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Keine Angst vor Hasskommentaren

Helden des Internets: Drei junge deutsche Blogger und Youtuber setzen sich mit Genderkrisen, jungen Feministinnen und jüdischem Leben in Deutschland auseinander. Mit viel Witz – und Engagement gegen „Hater“.

19.06.2017
© stock.adobe.com/benjaminec

Der Genderversteher –Tarik Tesfu

Deutschland. Worin besteht der Unterschied zwischen Sexismus und „sexy“? Was ist anders an einer Homo-Ehe und dem Bund des Lebens zwischen Mann und Frau? Wann ist ein Mann ein Mann? Mit solchen Fragen setzt sich der Blogger und Video-Kolumnist Tarik Tesfu in seinem Format „Tariks Gender-Krise“ auseinander. Vor allem möchte der gelernte Erzieher mit Rollenklischees aufräumen. Geschlechter in Schubladen einsortieren – wie früh das beginnt, stellte er bei seiner Arbeit mit Kindern fest. Tarik schulte deshalb um und studierte Gender Studies. Heute vermittelt er sein Wissen in seinem Youtube-Kanal – mit viel Witz, Erfahrung und Sympathie. „Ich bin schwarz und ich bin schwul“, sagt er über sich selbst. Er weiß also, wie es ist, gegen Vorurteile anzukämpfen. Und gegen Hater. Es ist ein erschütternder Hass, der ihm manchmal im Internet entgegenschlägt. Der Youtuber schaut sich die Reaktionen erst gar nicht an: „Das hieße, sich damit zu beschäftigen“, sagt er, „und ich will mich nicht damit beschäftigen.“

Die Feministin – Lydia Meyer

Lydia Meyer hat ein feministisches Video-Format für junge Frauen entwickelt. Ihre Interviewpartnerinnen trifft sie deshalb dort, wo Männern der Zutritt verwehrt bleibt: auf der Damentoilette. Sie spricht mit ihren Gästen in „Auf Klo“ über die Pille, Körperbehaarung, Freundschaft, Übergewicht oder den ersten Kuss. Dabei thematisiert sie auch gesellschaftliche Ungerechtigkeiten und Stereotype. Das macht sie erfrischend forsch – und provokant. Gleich in die erste Sendung lud sie eine korpulente, muslimische Person nicht-deutschen Ursprungs mit nicht-binärem Geschlecht ein. Die Reaktion waren viele entwürdigende Kommentare im Netz. Einen Großteil ihrer Arbeit verbringt Lydia Meyer seitdem damit, mit Hatern zu diskutieren.

Die Weltkennerin – Juna Grossmann

Wie lebt es sich als liberale Jüdin in Berlin? Welche Probleme innerhalb und außerhalb der Gemeinde gibt es? Das erfährt man im Blog „Irgendwie jüdisch“ von Juna Grossmann. Die Berlinerin schreibt aber auch über Museen, Ausstellungen und ihre negativen Erfahrungen in der DDR, in der sie aufwuchs. Zunehmend muss auch sie sich mit Hasskommentaren auseinandersetzen. Ihre Devise lautet dabei: Jeder soll sehen können, was sie als Jüdin erlebt. Hasskommentare löscht sie deshalb nicht mehr. Bei antisemitischen Kommentare erstattet Juna Grossmann Anzeige. Ihre Kommentatoren handeln aus ihrer Sicht mit Kalkül: Sie wüssten genau, womit sie gerade noch durchkämen. Nicht eine einzige Anzeige, auch keine von anderen ihr bekannten jüdischen Bloggern, habe bislang zu einer Bestrafung des Kommentators geführt.

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