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Für eine Jugend ohne Gewalt

In Zentralamerika leben Jugendliche gefährlich. Deutschland will ihre Situation verbessern – gegen alle Widerstände.

Toni Keppeler, 06.02.2018
Mitglieder einer Straßengang in Guatemala
Mitglieder einer Straßengang in Guatemala © dpa

El Salvador, Honduras und Guatemala gehören zu den gefährlichsten Ländern der Welt. Nirgendwo sonst werden außerhalb von Kriegsgebieten so viele Menschen umgebracht wie in diesen drei Ländern. Jugendliche sind davon besonders betroffen. Das Programm „Friedliches Zusammenleben und sichere Räume für Jugendliche in Zentralamerika“ (CONVIVIR) schafft für diese gefährdete Jugend Freiräume zur eigenen Entwicklung. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) setzt das Projekt gemeinsam mit lokalen Partnern um. Finanziert wird es vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). In Honduras haben bereits rund 1.300 Jugendliche an dem Programm teilgenommen. Für Guatemala streben die Verantwortlichen eine ähnliche Zahl an. In El Salvador hat das Programm erst kürzlich begonnen.

Warum gibt es so viel Gewalt in Zentralamerika?

Bis in die 1990er-Jahre wurden in Zentralamerika grausame Bürgerkriege ausgetragen. Hunderttausende flohen in die USA und landeten dort in den Armenviertel der Großstädte. Ihre Kinder schlossen sich zu Jugendbanden zusammen, die im Drogenhandel mitmischten und mit anderen Banden blutige Revierkämpfe ausfochten. Nach dem Ende der Bürgerkriege wurden sie in ihre Heimatländer zurückgeschickt. Dort trafen sie in den Armenvierteln auf eine Generation, die während des Krieges kaum zur Schule gegangen war und ohne Bildung keine Zukunftsperspektive hatte. Aus dieser explosiven Mischung sind die „Maras“ genannten Jugendbanden entstanden. Sie haben heute in Mittelamerika rund 100.000 Mitglieder und beherrschen ganze Stadtviertel. Ihnen werden die meisten Morde angelastet.

Welche gesellschaftlichen Folgen hat die Gewalt?

Die meisten Läden, Busunternehmen, Schulen und Kindergärten, aber auch viele Privatleute werden von Maras erpresst und bezahlen Schutzgeld. Viele bewaffnen sich, was dazu führt, dass jeder Streit schnell in einer Schießerei mit Toten enden kann. Nach Einbruch der Dunkelheit traut sich kaum mehr jemand auf die Straße, der öffentliche Raum wird zur sozialen Wüste.

Wir wollen sichere öffentliche Räume schaffen.
Kathrin Gütschow, KfW

Warum sind Jugendliche besonders gefährdet?

Die Maras versuchen, unter den Jugendlichen der Armenviertel neue Mitglieder zu rekrutieren. Wer sich verweigert, wird mindestens zusammengeschlagen, oft aber getötet. Selbst Jugendliche, die zunächst in Ruhe gelassen werden, leben gefährlich. Maras verteidigen die von ihnen kontrollierten Gebiete bis aufs Blut. Liegen Wohnort und Schule in Gebieten unterschiedlicher Banden, kann allein der Übertritt über die unsichtbare Grenze zwischen zwei Territorien tödlich sein. Viele Jugendliche brechen deshalb die Schule ab. Sie haben kaum eine Chance auf dem Arbeitsmarkt.

Was tut CONVIVIR?

„Wir wollen sichere öffentliche Räume schaffen, die Gemeinschaft stärken und dafür sorgen, dass sich die Menschen auch im Dunkeln wieder vor die Haustür trauen“, sagt Kathrin Gütschow von der KfW in Honduras. CONVIVIR baut und betreibt gemeinsam mit der Bevölkerung Jugendhäuser, Sportanlagen und Fortbildungszentren, in denen Schulungen angeboten werden – von Malerei über das Reparieren von Mobiltelefonen bist hin zum Brotbacken oder Haareschneiden.

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Welche Perspektiven kann CONVIVIR eröffnen?

Schon allein ein Ort, an dem Jugendliche sich ohne Angst treffen können, ist ein großer Gewinn. Hier können Gemeinschaftsgefühl und Selbstbewusstsein entstehen. Beides ist in der von Gewalt geprägten Umwelt verloren gegangen. Mit den neuen Fertigkeiten können sich die Jugendlichen auf ehrliche Weise ihren Lebensunterhalt verdienen. Kriminalität als letzter Ausweg verliert so ihren Reiz.

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 

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