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Die Türöffner

Von der Monatszeitung, die über Politik und Alltag in Deutschland informiert, bis hin zum Dialogportal – in Deutschland gibt es eine Vielzahl an arabischsprachigen Medien. Online bieten sie auch Inhalte auf Deutsch und Englisch.

Hendrik Bensch, 30.09.2016

Fady Jomar ist ein erwachsener Mann und muss doch plötzlich wieder die Schulbank drücken. Pausenbrote schmieren, Bücher und das Schreibheft zusammenpacken – die Nervosität vor dem ersten Schultag in Deutschland. Wie der syrische Flüchtling diese ungewohnte Situation erlebt hat, beschreibt er in Abwab, der ersten arabischsprachigen Monatszeitung in Deutschland.

Abwab bedeutet „Türen“. Und so verstehen die Macher die Zeitung auch: Als Türöffner für ein Verständnis zwischen gebürtigen Europäern und Geflüchteten. Auf 28 Seiten informieren die Autoren über Politik, Kultur und Alltägliches in Deutschland. Und so geht es in Abwab beispielsweise um die Hochschullandschaft. Autoren schreiben über Feminismus und die Rolle der Frau in der deutschen Gesellschaft. Sie informieren über ganz Alltägliches wie die Frage, warum die Schultüte in Deutschland für Erstklässler ein Muss ist. Und sie berichten über Themen aus ihren Herkunftsländern, wie etwa Entwicklungen in Syrien.

Um die Inhalte der Zeitung kümmern sich fünf bis sechs fest angestellte Redakteure. Weitere Journalisten, Dichter und Musiker aus einem arabischsprachigen Autorennetzwerk liefern Beiträge. Fast alle leben in Deutschland. Chefredakteur ist der syrisch-palästinensische Schriftsteller und Journalist Ramy Al-Asheq, der aus Syrien geflohen ist und heute in Köln lebt. „Das Besondere an der Zeitung ist, dass sie von Flüchtlingen für Flüchtlinge gemacht wird“, sagt Necati Dutar. Er hat die Zeitung mit konzipiert und vermarktet sie.

Die 70 000 kostenlosen Exemplare gelangen über Erstaufnahmeeinrichtungen, Stadtbibliotheken, Landratsämter sowie Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz zu den Flüchtlingen. Auch über Facebook und die Website http://www.abwab.eu erreichen die Autoren ihre Leser.

Im Internet gibt es mit Qantara.de bereits seit 2003 ein weiteres in Deutschland produziertes Medium, das unter anderem auf Arabisch erscheint. Für das Online-Magazin schreiben Fachautoren Analysen und Essays über Politik, Gesellschaft und Kultur in der islamischen Welt und Entwicklungen in Deutschland. Ziel des Dialogportals ist es, die Verständigung zwischen den europäischen und den islamisch geprägten Kulturen und Gesellschaften zu fördern. Dabei sollen strittige Fragen kontrovers diskutiert und Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden. Qantara.de ist ein Projekt der Deutschen Welle, an dem auch das Goethe-Institut, das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) und die Bundeszentrale für politische Bildung beteiligt sind. Das Auswärtige Amt fördert das Dialogportal, das durchschnittlich bis zu 150 000 Klicks pro Tag verzeichnet.

Auch arabischsprachige Kunstinteressierte werden im Internet fündig. Mit dem Nafas Kunstmagazin gibt das ifa in Kooperation mit dem Kunstportal Universes in Universe ein dreisprachiges Online-Magazin heraus – auf Deutsch, Englisch und Arabisch. Es ist aktueller Kunst gewidmet, die in islamisch geprägten Ländern und Regionen Ausgangs- und Bezugspunkte hat, vom Maghreb bis zum Nahen Osten, von Zentralasien bis Südostasien. Wer sich über Künstler und Ausstellungen aus diesen Regionen informieren will, findet in dem Kunstmagazin einen umfassenden Überblick. ▪