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Zerbrechliche Schönheit

Die weltberühmte Tempelstadt Bagan in Myanmar stand vor der Aufnahme in die Welterbeliste, als sie ein Erdbeben schwer beschädigte. Was deutsche Experten jetzt tun.

Martin Orth, 31.05.2019
Die Königsstadt Bagan in Myanmar bei Sonnenuntergang
Die Königsstadt Bagan in Myanmar bei Sonnenuntergang © dpa

Der Antrag zur Aufnahme Bagans in die Welterbeliste der Unesco war bereits erarbeitet, als im Sommer 2016 ein Erdbeben der Stärke 6,8 die alte Königsstadt in Myanmar erschütterte. Fast 400 der über 2000 Tempel wurden beschädigt, waren einsturzgefährdet und benötigten dringend Sicherungsmaßnahmen. Der Traum vom Titel als Weltkulturerbe und dem damit verbundenen Prestige war erst einmal zerstört.

Nan-hpaya-Tempel
Nan-hpaya-Tempel © Leisen

Sechs Monate später berieten lokale Verantwortliche und internationale Experten auf der ersten internationalen Konferenz nach dem Beben über Erhaltungsmaßnahmen. 2017 entwickelte dann das Kulturerhalt-Programm des Auswärtigen Amtes gemeinsam mit dem Ministry of Religious Affairs and Culture of the Republic of the Union of Myanmar zwei konkrete Projekte: eines zur Erhaltung der Wandmalereien und eines zur Konservierung von Tempeln aus Stein. Diplom-Restauratorin Andrea Teufel von der Gesellschaft zur Erhaltung des kulturellen Erbes verantwortet den deutschen Beitrag zur Erhaltung der Wandmalereien. Der Konservierungsexperte Professor Hans Leisen und seine Frau Dr. Esther von Plehwe-Leisen widmen sich der Tempelrestaurierung.

Professor Hans Leisen und seine Frau Esther von Plehwe-Leisen bei Untersuchungen auf dem Dach des Nan-hpaya-Tempels
Professor Hans Leisen und seine Frau Esther von Plehwe-Leisen bei Untersuchungen auf dem Dach des Nan-hpaya-Tempels © Leisen

„Es gibt nur wenige Steintempel in Bagan“, sagt Leisen. „Wir haben auf ausdrücklichen Wunsch der myanmarischen Denkmalpflege die Konservierung des Nan-hpaya-Tempels übernommen. Ziel ist es in erster Linie, lokale Fachkräfte zu Steinrestauratoren auszubilden.“ Die Leisens sind dafür die idealen Partner. Sie haben sich bereits als „Tempel-Doktoren“ in Angkor (Kambodscha) und Ayutthaya (Thailand) einen Namen gemacht. So arbeiten jetzt von ihnen ausgebildete kambodschanische Restauratoren im Team in Myanmar mit.

Die Schäden sind dramatisch, das Steinmaterial schlecht.
Konservierungsexperte Hans Leisen über die Rettung der Tempelstadt Bagan

Allerdings gestalten sich die Arbeiten schwieriger als gedacht. „Die Schäden sind dramatisch, das Steinmaterial schlecht“, sagt Leisen. Drei Mal im Jahr sind er und seine Frau für etwa einen Monat in Myanmar. Mal stürzte ein Wasserspeier direkt neben ihm ab. Dann stellte sich heraus, dass große Steinblöcke im Hauptgesims stark absturzgefährdet sind. Erschwerend kommt hinzu, dass bei der Arbeit in der Tempelanlage die Schuhe ausgezogen werden müssen. So besagt es ein buddhistisches Gebot

„Es gibt immer wieder neue Überraschungen“, sagt Leisen, lässt sich aber nicht von seinem Konzept abbringen. Zunächst werden die Schäden in Augenschein genommen und dokumentiert und dann Konservierungsmaterialien und -methoden entwickelt. Zur Zeit beschäftigt das Team die Materialentwicklung. „Der Sandstein ist anders als in Kambodscha“, sagt Leisen. Deshalb kann er auch keine genauen Prognosen über die Laufzeit des Projekts geben. Im Juli ist er wieder in Myanmar. Zu der Zeit tagt auch das Welterbe-Komitee in Baku (Aserbaidschan) und entscheidet über Neuaufnahmen in die Liste.

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