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Am Puls der Gesellschaft

Die Vermächtnisstudie zeichnet ein Bild der Lebenssituation in Deutschland – und der Wünsche und Hoffnungen für die nächste Generation. Mehr zur Studie.

02.10.2017
Vermächtnisstudie
© Alexander Cahlenstein/flickr

Was schätzen wir an unserem Leben, was würden wir gerne nachfolgenden Generationen mit auf den Weg geben? Worauf könnten wir verzichten? Was ist uns wichtig? In welchem Verhältnis stehen für uns Beruf und Privates? Für ihre Vermächtnisstudie haben die ZEIT, infas und das WZB gemeinsam 3.000 repräsentativ ausgewählte Menschen in Deutschland befragt. Die Untersuchung unterscheidet sich von den üblichen Befragungen zu Meinungen oder Lebenssituationen. Es wird nach der Gegenwart gefragt, nach dem Wunsch für Kinder und Enkel und danach, ob aus der subjektiven Sicht die gewünschte Entwicklung tatsächlich eintreten wird. 

Nur scheinbar gespalten

Die Studie erfasst die Einstellungen, Normen und das Vermächtnis an weitere Generationen auf Gebieten von Familie über Erwerbstätigkeit, Nahrung, Gemeinschaft und Gesundheit und gibt umfassend Auskunft zu den Gesellschaftsentwürfen von Menschen zwischen 14 und 80 Jahren. „Die Einkommen liegen weit auseinander, die Vermögen noch mehr, der Zugang zu Bildung ist sehr ungleich verteilt, es gibt Unterschiede zwischen Ost und West“, sagt Studienleiterin und WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger in einem Gespräch mit der ZEIT zur Studie. „Man könnte in vielerlei Hinsicht von einer gespaltenen Gesellschaft sprechen. Unter der Oberfläche aber, im Inneren, wenn es um die Werte und Normen geht, liegen die einzelnen Gruppen der Gesellschaft nah beieinander. Das ist Anlass für Hoffnung und politisches Handeln.“

Was die Erwerbsarbeit betrifft, so ergab die Umfrage eine hohe Empathie der Menschen ihrer Arbeit gegenüber: „Früher mag im Berufsleben das materielle Motiv im Vordergrund gestanden haben. Heute erfüllt die Arbeit auch einen immateriellen Zweck: Sie gehört im Empfinden der Deutschen zu einem erfüllten Leben einfach dazu“, so Allmendinger. Die Menschen arbeiteten nicht nur des Geldes wegen: Viele von ihnen „haben das Gefühl, keinen weiteren Besitz anhäufen zu müssen. Trotzdem wollen sie arbeiten.“ Das einst hinsichtlich der Arbeit vorherrschende Pflichtgefühl scheint passé: „Es gehörte sich einfach zu arbeiten, vor allem für die Männer. Heute hat die Pflicht als ausschließliches Motiv ausgedient“, resümiert Allmendinger eine zentrale Erkenntnis der Studie.