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Hot Spots und 
Geheimtipps

Der erfolgreiche Berliner Galerist Matthias Arndt hat sich in Singapur niedergelassen und spannende neue Kunstlandschaften in Südostasien entdeckt.

30.09.2015

Herr Arndt, Sie betreiben seit über 20 Jahren eine erfolgreiche Galerie in Berlin, haben sich früh auf Asien spezialisiert und haben seit einiger Zeit auch eine Dependance in Singapur. Wann haben Sie die asiatische Kunst für sich entdeckt?

Die neuen Entwicklungen in China habe ich bereits um 2000 verfolgt und in Berlin und Zürich die damals neue Kunst aus China gezeigt. Nach Südostasien kam ich 2009/2010 über einen Besuch an der „Artstage“, der Kunstmesse in Singapur.

Warum sind Sie gerade nach Singapur gegangen?

Die Ansiedlung in Singapur beruht auf strategischen, inhaltlichen und geographischen Interessen. Strategisch, weil in Hongkong und Mainland China viele namhafte internationale Kollegen tätig sind. In Südostasien konnte ich Pionierarbeit leisten und unsere Position und Expertise festigen. Inhaltlich, weil ich die – für den Westen – neuen Kunstlandschaften in Asien für die aktuell aufregendsten und kreativsten halte. Geographisch: Weil Singapur ideal zwischen den interessanten Ländern liegt und ich von da aus, meinem neuen Lebensmittelpunkt, auch den Transfer Europa-Asien/Pazifik mit meiner Berliner Galerie weiter betreiben kann. Unsere 320 Quadratmeter großen Räume befinden sich in den „Gillman Barracks“, dem 2012 begründeten wichtigstem „Kunstquartier“ Südostasiens, bestehend aus Galerien-, Atelierräumen, „Pop-Up-Spaces“ und dem CCA – Center of Contemporary Art Singapur.

Welche asiatischen Länder sind aus künstlerischer Sicht derzeit für Sie am interessantesten?

Die bedeutendsten Kunstlandschaften sind aktuell Indonesien und die Philippinen. Indonesien hatte seinen ersten Boom bereits in den 1990er-Jahren, Anfang Mitte 2000 kam eine neue Generation hinzu. Die Philippinen haben in den letzten zehn Jahren eine außerordentliche Entwicklung vollzogen. „Yogjakarta“ in Indonesien ist das Pendant zu Berlin in Südostasien. Manila ist mit keiner anderen Stadt der Welt zu vergleichen. Nachdem ich 2013 bereits eine erste Publikation über indonesische Gegenwartskunst mit dem Titel „SIP! Indonesian Art Today“ herausgegeben habe, arbeite ich seit zwei Jahren an dem Pendant „WASAK! Filippino Art Today“, das nach zweijähriger Vorbereitung im Dezember 2015 in Berlin erscheinen wird.

Konkret: Welche Künstler, welche Talente und neue Positionen haben Sie entdeckt?

Eko Nugroho, den wichtigsten Vertreter der engagierten Kunst Indonesiens, betreuen wir seit 2010. Er stellt im Herbst 2015 im Frankfurter Kunstverein aus, war aber auch schon im Musée d´Art Moderne de la Ville de Paris oder im ZKM Karlsruhe zu sehen. Dem indonesischen Künstler Arin Dwihartanto, in der Übersichtsschau „No Country“ zur neuen Kunst aus Südostasien im New Yorker Guggenheim ausgestellt, widmen wir seine erste Einzelausstellung in Europa seit September bei Arndt in Berlin. Im Oktober folgt dann Alfredo Esquillo aus Manila und im Dezember das große Projekt „WASAK! Filippino Art Today“.

Was macht Kunst aus Südostasien so interessant?

Biennalen und Großausstellungen weltweit öffnen sich und zeigen vermehrt Künstler aus Vietnam, Kambodscha, Thailand, den Philippinen oder Indonesien. Dem Handel hilft sicherlich, dass das Preisniveau mit 15000 bis 55000 US-Dollar für ein Hauptwerk eines profilierten Künstlers weit unter dem Niveau liegt, das ein Künstler derselben Karrierestufe in China oder den USA aufruft.

Welche Rolle spielt Ihre Galerie in Berlin heute?

Berlin ist integraler Bestandteil unseres Plans, „Best of Asia-Pacific“ nach Europa und in den Westen zu bringen und von hier aus international zu positionieren – vice-versa zeigen wir in Galerie- und Museumsausstellungen und anderen Projekten in Asien die wichtigsten Positionen unseres eigenen Programms und arbeiten auch mit Künstlern und Werken aus dem Portfolio unserer Kollegen. ▪

Interview: Martin Orth