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„Unorte“ der Kunst

Auf der diesjährigen Berlin Art Week kann man auch neue Kunsträume entdecken.

11.09.2015
© dpa/DB Boros - Berlin Art Week

Ganz Berlin ist Kunst: So könnte der Slogan für die diesjährige Berlin Art Week auch lauten. Museen, Galerien, Privatsammler und Künstler präsentieren dem Publikum in diesem Zeitraum mit Ausstellungen, Veranstaltungen und Messen den Status quo der Kunststadt Berlin. Die Besucher erwarten im Jahr 2015 die Messen „abc – art berlin contemporary“ und die „Positions Berlin – Art Fair“ sowie mehr als 20 institutionelle Schauen.

Mancher Kunstfreund entdeckt dabei vielleicht auch den ein oder anderen unkonventionellen Ausstellungsort: Die Galerie von Patrick Ebensperger etwa stellt heute Kunst aus, wo einmal die sterblichen Überreste des deutschen Widerständlers und Hitler-Attentäters Graf von Stauffenberg den Flammen übergeben wurden, nämlich im Krematorium Wedding. Und warum nicht mal Kunst bunkern? Der Medienunternehmer Christian Boros erwarb 2008 einen monströsen Bunker aus dem Jahr 1942 an der Reinhardtstraße in Berlin Mitte. Meterdicke Betonmauern von martialischem Charme beherbergen seitdem Teile seiner Sammlung.

„Nebenschauplätze“ in ganz  Deutschland

Solche „Nebenschauplätze“ gibt es aber nicht nur in Berlin. In Halle wird zum Beispiel das einstige Zeitungskiosk am Reileck als vier Quadratmeter kleiner Schauraum genutzt. Ausstellungen und Aktionen am Wegesrand machen ihn zu einem Ort der Kunstvermittlung und zum sozialen Kontaktpunkt, den interessierte Passanten spontan aufsuchen können. In der Fleischmarkthalle des Karlsruher Schlachthofs wurden im 20. Jahrhundert noch Kleinvieh, Schweine und Großvieh zerteilt. Heute zerlegen hier höchstens Kunstkritiker ihre Beute. Seit 2009 existiert die Galerie „Bruch & Dallas“ in der Ebertplatzpassage, einer heruntergewirtschafteten Unterführung im Herzen von Köln. Der Raum funktioniert mit seinen riesigen Fensterfronten wie ein überdimensionierter Schaukasten.

In Hamburg schließlich führt die Affenfaust Galerie eine Niederlassung in den weiten Gängen einer ehemaligen Supermarkt-Filiale. Und „Die Bedürfnisanstalt“ ist ein nicht-kommerzieller Ausstellungsraum in einer alten öffentlichen Toilette in Hamburg-Altona. Das ehemals „stille Örtchen“ bietet heute Platz für Malerei, Bildhauerei, Fotografie, Lesungen, Performances, Theater und Musik. Es lohnt sich also, auch mal die Seitenpfade der deutschen Kunstszene einzuschlagen.

Berlin Art Week vom 15. bis 20. September 2015

www.berlinartweek.de

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