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Auf dem Weg nach Galata

Die Stadt Köln hat drei Künstler für ihr Artist-in-Residence-Programm „Atelier Galata“ in Istanbul ausgewählt.

12.05.2017
© Vera Drebusch - Selma Gültoprak

Der deutsch-türkische Dialog geht weiter: „Das bereits seit einigen Jahren etablierte Stipendium der Stadt Köln im Atelier Galata in Istanbul wird trotz der schwierigen Lage in der Türkei auch im Jahr 2017 wieder vergeben“, heißt es in der offiziellen Begründung der Stadt Köln zur Fortführung des Künstlerstipendiums . „Wie viele deutsche Kulturinstitute im Ausland erachten auch wir die Unterstützung der Zivilgesellschaft und Künstlerschaft in politisch schwierigen Situationen als besonders wichtig.“ Die Organisatoren haben sich bewusst für Austausch entschieden, dabei ist ihnen klar, dass der offene Diskurs über künstlerische und gesellschaftliche Freiheiten derzeit keinen leichten Stand in der Türkei hat. Das Land befindet sich anhaltend im Ausnahmezustand, ringt weiter mit der Aufarbeitung des Putschversuchs vom Juli 2016 und diskutiert unter Anspannung über das geplante Präsidialsystem.

Das Stipendium wird in den Bereichen Bildende Kunst/Medienkunst und Literatur seit 2009 an eine Künstlerin oder einen Künstler aus Köln oder mit Bezug zur Stadt vergeben. Das Atelier Galata ist ein von der Kunststiftung NRW und der Istanbuler Partnerstadt Köln getragenes Artist-in-Residence-Programm. Die Künstlerinnen, Künstler, Autorinnen und Autoren leben und arbeiten gemeinsam in einem Haus im Stadtteil Beyoğlu. Sie sollen aber auch ihr Wohnatelier verlassen, um die Kunstszene in Istanbul kennenzulernen. Die Arbeiten, die dabei in Istanbul entstehen, werden später auch in Köln ausgestellt – das bringt zugleich neue Impulse für die deutsche Kunstszene. Die Chancen stehen gut, dass die drei neu ausgewählten Stipendiaten Ideen und Anregungen aus Istanbul mitbringen werden: die Autoren Bastian Schneider und Katinka Feistl und die Bildende Künstlerin Selma Gültoprak setzen sich intensiv mit gesellschaftlichen Fragen auseinander.

Gesellschaftlichen Wandel im Blick

Bastian Schneider möchte während seiner Zeit in Istanbul „auf seinem künstlerischen Verfahren der genauen Alltagsbeobachtung beharren und dies gerade in einer Zeit, da Künstler und andere Menschen, die der Demokratie verpflichtet sind, Repressalien befürchten müssen“. Er wird von Juni bis Juli 2017 im Atelier Galata zu Gast sein; das Stipendium von Katinka Feistl läuft von September bis November 2017. Feistl, die auch als Regisseurin arbeitet, wird ein Roadmovie mit dem Projekttitel „1972 – als wir von Köln nach Istanbul trampten“ drehen. Dabei wird die feministische Aktivistin gesellschaftlichen Wandel durch die Zeitläufte betrachten – und sich mit einer langen Autofahrt auf den Weg nach Istanbul machen.

Selma Gültoprak verbringt ihre Zeit in Istanbul von August bis Dezember 2017. Die Künstlerin möchte das Thema Garten am Beispiel des städtischen Gezi-Parks weiterentwickeln; dafür nimmt sie die Aneignung und Privatisierung von Grünflächen als verbindendes Element von historischen und zeitgenössischen Stadtentwicklungen in den Blick. Gültoprak plant ein Tulpenbeet im Camouflagemuster, das in Zusammenarbeit mit einer Kunstinstitution sowie einem Gärtner entstehen soll. Menschen in Istanbul werden einbezogen, die für die Dauer der Pflanzung und Blüte die Pflege des Beetes übernehmen.

Atelier Galata: Künstlerstipendium 2017

„Deutsche Stimme für türkische Autoren“