Andrang auf türkisches Gemälde
Der Maler Osman Hamdi Bey wird in Berlin gewürdigt.

In Berlin kommt das Bild eines türkischen Malers zu besonderen Ehren: Philipp Demandt, Leiter der Alten Nationalgalerie, hat bei seinen Ausflügen ins Archiv das Werk „Lesender Araber“ aus dem Jahr 1904 von Osman Hamdi Bey (1842–1910) ausfindig gemacht. Es hängt prominent im Eingangsbereich des Museums, links neben der berühmten „Prinzessinnengruppe“ des Bildhauers Johann Gottfried Schadow. Auf der rechten Seite betrachten die Besucher das Bildnis einer Bauernfamilie des amerikanischen Künstlers Gari Melchers. Demandt möchte mit dieser Wahl die Internationalität der Sammlung zeigen und den Schwerpunkt auf deutsche Kunst, für den die Alte Nationalgalerie bekannt ist, etwas auflockern.
Eine offensichtlich erfolgreiche Entscheidung: Viele Türken und Deutsche türkischer Abstammung strömen seitdem gezielt in das Museum, um den „Lesenden Araber“ zu betrachten und sich vor ihm fotografieren zu lassen.
Spätestens seit sein Gemälde „Der Schildkrötenerzieher“ 2004 für fünf Billionen Lira – ein Rekordpreis für eine türkische Auktion – verkauft wurde, gilt Osman Hamdi Bey als Star der türkischen Kunst. Auch das zweite Bild von Hamdi Bey aus dem Bestand der Alten Nationalgalerie wird aktuell gezeigt: „Persischer Teppichhändler auf der Straße“ schenkte der Künstler 1888 persönlich dem ihm bekannten Berliner Museumsdirektor Wilhelm von Bode. Hamdi Bey leitete auch das erste archäologische Museum in Istanbul. Er entschied unter anderem über Grabungslizenzen und bewahrte zahlreiche türkische Kulturgüter vor der Ausbeutung.