Zum Hauptinhalt springen

Gedenken an die Opfer des Holocaust

Zum Gedenken an die Opfer des Holocaust leisten junge Menschen Freiwilligendienste. Luisa Lehnen hat ein Jahr lang in einem Museum nahe Auschwitz gearbeitet. Ein Interview.

24.01.2014
Sofia Gruca - Luisa  Lehnen
© Sofia Gruca - Luisa Lehnen

Ein besonderer Ort für ein Freiwilliges Soziales Jahr: Luisa Lehnen, Geschichtsstudentin in Freiburg, hat ein Jahr lang im Jüdischen Zentrum nahe Auschwitz gelebt und gearbeitet. Im Interview erzählt die 21 Jahre alte Mainzerin, was sie an dem Ort gereizt und welche Begegnung sie am meisten beeindruckt hat.

Frau Lehnen, nach Ihrem Abitur 2010 haben Sie ein Jahr lang im polnischen Oświęcim gelebt und gearbeitet. Der Ort liegt zwei Kilometer von Auschwitz entfernt. Wie haben Sie reagiert, als Sie erfuhren, dass die Aktion Sühnezeichen Friedensdienst (ASF) Sie an den Ort schickt, an dem zwischen 1942 und 1944 mehr als eine Million Menschen in dem deutschen Konzentrationslager umgebracht wurden?

Oświęcim selbst kannte ich nicht. Zunächst musste ich schlucken, als ich herausfand, dass Auschwitz in unmittelbarer Nachbarschaft liegt. Ich sollte aber nicht direkt im Museum Auschwitz – also dem ehemaligen Konzentrationslager – arbeiten, sondern im Jüdischen Zentrum. Das Projekt überzeugte mich schnell. Beim Jüdischen Zentrum handelt es sich um ein Bildungszentrum für die Opfer des Holocaust. Es enthält ein kleines Museum und eine Synagoge.

Warum wollten Sie die ASF unterstützen?

Das Profil der Initiative gefällt mir sehr gut, weil die Projekte sowohl einen Bezug zur Bildung als auch zur Geschichte haben und ich mich damit identifizieren kann. Die Initiative übernimmt Verantwortung, engagiert sich zum Beispiel gegen Rassismus oder Homophobie und betreibt Aufklärung – auf moderne Art.

Wie sah Ihr Arbeitsalltag in dem Museum aus?

Ich habe Jugendliche aus Deutschland und anderen Ländern durch das Museum geführt und ihnen gezeigt, dass Auschwitz mehr ist als ein Synonym für ein ehemaliges Konzentrationslager. Vor Kriegsausbruch 1939 war die Hälfte der Bewohner in Oświęcim jüdisch – und lebte überwiegend friedlich mit den Christen zusammen.

Ist es nicht bedrückend, ständig mit der furchtbaren Vergangenheit konfrontiert zu werden?

Am Anfang habe ich mich schon gefragt, wie ich ein Jahr lang dort leben und arbeiten soll, wo so viele Menschen qualvoll ums Leben kamen. Dann merkte ich, dass der Schrecken von Auschwitz einfach zu meinem dortigen Alltag gehört. Das geht Bewohnern von Oświęcim ähnlich.

Woran erinnern Sie sich besonders gerne?

An den „Marsch der Lebenden“, eine Gedenkveranstaltung am israelischen Holocaust-Gedenktag. 2011 war eine Gruppe jüdischer Jugendlicher aus Deutschland dabei. Erst sangen sie in der kleinen Synagoge des Jüdischen Zentrums Lieder, dann liefen wir gemeinsam mit zahlreichen anderen Menschen von Auschwitz zum ehemaligen Vernichtungslager Birkenau. Das war ein besonderer, verbindender Moment.

Wie denken die Bewohner von Oświęcim über Ihre Arbeit?

Sie empfinden es als positives Signal, dass sich junge Menschen aus Deutschland ein Jahr lang in Auschwitz engagieren und Deutschland repräsentieren. Das ist mein Eindruck. Während meiner Zeit in Oświęcim war ich eine Botschafterin in zwei Richtungen: Meiner Familie und meinen Freunden habe ich Polen näher gebracht, und den Polen habe ich ein modernes Bild von Deutschland vermittelt.

Deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar

Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar

www.bundestag.de

www.auschwitz.info

www.asf-ev.de

www.ajcf.pl

© www.deutschland.de