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Deutsch-amerikanische Begegnungen

Zum Auftakt des Deutschlandjahrs in den USA blicken Amerikaner und Deutsche auf die Vielfalt der transatlantischen Beziehungen.

02.10.2018
Deutschlandjahr
© picture-alliance/dpa
Terry McCarthy
Terry McCarthy © Annette Hornischer/American Academy

Terry McCarthy ist seit September 2018 Präsident der American Academy in Berlin.

„Amerika ist ein auf Ideen gegründetes Land, Deutschland ist ein Land der großen Denker. Wir teilen ähnliche Werte – unsere demokratischen Staatsformen, unseren Respekt für die Rechte des Einzelnen sowie unsere Verpflichtung zum Prinzip der Rechtsstaatlichkeit. Diese gemeinsame Weltanschauung reicht tiefer und ist weitaus beständiger, als jedweder politischer Unterschied, der unausweichlich von Zeit zu Zeit auftritt. Unser gegenseitiges Verständnis ruht auf den Schultern vieler Menschen aus beiden Ländern, welche die gleichen Ideen teilen und die über Jahrzehnte hinweg enge persönliche, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Verbindungen geknüpft haben. Diese Beziehungen bleiben stark, selbst wenn sie durch internationale Turbulenzen auf die Probe gestellt werden. Es ist klar, dass das deutsch-amerikanische Verhältnis im 21. Jahrhundert ausschlaggebend für die Bemühungen um Frieden und Wohlstand in der Welt sein wird – denn gute Ideen verschwinden nicht.“

Unsere Beziehungen bleiben stark, selbst wenn sie durch internationale Turbulenzen auf die Probe gestellt werden.
Terry McCarthy, Präsident der American Academy in Berlin
Stefanie Lemcke
Stefanie Lemcke © privat

Die Unternehmerin Stefanie Lemcke zog 2005 in die USA und hat dort eine App-Firma gegründet.

„Meine Firma habe ich in New York gegründet, aber meine ersten Investoren kamen aus Deutschland. Seit ich 2005 als Technologieberaterin nach Amerika gegangen bin, habe ich immer darauf geachtet, alte Netzwerke zu behalten und neue aufzubauen. Und gemerkt, wie produktiv es ist, wenn sich amerikanische Innovationsfreude und deutsches ,grünes‘ Denken verbinden. Als wir dann 2013 von New York aufs Land zogen, habe ich GoKid erfunden, eine Carpool-App. Sie hilft Eltern dabei, Kinder zur Schule zu bringen, damit nicht jeder allein fahren muss. Mehr als 200.000 Fahrten wurden schon so geplant. Unter den Kapitalgebern ist Village Capital aus Atlanta ebenso wie die Deutsche Bahn; Bosch ist Technologiepartner. Kunden haben wir auf beiden Seiten des Atlantiks: Die einen mögen den Komfort, die anderen denken an die Umwelt. GoKid spiegelt mein Leben. Es ist eine transatlantische Firma.“

Steven E. Sokol
Steven E. Sokol © Brian Cohen

Steven E. Sokol ist seit 2015 Präsident des American Council on Germany.

„Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat es ein Auf und Ab in den transatlantischen Beziehungen gegeben. Auf Basis einer gemeinsamen Geschichte und gemeinsamer Werte ist eine Partnerschaft entstanden, die seit über 70 Jahren Frieden und Wohlstand auf beiden Seiten des Atlantiks ermöglicht. Die deutsch-amerikanischen Beziehungen sollten aber nicht bloß aus historischen oder sentimentalen Gründen bewahrt werden.

Auch heute, in einer wechselhaften und unsicheren Welt, teilen die Vereinigten Staaten und Deutschland gemeinsame Interessen und Herausforderungen. Die Wucht der Globalisierung und neue Belastungen für Wirtschaftsordnungen und die globale Sicherheit beschränken sich nicht auf nationale oder geografische Grenzen. Migration, Terrorismus, Cyber Security und das Weltklima sind nur ein paar der drängenden Themen, die gemeinsames Handeln erfordern. Die Vereinigten Staaten brauchen Verbündete, um diese Herausforderungen anzugehen – und Deutschland ist hierbei ein unverzichtbarer Partner. Der Blick auf die Welt mag unterschiedliche strategische Partner zu verschiedenen, spezifischen Themen zeigen, aber im Großen und Ganzen haben die USA mit keinem Land so viele gemeinsame Interessen wie mit Deutschland.“

Die USA brauchen Verbündete, um Herausforderungen anzugehen – und Deutschland ist hierbei ein unverzichtbarer Partner
Steven E. Sokol, Präsident des American Council on Germany
Irmintraud Jost
Irmintraud Jost © privat

Irmintraud Jost leitet das New Yorker Büro der Universität Heidelberg.

