraus, in die Region hinein. Wir wollen die gelebte Demokratie stärken und zeigen, wie sich daran beteiligt werden kann. Wir nehmen die Herausforderungen unserer Zeit an und sehen Design als ein Werkzeug, das ein friedliches gesellschaftliches Miteinander befördern kann.

Was bedeutet der Titel „World Design Capital 2026“ für Frankfurt und die Region, aber auch für ganz Deutschland?
Dieser internationale Titel, der weltweit kommuniziert wird, schafft erstmal viel Aufmerksamkeit. Wir erhoffen uns, dass wir damit die Umsetzung von verschiedensten Projekten beschleunigen können und durch die Beteiligung vieler Menschen ein neues WIR-Gefühl in der Region entsteht. Wir hoffen, dass unsere Vision auch über 2026 hinaus noch weitergeführt wird. Das Motto „Atmospheres for a better life“ ist eigentlich ein Versprechen in die Zukunft, also dass wir das bessere Leben noch gar nicht erreicht haben. Das verlangt eine Auseinandersetzung mit den zahlreichen Herausforderungen, etwa durch den Wandel des Klimas oder der Gefährdung unserer freiheitlichen Demokratie. Anhand von konkreten Praxisbeispielen hier vor Ort zu zeigen, wie gute Gestaltung helfen kann, gemeinsam etwas tun zu können, wäre ein fantastisches Ergebnis der Word Design Capital Frankfurt RheinMain 2026.