Stärkung der Zivilgesellschaft
Die Hanns-Seidel-Stiftung arbeitet sowohl in Israel als auch in den Palästinensischen Gebieten. Ein Schwerpunkt im Jahr 2017 ist der gesellschaftliche Ausgleich zwischen Juden und Arabern.

Die der Christlich Sozialen Union (CSU) nahestehende Hanns-Seidel-Stiftung begann 1979 mit ihrer Projektarbeit in Israel. Seit 1994 ist sie von Jerusalem aus zugleich auch in den Palästinensischen Gebieten tätig. Die Stiftung ist benannt nach einem Gründer der CSU, der während der Nazizeit das Regime offen kritisiert hatte und der nach 1945 an der bayrischen Verfassung mitwirkte.
In Israel haben sich die Schwerpunkte der Stiftungsarbeit, abhängig von den jeweiligen Entwicklungen in der Region, über die Jahre immer wieder verlagert. Das zentrale Ziel ist jedoch gleich geblieben: die Stärkung der Zivilgesellschaft. Zu diesem Zweck veranstaltet die Stiftung Workshops und veröffentlicht Publikationen, die innergesellschaftliche Versöhnungsprozesse, demokratische Partizipation und regionale Kooperation fördern sollen. Die Erwachsenenbildung besteht hauptsächlich aus Austausch- und Besucherprogrammen in unterschiedlichen Bereichen. Basierend auf den Empfehlungen der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission aus dem Jahr 2015, Lehrmaterial gemeinsam zu entwickeln, hat die Hanns-Seidel-Stiftung 2017 einen Lehreraustausch zwischen Gymnasien in Haifa und Dachau begonnen. Die Mitwirkenden unterrichten die Fächer Geschichte und Sozialkunde.
4 Fragen an Projektleiter Richard Asbeck
Welche Schwerpunkte setzen Sie in der Stiftungsarbeit 2017 thematisch?
Unsere Projekte und Aktivitäten ordnen wir vier Schwerpunkten zu. Wir fördern Naturschutz in in Israel und Palästina, stärken den gesellschaftlichen Ausgleich zwischen Juden und Arabern in Israel, fördern kommunale politische Partizipation und haben 2017 auch mit Austauschprogrammen zwischen Bayern und Israel begonnen.
Was unterscheidet Ihre Arbeit in Israel von der anderer Institutionen?
Von Jerusalem aus betreuen wir Projekte auf beiden Seiten der Grünen Linie. Unser Team ist vielseitig, die persönlichen Standpunkte durchaus unterschiedlich. Zunehmend konzentrieren wir uns auf langfristige Projekte mit nur sehr begrenzten Teilnehmerzahlen. Einmalige Konferenzen und umfangreiche Printprodukte haben aus unserer Sicht nur eine geringe Wirkung.
Wen möchten Sie gern mit Ihrer Arbeit erreichen? Und wie gut gelingt Ihnen das?
Mit unseren Partnern zielen wir auf Multiplikatoren in unseren Schwerpunkthemen und, ganz allgemein, auf junge Erwachsene. Hier ein paar Beispiele: Wir adressieren Experten in Umwelttourismus, die über Grenzen hinweg denken, ultraorthodoxe Rabbiner, die sich für ein gesellschaftliches Zusammenleben einsetzen, Vertreter der arabischen Minderheit mit kommunalpolitischem Engagement, Journalistenschulen und Lehrer aus Bayern und Israel, die an neuen Kooperationsformen interessiert sind. Diese Zielgruppen zu erreichen, ist nicht schwer. Einen gesellschaftlichen Einfluss dieser Gruppen herzustellen ist schon wesentlich schwerer.
Worin sehen Sie die größte Herausforderung für die deutsch-israelischen Beziehungen?
Die historische Verantwortung Deutschlands mit den außenpolitischen Positionen der Bundesrepublik zum Nahostkonflikt zu vereinbaren, bleibt die größte Herausforderung des bilateralen Verhältnisses. Das Erstarken von einigen israelischen Akteuren mit Maximalforderungen, also solchen, die gesellschaftliche Pluralität bekämpfen und territoriale Annexionen fordern, macht diese Herausforderung nicht leichter.
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