Zum Hauptinhalt springen

Ein Amerikaner in Cottbus

Evan Christ leistet in Brandenburg erfolgreiche künstlerische Arbeit.

Christina Pfänder, 23.06.2015

Jung. Dynamisch. Progressiv. Evan Christ, seit 2008 Generalmusikdirektor am Staatstheater Cottbus, ist ein Mann der Gegenwart und der Zukunft – und ein Kenner der Tradition. Die Beethoven-Sinfonien bringt er im klassischen Stil, also ohne Vibrato und mit Naturtrompeten, auf die Bühne, Richard Wagners „Ring der Nibelungen“ klangstark und differenziert. Doch umso mehr gilt: Innovation ist Pflicht. „Seit sieben Jahren präsentieren wir in jedem Sinfoniekonzert eine kurze Uraufführung von etwa fünf Minuten“, sagt der Generalmusikdirektor. Neben Werken zeitgenössischer Komponisten wie Wolfgang Rihm, Matthias Pintscher und Chaya Czernowin gehören auch Raritäten des 19. und 20. Jahrhunderts zum Repertoire des Philharmonischen Orchesters. György Ligeti gibt es zu hören, ebenso Carl Nielsen oder Witold Lutosławski. Kritikern und Publikum gefällt’s: 2010 wählten die Bürger der Stadt Evan Christ zum „Cottbuser des Jahres“; der Deutsche Musikverlegerverband zeichnete das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Cottbus mit dem Preis „Bestes Konzertprogramm der Saison 2010/11“ aus.

Den Grundstein seiner Karriere legte Evan Christ, in Los Angeles geboren und aufgewachsen in Las Vegas, mit einem Studium der Mathematik und Komposition an der Harvard University. Anschließend zog es ihn zum Dirigierstudium an die Hochschule für Musik in Leipzig. „Mich hat das kulturelle Selbstbewusstsein Europas fasziniert“, erzählt er. „Zudem ist Deutschland das Zentrum der Oper und des Theaters.“ Auch nach seiner Ausbildung blieb Christ seiner Wahlheimat treu, war Erster Kapellmeister des Mainfranken-Theaters Würzburg und der Wuppertaler Bühnen. Als Generalmusikdirektor am Staatstheater Cottbus verfolgt er nun vor allem das Ziel, an die Erfolge der letzten Jahre anzuknüpfen und das hohe musikalische Niveau zu halten. „Für die Zukunft gilt es, immer wieder neue Herausforderungen zu suchen und neugierig zu bleiben“, sagt Christ. Gerade die Neue Musik biete hierfür vielfältige Möglichkeiten: „Sie eröffnet einen frischen Blick auf das Standardrepertoire.“