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Retrospektive Anselm Kiefer

Die Royal Academy of Arts in London ehrt den deutschen Künstler Anselm Kiefer mit einer großen Retrospektive.

22.09.2014
© picture-alliance - Anselm Kiefer

„Genie oder Provokateur?“ titelt die britische „Times“ im September 2014. Seitdem der Kunststudent Anselm Kiefer 1969 mit acht Selbstporträts, auf denen er die Hand zum Hitlergruß erhoben hat, auf sich aufmerksam machte, taucht diese Frage immer wieder auf. Inzwischen ist sich die Kunstwelt jedoch einig, dass Kiefer, wenige Wochen vor Kriegsende 1945 in Donaueschingen im Schwarzwald geboren, ein Ausnahmekünstler ist. Er wurde auf den bedeutendsten internationalen Kunstaustellungen, der Documenta in Kassel und der Biennale von Venedig gezeigt. Er erhielt als erster Maler überhaupt den Friedenspreis des Deutschen  Buchhandels sowie den „Nobelpreis der Künste“, den Praemium Imperiale der Japan Art Association. Und jetzt ehrt ihn die Royal Academy of Arts in London mit einer großen Werkschau.

Auseinanderersetzung mit der deutschen Geschichte

Die künstlerische Auseinandersetzung mit Geschichte, Religion, Philosophie und Mystik hat Kiefers Werk geprägt. Mit den Selbstporträts von damals wollte er „das Unvorstellbare in mir selbst abbilden“. Die Arbeit löste einen Skandal aus und wurde von den meisten Professoren abgelehnt. Daraufhin setzte Kiefer sein Kunststudium bei Joseph Beuys in Düsseldorf fort, der an Kiefers kritischer Einstellung keinen Zweifel hegte. Die Auseinandersetzung mit der (deutschen) Vergangenheit blieb allerdings. Es entstanden monumentale Historienbilder, teils auf riesigen Bleiplatten, einem Material, das ihn besonders faszinierte. „Meine Biografie ist die Biografie Deutschlands“, lautet ein häufig zitierter Ausspruch von ihm.

1992 zieht Kiefer nach Frankreich und verordnet sich eine dreijährige Malpause, in der er Reisen unternimmt und sich dem Schreiben widmet. Danach wird seine Palette lichter. Er wendet sich kosmischen Themen zu und benutzt neue Materialien. Heute reichen die internationalen Urteile über ihn von „Archäologe der Trauer“ bis „Vergangenheitsbewältiger par excellence“. Der Londoner Kunsthistoriker Norman Rosenthal schreibt, Kiefer bringe in seiner Kunst „das Schreckliche und das Schöne an seinem Land auf grandiose Weise zusammen“.

Retrospektive Anselm Kiefer vom 27. September bis 14. Dezember 2014 in der Royal Academy of Arts in London

www.royalacademy.org.uk/exhibition/anselm-kiefer

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