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Steffi Jones über die Frauenfußball-WM

Ein Interview mit Steffi Jones, der ehemaligen Fußballnationalspielerin und zukünftigen Bundestrainerin der Frauen, über die Chancen der deutschen Elf bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Kanada.

26.05.2015
© dpa/Eibner-Pressefoto - FIFA Women’s World Cup

Sie weiß, worum es geht: Steffi Jones hat 111-mal für die deutsche Nationalmannschaft gespielt. Sie wurde mit dem Team Welt- und Europameisterin. Von 2008 bis 2011 war Jones Chefin des Organisationskomitees für die Frauenfußball-WM in Deutschland. Die 42-Jährige ist Direktorin für Frauen-und Mädchenfußball beim DFB und wird ab 2016 die deutsche Frauennationalmannschaft als Nachfolgerin von Silvia Neid trainieren.

Frau Jones, wie beurteilen Sie die Chancen der deutschen Auswahl bei der Frauen-Weltmeisterschaft in Kanada?

Es wäre schon ein großer Erfolg, wenn wir es schaffen würden, unter die besten vier Mannschaften der Welt zu kommen. Damit hätten wir auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele sicher. Aber das ist keine leichte Aufgabe, schließlich ist die Leistungsdichte im internationalen Frauenfußball in den vergangenen Jahren viel enger geworden. Hinzu kommt, dass schon im Viertelfinale ein echter Kracher kommen kann: Beispielsweise könnten wir auf Frankreich treffen, die einer der Top-Favoriten auf den Titel sind.

Was sind die Stärken der deutschen Auswahl?

Grundsätzlich glaube ich, dass unser Teamgeist, der schon bei der EM 2013 ein entscheidender Erfolgsfaktor war, wieder eine große Rolle spielen wird. Mannschaftliche Geschlossenheit hat uns im Übrigen schon immer ausgezeichnet.

Welche Teams schätzen Sie hoch ein?

Wie auch Bundestrainerin Silvia Neid schon gesagt hat, gibt es acht Mannschaften, die die Qualität haben, den WM-Titel zu gewinnen. Das sind Norwegen, Frankreich, Schweden, die USA, Kanada, Japan, Brasilien, sicher auch wir. Außerdem gibt es mit Nigeria, Australien, Spanien oder England auch Teams, die den Favoriten ein Bein stellen können.

Was erwarten Sie sportlich von der WM in Kanada?

Das muss man abwarten. Bislang war es so, dass von jedem Turnier Impulse für die weitere Entwicklung des Frauenfußballs ausgegangen sind. Auch von der WM in Kanada erwarte ich neue Trends.

Wie wird die WM atmosphärisch?

Ich war ja schon bei der U 20-WM 2014 in Kanada und konnte mir einen Eindruck verschaffen. Ich habe schon damals eine große Vorfreude auf die Frauen-WM gespürt. Die Kanadier freuen sich auf die WM, sind neugierig und sehr gute Gastgeber. Sie wollen sich von ihrer besten Seite zeigen und haben sich dabei auch von unserer WM 2011 inspirieren lassen. Ich denke, es wird ein sehr stimmungsvolles Turnier mit vollen Stadien und einer beeindruckenden Atmosphäre.

In Kanada wird auf Kunstrasen gespielt. Glauben Sie, das hat Einfluss auf das Spiel?

Ich denke, dass die Mannschaften, die technisch stark sind, im Vorteil sind. Man muss aber auch sehen, dass es ein anderes Spiel ist, schneller vor allem, und man sich sicher erst daran gewöhnen muss. Ich gehe aber davon aus, dass das recht schnell klappen wird.

24 Mannschaften sind dabei, so viele wie noch nie. Befürchten Sie einen hohen Leistungsunterschied?

Grundsätzlich finde ich es richtig, dass die WM auf 24 Mannschaften aufgestockt wurde. Das ist gut für die Entwicklung unseres Sports und für die Teams, die zum ersten Mal dabei sein dürfen, auch wenn vielleicht wieder das eine oder andere ungewöhnliche Resultat dabei entsteht.

Glauben Sie, dass die WM dem Frauenfußball einen weiteren Schub geben wird?

Auf jeden Fall. Sie wird Spuren hinterlassen. Vor allem auch im Ausrichterland. Wir haben es doch 2011 bei uns gesehen: Frauenfußball ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, kein Mädchen muss sich mehr rechtfertigen, wenn sie Fußball spielen möchte. Viele Mädchen werden Lust bekommen, diesen Sport auszuüben. Ich erwarte ähnliche Effekte auch in Nordamerika.

Reizt es Sie nicht, selbst mal wieder die Fußballschuhe anzuziehen?

Ab und an kicke ich noch in der DFB-Betriebsmannschaft und mache auch sonst noch genügend Sport. Das muss reichen (lacht).

Interview: Thomas Kilchenstein

Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen vom 6. Juni bis zum 5. Juli 2015 in Kanada

www.steffi-jones.de

http://de.fifa.com/womensworldcup

www.dfb.de/frauen-nationalmannschaft

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