Die neue Design-Generation
Design in Deutschland geht neue Wege – wir stellen drei Vorbilder vor, die Modernität mit Bewährtem verbinden.
Design aus Deutschland hat viele Klassiker hervorgebracht: Möbel sind da zu nennen, Stereogeräte und Autos. Wir stellen euch Designer der neuen Generation vor, die vielleicht die Klassiker von morgen gestalten:
Hanne Willmann – Tüfteln statt Basteln
Die Berliner Produkt- und Möbeldesignerin widersetzt sich gängigen Klischees. Ihre Arbeitsweise sei „erratisch und sprunghaft“, hat sie einmal behauptet. Man könnte auch schnell und entscheidungsfreudig dazu sagen, denn sie arbeitet an vielen Projekten gleichzeitig, allein sowie im Team. Bekannt wurde sie vor allem mit ihren präzisen und klar gestalteten Entwürfen. Namhafte internationale Hersteller – etablierte Unternehmen genauso wie Newcomer – sind ihre Auftraggeber. Preisgekrönt ist etwa ihr Tischprogramm „Vida“, aufsehenerregend auch ihr Sofa „Naila“.
Hanne Willmann studierte an der Universität der Künste in Berlin, arbeitete bei der Gruppe Autoban in Istanbul und bei Werner Aisslinger in Berlin, bevor sie sich selbstständig machte. Inzwischen gehört sie zu Vorbildern einer neuen Generation von Designerinnen und Designern.
Ihr Wissen, wie man etwas umsetzt und produziert, gibt sie auch an Hochschulen weiter. So lehrt sie Technologie und Konstruktion in Berlin und Dessau. Mindestens so wichtig wie der Bezug zur Industrie ist ihrer Designgeneration die „starke Hingabe ans Handwerk“. Hanne Willmann spricht selbst von einem „hohen Maß an Individualität und Selbstvertrauen“, das ihre Produkte ausstrahlen, wobei diese dennoch „ihre Bescheidenheit bewahren.“
Ana Relvão und Gerhardt Kellermann – Handhabung vor Dekoration
Effizienz, Funktion, Zuverlässigkeit, Orientierung am Gebrauch: Schlagworte, die zeitweise sehr eng mit deutschem Design assoziiert wurden. Auch Eleganz und Emotion spielten mit hinein. Gibt es noch Designerinnen und Designer, die dieser traditionellen Spur folgen und zugleich mit Ansprüchen von heute kombinieren? Die Arbeit von Relvãokellermann, einem 2014 in München gegründeten Designbüro, liefert praktische Antworten. So gehören zum Werk von Ana Relvão und Gerhardt Kellermann etwa ein minimalistisch-durchdachter Einbauofen mit besonders großem Fenster oder die elegante Kaffeemaschine „youn“.
Relvão und Kellermann haben Industrial Design studiert, sie in Lissabon, er in Stuttgart. Als Fotograf setzt Gerhardt Kellermann nicht nur eigene Entwürfe ins Bild. Viele Architekten und Designerkollegen engagieren ihn zur sachlich-emotionalen Darstellung ihrer Projekte. Auch seine fotografischen Portraits finden breite Anerkennung.
Bei den Entwürfen von Relvãokellermann steht „Handhabung vor Dekoration“, eine bemerkenswerte Aussage in Zeiten, in denen Design eher als Stilfrage gilt denn als technisch-konstruktive Kompetenz.