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Digitale Sammlung, virtuelle Ausstellungen

Mit einem außergewöhnlichen Projekt fördert das Goethe-Institut die Medienkunst.

Oliver Heilwagen, 23.12.2014
© Transmediale - Medienkunst

Der Kunstbetrieb drängt ins Internet: Ausstellungen wandern immer häufiger in den Cyberspace und können dort weiter besichtigt werden; rund um die Uhr, überall auf der Welt. Etwa die Schau „future past – past future“, die Anfang 2014 als Teil des Medienkunst-Festivals „transmediale“ in Berlin stattfand: Auf die Leitfrage „War die Zukunft früher besser?“ gaben zwölf Beiträge meist eindeutig politische Antworten. Etwa der Beitrag „Living with Leviathan“ von Şirin Bahar Demirel: Er zeigt Filmaufnahmen der Proteste in Istanbul gegen die Bebauung des Gezi-Parks im Sommer 2013. Alle Beiträge können jederzeit auf der Online-Plattform „ArtUP!“ betrachtet werden: Sie wurde 2012 für Medienkunst in Bulgarien, Griechenland und der Türkei von den dortigen Goethe-Instituten aufgebaut.

„Wir haben beobachtet, dass es in diesen drei Ländern spannende Medienkunst-Szenen gibt, die im Rest der Welt wenig wahrgenommen werden“, erklärt Nico Sandfuchs, Bereichsleiter Information und Bibliothek am Goethe-Institut in Ankara, den Anlass für die Initiative: „Diese Künstler wollen wir in Deutschland wie im Ausland bekannter machen; und ihnen zugleich helfen, sich gegenseitig besser kennenzulernen und zu vernetzen.“ Dazu dienten neben der Website bislang vier Ausstellungen: in Ankara (2012), Sofia und Athen (2013) sowie in Berlin. ArtUP! bietet Künstlern ein leicht zugängliches Forum. Jeder kann sich registrieren, ein Profil anlegen und seine Werke hochladen: Fotos, Videos, Sound Art, Performance-Dokumentationen und Netzkunst – also Werke, die nur auf Internet-Computern existieren. Das haben bislang mehr als 440 Künstler getan, die etwa 1100 Arbeiten zur Verfügung stellten; neben Nachwuchskünstlern auch bekannte Namen wie die in New York lebende Griechin Jenny Maketou oder der Bulgare Krassimir Terziev, dessen Video-Installationen schon in halb Westeuropa und den USA ausgestellt worden sind. Während die „ArtUP“-Datenbank allen zugänglich ist, lag die Latte bei den Ausstellungen höher: Kuratoren wählten je ein Dutzend Teilnehmer aus. Ihre Werke wurden an unterschiedlichen Orten präsentiert: in Athen im renommierten „Benaki“, dem größten privaten Museum des Landes; in Ankara dagegen in einem weitläufigen Saal unter der Erdoberfläche.

Von den Besucherzahlen der Online-Plattform können die meisten Galerien und etliche Museen nur träumen. Rund 5000 Personen steuern die Website monatlich an; sie erhält dabei 23 000 Seitenzugriffe. Nach Abschluss der ersten Phase möchte das Projekt laut Nico Sandfuchs in der nächsten Runde „neue Länder mit ins Boot nehmen“: Rumänien, Zypern, Serbien und Kroatien. Dann wäre ArtUP! vermutlich die größte Medienkunst-Institution Südosteuropas.