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„Stärken verbinden“

Deutschland und China wollen in Afrika gemeinsam nachhaltige Projekte umsetzen. Ein Interview mit Oliver Auge, Landesdirektor der GIZ in China.

04.08.2017
China - Uganda Friendship
© dpa

Herr Auge, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) betreut in China schon zahlreiche deutsch-chinesische Kooperationen. Im Mai 2017 kam das Deutsch-Chinesische Zentrum für Nachhaltige Entwicklung dazu. Was ist das primäre Ziel dieser Zusammenarbeit?

Aufbauend auf der langjährigen, sehr erfolgreichen Kooperation mit China, hat uns das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit der Umsetzung des Zentrums beauftragt. Ziel ist es, die Kooperation zwischen Deutschland und China zu nachhaltiger Entwicklung, im Sinne einer globalen Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung zu institutionalisieren.

Dies klingt erst einmal recht theoretisch und abstrakt, wird aber sehr praktisch und anhand konkreter Projekte umgesetzt. Aufgabe des Zentrums ist es den deutsch-chinesischen Dialog zu Entwicklungszusammenarbeit zu unterstützen. Dies vor allem dadurch, dass einzelne Kooperationsprojekte zwischen China, Deutschland und Drittstaaten, sogenannte Dreieckskooperationen, angebahnt, vorbereitet und begleitet werden. Die Erfahrungen, die in diesen Projekten gesammelt werden, ermöglichen es, gegenseitig voneinander zu lernen und die Wirkungen des Engagements aller Partner zu verbessern.

Oliver Auge: Landesdirektor der GIZ in China
Oliver Auge: Landesdirektor der GIZ in China © GIZ

China hat in den vergangenen Jahren zweistellige Milliardenbeträge vor allem in die Infrastruktur in Afrika investiert. Jetzt soll Deutschland sein Know-how in Berufsbildung und Umwelttechnik einbringen, um die Entwicklung nachhaltiger zu gestalten. Das sieht auf den ersten Blick nach einer ungleichen Partnerschaft aus. Oder was ist das deutsche Interesse?

Die Ansätze, die China und Deutschland in ihrem Afrikaengagement verfolgen, sind natürlich unterschiedlich. Genau diese Verschiedenheit macht für uns als Durchführungsorganisation jedoch den Reiz einer solchen Zusammenarbeit aus. In der Ausgestaltung der einzelnen Projekte sind wir aufgerufen die Komplementaritäten beider Ansätze zu identifizieren und zu demonstrieren, wie diese genutzt werden können, um gemeinsam wirkungsvoll an dem Thema Nachhaltigkeit zu arbeiten. Ausschlaggebend hierfür sind primär die Interessen und Bedürfnisse der afrikanischen Länder, die mit Deutschland und China zusammenarbeiten wollen.

Mit Blick auf die angesprochenen deutschen Interessen sind wir selbstverständlich während des gesamten Prozesses mit unserem Auftraggeber im Dialog. So stellen wir sicher, dass die Interessen der Bundesregierung bei allen Projektaktivitäten gewahrt werden.

Die Afrika-Initiative der Bundesregierung sieht Kooperationen mit Ländern mit guter Regierungsführung vor. Gilt das auch für das Deutsch-Chinesische Zentrum für Nachhaltige Entwicklung? Ist gute Regierungsführung auch ein Kriterium für die chinesische Seite?

Bei der Bewertung und Auswahl möglicher Dreieckskooperationen orientiert sich das Zentrum eng an den Vorgaben der Bundesregierung sowie ihres chinesischen Pendants. Als partnerschaftliche Initiative müssen alle Projekte die Zustimmung der deutschen und chinesischen Seite sowie selbstverständlich die der Kooperationspartner in den beteiligten Ländern finden. Alle Partner bringen dabei ihre jeweils eigenen Schwerpunkte und Interessen mit. Gute Regierungsführung ist Kernbestandteil der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und damit Leitbild unserer Arbeit als Durchführungsorganisation auch im Rahmen des Zentrums für Nachhaltige Entwicklung.

Konkret: Mit welchen Ländern soll kooperiert werden? Welche Art von Projekten sollen gefördert werden? Und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit im Zentrum im Einzelnen aus?

Das Zentrum wurde im Mai 2017 durch Bundesminister Müller und den chinesischen Handelsminister eröffnet. Gemeinsam mit unseren Partnern des Trade Development Büros des chinesischen Handelsministeriums, den politischen Trägern, Auslandsvertretungen sowie deutschen und chinesischen Unternehmen haben wir bereits eine ganze Reihe möglicher Kooperationsprojekte identifiziert. Der überwiegende Teil konzentriert sich geografisch auf Afrika südlich der Sahara, was nicht heißen soll, dass das Zentrum zukünftig nicht auch in anderen Regionen aktiv sein wird.

Thematisch geht es darum, die jeweiligen Stärken im deutschen und chinesischen Engagement zu verbinden. Also beispielsweise berufliche Bildung und Beschäftigungsförderung oder Nachhaltigkeitsstandards mit Infrastrukturinvestitionen.

Wir sind froh, dass bisher alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Insbesondere das hohe Interesse von Unternehmen, Verbänden und Kammern begrüßen wir sehr, denn die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft als Entwicklungspartner steht explizit im Fokus des Zentrums. Alle Interessierten lade ich gerne ein das Deutsch-Chinesische Zentrum für Nachhaltige Entwicklung gemeinsam zu einer Erfolgsgeschichte zu machen.

Interview: Martin Orth

© www.deutschland.de