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Zum Tod von Guido Westerwelle

Der ehemalige Bundesaußenminister und FDP-Chef gehörte seit den 1980er-Jahren zu den bekanntesten Persönlichkeiten der deutschen Politik.

18.03.2016
© dpa/Sven Hoppe/Archiv - Guido Westerwelle

Berlin (dpa) - Mit einem Buch, das er über seine Krankheit verfasste («Zwischen zwei Leben - Von Liebe, Tod und Zuversicht»), hatte Guido Westerwelle viele Menschen gerührt. Aber die Hoffnung, sich noch einmal zu erholen, trog. Am Freitag starb der ehemalige deutsche FDP-Vorsitzende, Außenminister und Vizekanzler mit 54 Jahren an den Folgen von akuter myeloischer Leukämie, einem Blutkrebs der besonders schlimmen Art.

Zeit seines Lebens gehörte der Anwaltssohn aus Bonn zu den Leuten, über die die Meinungen auseinandergingen: Bewundert, bejubelt, verspottet, verhasst. Zu Beginn der 80er Jahre fiel er zum ersten Mal auf: Als im Bonner Hofgarten Hunderttausende gegen die Nachrüstung demonstrierten, stand Westerwelle mittendrin und verteilte Flugblätter - dafür.

Nach dem Ende der sozialliberalen Koalition 1982 war Westerwelle bei der Gründung des neuen rechtsbürgerlichen FDP-Nachwuchs' dabei, der Jungen Liberalen. Im Jahr darauf wurde er deren Vorsitzender - der Beginn eines Lebens fast ausschließlich für die Politik. Eher nebenbei studierte er Jura, machte an der Fern-Uni Hagen seinen Doktor, wurde Anwalt.

Mit 39 wurde er FDP-Chef und machte sich daran, die Liberalen vom Mehrheitsbeschaffer zur «Partei des ganzen Volkes» zu verwandeln. Er ließ sich zum Kanzlerkandidaten ausrufen, reiste im Wohnmobil durch die Republik, stieg bei «Big Brother» in den Container und malte sich eine gelbe «18» als Wahlziel auf die Schuhsohle.  Westerwelle lag damals im Zeitgeist, hielt im Bundestag die besten Reden. Doch zunächst blieb es bei der Oppositionsrolle.

Im dritten Versuch, 2009, gelang doch noch die Wunsch-Koalition mit den Christdemokraten - mit einem Sensationsergebnis von 14,6 Prozent. Die Versprechen waren groß und die Erwartungen auch. Doch in der Stunde des Triumphs machte Westerwelle einen seiner größeren Fehler: Er übernahm nicht das Finanz-, sondern das Außenministerium. Viele nahmen ihm den Wandel zum Diplomaten nie ab. Nach anderthalb Jahren verlor auch die eigene Partei die Geduld. Westerwelle musste FDP-Vorsitz und Vizekanzlerposten abgeben. Gezwungenermaßen konzentrierte er sich aufs Auswärtige Amt, wo er sich zunehmend Respekt erarbeitete.

Nach der dramatischen Niederlage bei der Bundestagswahl 2013 - die FDP kam nicht mal mehr ins Parlament - bekam er von vielen früheren Außenministerkollegen auch Einladungen für die «Zeit danach». Auf den Tag genau ein halbes Jahr nach seinem letzten Tag als Minister bekam Westerwelle die Diagnose Leukämie. Westerwelle hinterlässt Michael Mronz, mit dem er gut fünf Jahre auch verheiratet war.