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Deutsche Premieren in Cannes

Eine junge Hamburgerin gibt ihr Debut an der Seite von Johnny Depp. Iris Knobloch ist erste Präsidentin der Festspiele.

16.05.2023
Königin aus Deutschland: Pauline Pollmann spielt Marie Antoinette.
Königin aus Deutschland: Pauline Pollmann spielt Marie Antoinette. © picture alliance/dpa

Für die 19-jährige Pauline Pollmann wird bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes ein Märchen wahr: An der Seite von Superstar Johnny Depp spielt sie die französischen Königin Marie Antoinette in „Jeanne du Barry“. Das üppig ausgestattete Historiendrama der preisgekrönten französischen Filmemacherin Maïwenn eröffnet die 76. Internationalen Filmfestspiele in Cannes.

Für die deutsche Nachwuchsschauspielerin und frisch gebackene Abiturientin aus Hamburg ist Cannes der Höhepunkt ihrer jungen Karriere. Im Grundschulalter ging die Tochter eines Fernsehproduzenten bereits zu Theaterkursen und Workshops – obwohl ihre Eltern das eigentlich nicht wollten. Dort sei eine Agentur auf sie aufmerksam geworden, erzählt Pollmann. Die habe ihr immer mal wieder kleine Fernsehrollen angeboten, für die sie dann von der Schule freibekam. Ihre Agentur vermittelte Pollmann vor zwei Jahren ein Video-Casting für den damals noch geheimen Film Maïwenns. Etliche Castings sowie Crash-Sprachkurse in Paris später erfuhr Pollmann von der Regisseurin, Co-Autorin und Hauptdarstellerin, dass sie die Rolle bekommt. „Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Es war wirklich wie im Märchen“, erzählt sie.

Die Deutsche Iris Knobloch ist die erste Präsidentin der Filmfestspiele.
Die Deutsche Iris Knobloch ist die erste Präsidentin der Filmfestspiele. © picture alliance/dpa

Erstmals in der Geschichte der Internationalen Filmfestspiele sitzt eine Frau dem Festival vor und zum ersten Mal hat den Vorsitz kein Franzose: Iris Knobloch aus München soll die Festspiele nach Beschluss des Verwaltungsrats bis 2025 leiten. Knobloch arbeitete rund 25 Jahre in leitenden Funktionen bei WarnerMedia, davon 15 Jahre als Präsidentin von Warner Bros. France. „Als überzeugte Europäerin habe ich mich im Laufe meiner Karriere immer für das Kino eingesetzt, sowohl in Frankreich als auch auf internationaler Ebene, und ich freue mich, dass ich mein Bestes geben kann, damit dieses Weltereignis einflussreich bleibt“, sagte Knobloch.

Sandra Hüller spielt in zwei Dramen mit, die im Wettbewerb laufen.
Sandra Hüller spielt in zwei Dramen mit, die im Wettbewerb laufen. © picture alliance/dpa

Knobloch und Pollmann sind aber nicht die einzigen Deutschen an der Croisette: Festivalleiter Thierry Frémaux hat seine Bewunderung für zwei deutsche Filmschaffende im diesjährigen Wettbewerb ausgedrückt. Schauspielerin Sandra Hüller ist in gleich zwei Filmen zu sehen, die um die Goldene Palme konkurrieren. „Sie ist eine fantastische Schauspielerin und wir sind glücklich, sie wieder in Cannes zu sehen“, sagte Frémaux. Hüller spielt in dem Film „Zone of Interest“, der von Rudolf Höß erzählt, der Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz war (Regie Jonathan Glazer). In „Anatomie d‘une chute“ von der Regisseurin Justine Triet verkörpert Hüller eine Mutter, die des Mordes verdächtigt wird.

Wim Wenders ist einer der großen Regisseure des internationalen Kinos und mit zwei Filmen in Cannes vertreten.
Wim Wenders ist einer der großen Regisseure des internationalen Kinos und mit zwei Filmen in Cannes vertreten.

Eine besondere Beziehung hat Festivalleiter Frémaux auch zu Regisseur Wim Wenders, dessen Spielfilm „Perfect Days“ im Wettbewerb um die Goldene Palme läuft. Außerdem zeigt Wenders den 3D-Dokumentarfilm „Anselm“ über den deutschen Künstler Anselm Kiefer. „Wim Wenders ist jemand, für den ich große Bewunderung habe“, sagte Frémaux. Wenders Doku hat am 17. Mai Premiere, „Perfect Days“ am 25. Mai.

Schauspielerin Paula Beer sitzt in der Jury der Kategorie „Un Certain Regard“.
Schauspielerin Paula Beer sitzt in der Jury der Kategorie „Un Certain Regard“. © picture alliance/dpa

Auch in den Jurys ist Deutschland vertreten. Schauspielerin Paula Beer ist Mitglied der Jury für die Nebensektion „Un Certain Regard“. „Am meisten freue ich mich darauf, diese besondere Auswahl von 17 Filmen zu schauen und mit meinen Kollegen darüber zu sprechen“, sagte die 28-Jährige der dpa. Beer wurde 2016 für ihre Rolle in dem Film „Frantz“ bei den Filmfestspielen in Venedig mit dem  Preis der besten Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet, 2020 gewann sie den Silbernen Bären in Berlin und den Europäischen Filmpreis für ihre Rolle in „Undine“. (mit dpa)