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Angela Merkel über die deutsch-israelischen Beziehungen

Drei Fragen an die deutsche Bundeskanzlerin.

21.04.2016
© Presse- und Informationsamt der Bundesregierung - Angela Merkel

Frau Bundeskanzlerin, erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit Israel oder mit Israelis?

Ich erinnere mich an meinen Antrittsbesuch in Israel im Januar 2006, kurz nachdem ich zur Bundeskanzlerin ernannt worden war. Damals legte ich einen Kranz in der Gedenkstätte Yad Vashem nieder. Yad Vashem symbolisiert für mich in besonderer Weise die Singularität des Holocausts. Der Ort erfüllte mich mit tiefer Scham. Ich erinnere mich an meinen Eintrag ins Gästebuch der Gedenkstätte. Es handelte sich um ein Zitat Wilhelm von Humboldts: „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“ Dies trifft für mich in besonderer Weise auf die deutsch-israelischen Beziehungen zu.

 

Wie würden Sie die deutsch-israelischen Beziehungen im Jubiläumsjahr 2015 beschreiben?

Der 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland ist Anlass für Dankbarkeit und Freude. Wir können auf das Erreichte zurückzuschauen und dürfen es – ganz ohne Übertreibung – als Wunder bezeichnen. Außerordentlich enge und breit gefächerte politische, wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Beziehungen verbinden unsere Länder zum Vorteil ihrer Menschen. Dabei sind gemeinsame Werte das Fundament, auf dem wir stehen. Das Spektrum gemeinsamer Projekte reicht von Wissenschaft und Forschung über Umweltschutz bis hin zu Wirtschaft und Tourismus. Auch die gemeinsame Entwicklungszusammenarbeit in afrikanischen Staaten gehört inzwischen dazu. Die deutsch-israelischen Regierungskonsultationen, die 2008 ins Leben gerufen wurden, zeigen jedes Jahr aufs Neue, wie dicht und zukunftsweisend die bilateralen Beziehungen sind.

 

Werden die Beziehungen zu Israel auch in den kommenden 50 Jahren ihren besonderen Charakter bewahren?

David Ben-Gurion und Konrad Adenauer legten 1965 den Grundstein für die zukünftige Freundschaft zwischen unseren Ländern. Dass sich trotz des Zivilisationsbruchs der Shoah innerhalb kurzer Zeit eine solch enge Beziehung entwickelte, war kaum zu erwarten. Vor diesem Hintergrund bin ich sehr zuversichtlich, dass sich unsere Freundschaft in den nächsten Jahrzehnten noch weiter festigen wird und unsere Menschen im Bewusstsein der historischen Verantwortung und unserer gemeinsamen Werte die Beziehungen pflegen und weiter dynamisch entwickeln werden.
 

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