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Hilfe für Frauen in Konflikten

Seit mehr als 30 Jahren engagiert sie sich für Frauen, die sexualisierte Gewalt in Kriegsgebieten erlebt haben: Monika Hauser im Interview. 

Kim BergKim Berg , 28.02.2024
Monika Hauser, Gründerin von medica mondiale
Monika Hauser, Gründerin von medica mondiale © bettinaflitner.de

1993 gründete die Gynäkologin Monika Hauser medica mondiale, um Frauen in Kriegs- und Krisengebieten zu unterstützen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Auslöser war die Gewalt gegen Frauen in den Balkankriegen. 

Frau Hauser, welche Rolle spielt sexualisierte Gewalt in Konflikten? 
In fast allen bewaffneten Konflikten ist sexualisierte Kriegsgewalt allgegenwärtig. Sie ist Teil der Kriegsstrategie. Die Opfer sind die einzelnen Frauen, sexualisierte Gewalt richtet sich aber auch gegen das familiäre Umfeld und die ganze Gemeinschaft. Sie soll die gesamte Gesellschaft schwächen, demütigen und zerstören. Deshalb ist sie auf so furchtbare Weise effizient.  

Was sind die Folgen für die Frauen und Gesellschaften?  
Aus unserer Arbeit wissen wir generell: Sexualisierte Gewalt kann massive gesundheitliche und soziale Folgen haben. Dazu zählen unter anderem posttraumatische Belastungsstörungen, Ängste und Depressionen, physische Schmerzen und chronische Krankheiten. Oft ist das Vertrauen der Überlebenden in sich selbst und andere Menschen erschüttert. Frauen ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück oder werden in ihren Gemeinschaften stigmatisiert und ausgegrenzt. 

Der Ansatz der Feministischen Außenpolitik stellt diskriminierende Machtverhältnisse infrage und versucht, die Interessen aller gesellschaftlicher Gruppen zu berücksichtigen. Kann das helfen, sexualisierte Kriegsgewalt zu verhindern? 
Eine feministische Außenpolitik sollte die Bedürfnisse von Überlebenden sexualisierter Gewalt in den Vordergrund stellen und gezielt Frauenrechts-Aktivistinnen vor Ort stärken. Ziel muss es außerdem sein, Gewalt zu verhindern und die Ursachen von sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt in patriarchalen Gesellschaften zu überwinden. Wo feministische Außenpolitik konsequent in politisches Handeln umgesetzt wird, beginnt der Wandel hin zu einer Welt, in der alle Menschen in Würde und Gerechtigkeit leben. 

Was tut Deutschland, um sexualisierter Gewalt gegen Frauen in Konflikten entgegenzuwirken? 
2023 hat Außenministerin Annalena Baerbock die Leitlinien für eine feministische Außenpolitik vorgestellt. Auch die Bekämpfung von sexualisierter Kriegsgewalt spielt darin eine Rolle. Das begrüßen wir. Wir müssen uns aber auch mit den strukturellen Ursachen sexualisierter Gewalt in patriarchalen Gesellschaften auseinandersetzen. Das findet bisher kaum statt. Wichtig ist außerdem, dass sexualisierte Kriegsgewalt dokumentiert und aufgearbeitet wird, dass sie Teil der Erinnerungskultur der betroffenen Gesellschaften wird. Die Opfer müssen anerkannt werden und eine Wiedergutmachung erhalten.