„Vor 25 Jahren bin ich nach New York gegangen und habe viel gelernt. Die USA machen einen offener, Amerikaner sind kommunikativer als Deutsche. Aber den Kontakt zu Deutschland wollte ich nie aufgeben. Sei es früher als Korrespondentin für Axel Springer Medien oder heute als Vertreterin der Universität Heidelberg – es ging stets darum, dass sich die Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks besser verstehen. Dabei helfen die Stipendien der Universität für Amerikaner. Auch der Quadrille-Ball, ein Benefiz-Abend, den ich organisiere, finanziert jungen Studierenden Aufenthalte im jeweils anderen Land. Der Austausch ist auch für mich persönlich wichtig, ich habe beide Staatsbürgerschaften. In New York fühle ich mich zuhause. Trotzdem hätte ich auch wieder Lust auf Deutschland und gehe vielleicht eines Tages zurück.“

Brian S. Mitchell
Brian S. Mitchell © P.Burch-Celentano/Tulane University

Brian S. Mitchell ist Professor für Chemie- und Biomolekular-Technik an der Tulane University in New Orleans, Louisiana.

„Meine Beziehung zu Deutschland ist zugleich beruflich und persönlich. Während meines ersten Forschungsaufenthalts als Postdoc an der Universität Karlsruhe in den Jahren 1992 und 1993 besuchten meine beiden ältesten Kinder eine deutsche Schule und meine jüngste Tochter ging in den Kindergarten. Meine Frau hat uns alle umsorgt, und unsere Wohnung mieteten wir von einem wundervollen Paar. Sie wurden zu den ,deutschen Großeltern‘ meiner Kinder. In den vergangenen 25 Jahren sind wir mehrfach für Forschungsaufenthalte zurückgekehrt und haben wundervolle Orte wie Köln, Berlin, Potsdam oder Freiberg in Sachsen kennengelernt – möglichst gemeinsam mit unseren heranwachsenden Kindern.

Heute, als Forscher und Dozent, nutze ich meine Weltoffenheit, um Grundsatzentscheidungen anzuregen und neue Programme auf den Weg zu bringen, die die nächste globale Generation von Wissenschaftlern und Ingenieuren fördern. Diese Möglichkeiten verdanke ich zu einem großen Teil der Förderung durch die amerikanische und die deutsche Regierung. Die Unterstützung durch den DAAD und die Alexander von Humboldt-Stiftung war von unschätzbarem Wert für meine Forschungsaufenthalte in Deutschland.“

Bettina Fleck
Bettina Fleck © privat

Bettina Fleck, Promotionsstudentin in Chemie am Karlsruher Institut für Technologie, forscht noch bis Dezember 2018 an den US-Universitäten in Stanford und Berkeley.

„Die Zeit in den USA bietet mir hervorragende Möglichkeiten, meine Forschung weiter voranzutreiben. Viele Antibiotika sind unwirksam gegen multiresistente Erreger, deshalb suche ich nach alternativen, antimikrobiellen Medikamenten. Im August 2017 habe ich auf einer Konferenz Professorin Annelise Barron von der Universität Stanford kennengelernt. Unsere Forschungsinteressen passen gut zusammen, und um den Austausch mit ihr fortzuführen habe ich mich erfolgreich um ein Stipendium des Karlsruhe House of Young Scientists für die USA beworben. In Amerika begeistert mich nicht nur die Forschung, sondern auch die große Offenheit und Herzlichkeit der Menschen. Sie sind sehr interessiert, auch an meinem kulturellen Hintergrund.“

„Wunderbar together“: das Deutschlandjahr in den USA

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