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Übersetzen zwischen
den Kulturen

Bianca Donatangelo sorgt für deutsch-brasilianischen Austausch. Zusammen mit einer Mitstreiterin berät sie Unternehmen und vernetzt die brasilianische Kultur in Deutschland.

Petra Schönhöfer, 06.10.2016

Mitten im Berliner Stadtteil Schöneberg, an einer vielbefahrenen Straße nahe der U-Bahnstation Nollendorfplatz schlägt das Herz von ACIBRA. Die Lage ist nicht idyllisch, das Straßenbild großstädtisch grau. Und doch arbeiten sie in der „Agentur für Information und Kulturaustausch Brasilien-Deutschland“ fleißig daran, das kulturelle Leben in Deutschland bunter zu machen. Bianca Donatangelo hat ACIBRA 2008 gemeinsam mit ihrer Mitstreiterin Ulrike Göldner gegründet.

„Wir arbeiten beide schon seit der Jahrtausendwende im Bereich des deutsch-brasilianischen Kulturaustauschs“, erzählt Donatangelo. Damals begegneten sie sich im Brasilianischen Kulturinstitut in Berlin. Sie gründeten die deutsch-portugiesische Zeitschrift BRAZINE – ein Vorbild für den Journalismus in der brasilianischen Diaspora weltweit. Doch ehrenamtlich war das Magazin irgendwann nicht mehr zu stemmen. Die beiden orientierten sich neu und gründeten eine Agentur für interkulturelle Kommunikation.

„Wir werden vor allem von Kulturschaffenden und Künstlern angefragt, manchmal auch von Dozenten und Unternehmen“, erklärt Donatangelo. „Unsere brasilianischen Kunden möchten meist eine Beratung oder fachliche Unterstützung, oft im redaktionellen Bereich. Die deutschen, europäischen oder auch nordamerikanischen Kunden suchen unsere Hilfe vor allem für Übersetzungen und Kommunikation.“ Viele Aufgaben, die ACIBRA übernimmt, fallen unter das Stichwort „Ethno-Marketing“.

Das Herz der Publizistin Donatangelo schlägt dabei vor allem für die Gestaltung von Kultur-Programmheften oder Büchern. Ihre wohl bekannteste Publikation ist aber der „Guia da ACIBRA“: ein Katalog mit Kontakten zu Unternehmen und Angeboten rund um Brasilien in Deutschland. Das kostenlose Verzeichnis erreichte zwischen 2008 und 2013 mehr als 30 000 Menschen. Vor allem in Deutschland, aber auch in Brasilien gab es Interessierten Orientierung. Derzeit liegt das Projekt auf Eis, weil sein Sprung in die digitale Welt nicht finanzierbar war. Für die Zukunft wünscht sich Donatangelo, dass es noch klappt.

Doch die bikulturelle Kommunikation ist nicht frei von Missverständnissen. „Die sind natürlich vielfältig, wenn Menschen verschiedener Kulturen sich austauschen“, sagt Donatangelo. „Inhalte auf Deutsch können zum Beispiel nicht immer wortwörtlich ins brasilianische Portugiesisch übertragen werden. Und nicht immer passt ein sprachliches Bild für den jeweils anderen Kulturraum.“ Da hilft es, dass sowohl Göldner als auch Donatangelo beide Regionen aus eigener Erfahrung kennen: Ulrike Göldner ist in Berlin geboren und studierte Musikwissenschaft und Brasilianistik. 2007 bis 2008 lebte sie in Rio de Janeiro. Donatangelo stammt aus São Paulo und lebt seit 2001 in Deutschland.

Als Leiterin der portugiesischen Schlussredaktion der ältesten Mitarbeiterzeitung der Welt, dem „Bosch-Zünder“, lernte sie auch ein Stück deutscher Unternehmenskultur kennen. In Berlin fühlt sie sich mit ihrer Tätigkeit als Kulturvermittlerin zu Hause und schätzt die gelungene Integration vieler ausländischer Kulturschaffender: „Die Stadt ist besonders offen für internationale kulturelle Produktionen. Die unzähligen Veranstaltungen, die hier tagtäglich stattfinden, sind ein Beleg dafür. Wie in Deutschland Kulturaustausch geschätzt, getrieben und gefördert wird, ist meiner Meinung nach vorbildlich.“▪