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„Ein gewaltiges Experiment mit der Erde“

Prof. Dr. Mojib Latif ist einer der bekanntesten und renommiertesten deutschen Klimaforscher. Drei Fragen zum VN-Klimagipfel in Paris.

23.11.2015
© dpa/Malte Ossowski/SVEN SIMON - Mojiib Latif

Herr Professor Latif, was ist Ihr Wunschergebnis für den VN-Klimagipfel?

Die weltweiten Treibhausgasemissionen müssten ihren Höhepunkt bis etwa 2020 erreichen und bis etwa 2070 praktisch auf Null sinken. Damit würden wir vielleicht noch einen „gefährlichen“ Klimawandel vermeiden können, wie in der Klimarahmenkonvention von Rio 1992 vereinbart. Ich fürchte, Paris wird das nicht leisten.

Was passiert, wenn dieses Ziel nicht erreicht wird? Gibt es Alternativen wie etwa den Entzug von CO2 aus der Atmosphäre?

Die Auswirkungen wären unkalkulierbar bezogen auf das Klima, die Ökosysteme, die Weltwirtschaft und die Sicherheitsarchitektur in der Erde. Technische Lösungen gibt es derzeit nicht. Die beste Lösung ist immer, das Übel an der Wurzel zu packen, das heißt keine Treibhausgase auszustoßen. Diese Lösungen existieren bereits und können weiter entwickelt werden. Wir sollten aus meiner Sicht  diesen sicheren Weg gehen.

An welche klimatischen Veränderungen müssen wir uns in jedem Fall gewöhnen?

Eine weitere Erwärmung in den kommenden Jahrzehnten können wir wegen der Trägheit des Klimas nicht mehr vermeiden. Der Meeresspiegel wird für viele Jahrzehnte weiter steigen und Wetterextreme wie Starkniederschläge oder Dürreperioden werden wahrscheinlich zunehmen. Wir führen ein gewaltiges Experiment mit der Erde aus. Vielleicht haben wir auch schon einige kritische Werte überschritten, etwa was den grönländischen Eisschild anbelangt. Möglicherweise können wir dessen komplettes Abschmelzen gar nicht mehr verhindern, was einen Meeresspiegelanstieg von sieben Metern im weltweiten Durchschnitt zur Folge hätte.

Klimakonferenz der Vereinten Nationen vom 30. November bis 11. Dezember 2015 in Paris

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