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Asien-Pazifik-Konferenz 2016

Was bringt die Asien-Pazifik-Konferenz 2016? Ein Doppelinterview mit den Organisatoren.

25.10.2016
© Earnest Tse/fotolia - Asien-Pazifik-Konferenz

Ein Doppel-Interview mit Friedolin Strack, Sprecher der Geschäftsführung des Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, und Wolfgang Niedermark, Chief Representative der deutschen Auslandshandelskammer in Honkong.

Sie bereiten die Asien-Pazifik-Konferenz (APK) der Deutschen Wirtschaft 2016 in Hongkong vor. Was ist Anfang November das Hauptthema?

Friedolin Strack

Strack: Wir wollen die Zusammenarbeit von Unternehmen aus Deutschland und Asien-Pazifik verbessern. Wir erleben momentan eine Phase, in der Globalisierungsgegner und Protektionismus-Befürworter auf dem Vormarsch sind. Wir müssen uns deswegen als Wirtschaft wieder stärker für offene Märkte und Freihandel einsetzen. Die APK bietet uns die ideale Möglichkeit, zu diesem Thema in einen konstruktiven Dialog mit Politikern aus beiden Regionen zu treten. Weitere Themen werden Industrie 4.0, Umwelttechnologien aber auch außenpolitische Fragestellungen sein.

Von deutscher Seite haben sich die führenden Köpfe aus Politik und Wirtschaft angekündigt. Welche namhaften Teilnehmer erwarten Sie aus Asien-Pazifik?

Wolfgang Niedermark

Niedermark: Aus Asien-Pazifik erwarten wir Wirtschafts- und Finanzminister, etwa aus Australien, China oder Malaysia, aus Sri Lanka hat sogar der Premierminister zugesagt. Wir freuen uns, dass CEOs von einigen der größten asiatischen Unternehmen ihre Teilnahme bestätigt haben. Die APK stellt für sie eine hilfreiche Plattform dar, um Kontakte zur deutschen Wirtschaft zu vertiefen. Deutschland wird als Investitionsstandort immer interessanter. Für Investoren aus Asien-Pazifik haben wir ein Paket geschnürt, um sie bestmöglich über den Standort Deutschland zu informieren.

Herr Niedermark, Sie vertreten die deutsche Wirtschaft in Hongkong. Wie hat sich der Standort Hongkong über die Jahre verändert?

Niedermark: Hongkong ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für die deutsche Wirtschaft. Vor zehn oder 20 Jahres gab es vor allem unilaterale Einkaufs- oder Lieferbeziehungen zwischen Deutschland und Hongkong. Die Geschäftsmodelle deutscher Firmen sind heute komplexer. Wir finden, selbst bei kleineren Mittelständlern, oft ineinander verwobene Strukturen von Firmenniederlassungen, Vertretungen und Geschäftspartnern in Hongkong, China und anderen Standorten in Asien. Diese managen ihre Wertschöpfungsketten bilateral, regional und oft global.

Herr Strack, ein Thema wird sein, Länder und Branchen zu identifizieren, in denen „future growth“ entsteht. Können Sie vorab ein paar „Kandidaten“ nennen?

Strack: Asien wird mittelfristig der wichtigste Wachstumsmarkt für die deutsche Wirtschaft bleiben. Auch wenn Chinas Wachstum sich auf ein niedrigeres Niveau einpendelt, ist dieses absolut betrachtet enorm. Strukturreformen sind Voraussetzung dafür, dass die Wachstumsraten auch weiter bei 6 bis 7 Prozent liegen. Indien hebt sich mit einem prognostizierten Wachstum von 7,8 Prozent in 2017 hervor. Und auch die ASEAN-Länder wachsen stabil: 2017 soll die Region um 4,8 Prozent wachsen. Und nach wie vor sind die Industrieländer Asiens, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland, enorm wichtige Partner. Als zukunftsträchtige Branchen, insbesondere in Verbindung mit dem Thema Nachhaltigkeit, sehe ich umweltfreundliche Produktion, erneuerbare Energien und nachhaltige Stadtentwicklung. Das schnelle Wachstum der vergangenen Jahre muss nun umweltfreundlicher und lebenswerter gestaltet werden.

Bundeswirtschaftsminister Gabriel hat immer wieder faire Chancen beim Marktzugang angemahnt. Hat sich in dieser Hinsicht etwas getan?

Niedermark: Die letzten Monate haben gezeigt, wie offen Deutschland für internationale Investoren ist. Beispielsweise in China sehen wir dieses nicht gespiegelt. So müssen deutsche Unternehmen Joint Ventures mit von der Regierung vorgegebenen Partnern eingehen. Es geht einfach um das vielbeschworene Level Playing Field, also die Gleichbehandlung, nicht nur in China, sondern in ganz Asien.

Strack: Freihandelsabkommen sind ein wichtiges Instrument, um den Marktzugang für deutsche Firmen zu sichern. Als APA fordern wir den zügigen und ambitionierten Abschluss bereits begonnener Verhandlungen und die rasche Aufnahme neuer Verhandlungen. Ende letzten Jahres wurden die Verhandlungen über das Trans-Pazifische Partnerschaftsabkommen abgeschlossen. 12 Pazifikanrainer haben sich damit zu mehr Freihandel bekannt. Wenn die EU nicht bald nachlegt, können wir beim Thema Freihandel mit Asien nicht mehr mitreden.

Die Asien-Pazifik-Konferenz 2016 ist bereits die 15. Veranstaltung dieser Art. Wie hat sie sich entwickelt?

Strack: Der APA ist aus den APKs heraus entstanden. Bis 1992 waren die Konferenzen Treffen der deutschen AHKs in der Region mit wenigen Teilnehmern aus Deutschland. Erst 1992 wurden in Seoul die Grundzüge des späteren APA „erfunden“. Ab 1994 wurden die APKs neu aufgebaut: Größer, hochrangiger. Garant dafür war der neu etablierte Co-Vorsitz der Konferenz mit dem Bundeswirtschaftsminister und dem APA-Vorsitzenden, der bis heute Bestand hat. 2010 in Singapur gelang erstmals eine breite Besetzung mit Regierungsvertretern aus der Region über das Gastland hinaus, damals neun Minister aus Asien und der ASEAN-Generalsekretär. Von 2016 verspreche ich mir, dass es gelingen wird, das Prinzip des Dialogs auf der APK umzusetzen – nicht mehr nur über Asien reden. Dies garantiert die durchgängige Besetzung der Panels auch mit internationalen und asiatischen Sprechern.

Welche Bedeutung hat Asien-Pazifik heute für die deutsche Wirtschaft?

Niedermark: Die Bedeutung der Region Asien-Pazifik für die deutsche Wirtschaft ist enorm: Das Handelsvolumen mit der Region lag 2015 bei 342,5 Milliarden Euro. Getragen wird dieses Volumen vor allem durch den Handel Deutschlands mit China. Beide Länder handelten 2015 Waren im Wert von 163 Milliarden Euro. Damit ist China der viertwichtigste Handelspartner Deutschlands. Und auch das Handelsvolumen mit den anderen Ländern der Region wächst stetig: So hat sich beispielsweise das Handelsvolumen Deutschlands mit den ASEAN-Ländern in den vergangenen Jahren auf 57,5 Milliarden Euro verdreifacht. 

Asien-Pazifik-Konferenz vom 3. bis 5. November 2016 in Hongkong

www.asiapacificconference.com

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