Zum Hauptinhalt springen

Transatlantischer Dialog

Von der Analyse der Weltmeere bis zur autonomen Luftfahrt: Das Symposiums-Format „German Canadian Concourse“ setzt auf transatlantische Netzwerkarbeit.

Christina Pfänder, 30.06.2017
© Canada Meets Germany Network e. V. - Cooperation

Im „German Canadian Concourse“ (GCC) kommt einiges zusammen: thematische Vielfalt, transatlantischer Austausch – und die Bereitschaft, ein Netzwerk auch organisatorisch weiterzuentwickeln. Grundstein des GCC  ist eine Initiative der Botschaften Kanadas und Deutschlands aus dem Jahr 2002: Jeweils sechs deutsche und sechs kanadische Führungskräfte verschiedener Disziplinen erkundeten einmal pro Jahr per Studienreise Deutschland und Kanada, trafen im Gastland auf Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Medien – und bauten damit ein nachhaltiges transatlantisches Netzwerk auf. So auch Matthias Mück, der bereits während seiner Promotion an der University of Toronto im Bereich der mathematischen Physik geforscht hatte und 2007 in das Programm aufgenommen wurde. „Nach dem Auslaufen des Studienreiseprogramms 2009 gründeten wir für die rund 70 Absolventen das ‚Canada Meets Germany Alumni Forum‘, aus dem vor zwei Jahren ‚Canada Meets Germany Network e. V.‘ hervorgegangen ist“, erzählt Mück, der als Vorstandsvorsitzender des Vereins fungiert.

„German Canadian Concourse“

Mittlerweile liegt die Hauptaktivität des Vereins auf dem „German Canadian Concourse“, der seit 2012 einmal im Jahr ein besonderes Forum für die bilaterale Verständigung bietet. Das Symposium steht unter der Schirmherrschaft der Botschafter beider Länder und diskutiert in Berlin und in wechselnden Städten Kanadas vielfältige aktuelle und innovative Themen – in Echtzeit: „Die Veranstaltungsorte werden virtuell miteinander verbunden und mithilfe eines Livestreams im Internet zugänglich gemacht, sodass Diskussionen transatlantisch stattfinden können. Dieses Format ist im deutsch-kanadischen Austausch einzigartig.“, erläutert Matthias Mück. Zudem gewähren sogenannte Field Trips zu Partnerorganisationen an beiden Konferenzorten den bis zu rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Einblick in die Praxis des jeweiligen Themenschwerpunkts. „Unser Ziel ist es, mithilfe des Symposiums und der Exkursionen den Diskurs zwischen deutschen und kanadischen Kooperationspartnern, die sonst aufgrund der großen räumlichen Distanz nicht zusammenkommen würden, zu ermöglichen und so neue Entwicklungen in beiden Ländern voranzutreiben und Möglichkeiten für Start-ups auszuloten“, so Mück. „Zudem schaffen wir Raum zum intensiven Netzwerken.“

Matthias Mück

Kreative Kooperationen

Und das in ganz unterschiedlichen Themenfeldern: 2016 rückte mit der „Ozeandatenanalyse“ die Frage in den Vordergrund, wie die verfügbaren Datenmengen zu den Weltmeeren für Anwendungsbereiche in Logistik, Infrastruktur, Energie, Sicherheit und Forschung effizienter genutzt und dadurch neue Geschäftsfelder generiert werden können. Ein gelungener Ansatz für den deutsch-kanadischen Austausch, wie die damalige Botschafterin Kanadas Marie Gervais-Vidricaire als Schirmherrin der Konferenz betonte: „Kanada und Deutschland haben eine gemeinsame Verantwortung, zur Unversehrtheit der Meeresökosysteme beizutragen, und Wissenschaftler auf beiden Seiten des Atlantiks machen wesentliche Fortschritte im Verständnis der Komplexität unserer Ozeane“, sagte sie. „Der German Canadian Concourse ist eine Gelegenheit, um voneinander zu lernen und die transatlantischen Wirtschafts- und Wissenschaftsbeziehungen zu stärken.“

Tatsächlich folgten auf den jüngsten German Canadian Concourse neue deutsch-kanadische Kooperationen. Zum Beispiel zwischen dem Center for Ocean Ventures & Entrepreneurship (COVE) in Halifax und dem Ocean Technology Center (OTC) in Rostock. „Die Konferenz war mein Ausgangspunkt für einen genaueren Blick auf Kanada. Es wurde deutlich, dass wir die Vision einer nachhaltigen Nutzung der Meere und das Interesse am Austausch von Innovationen und Technologien teilen“, sagt Uwe Freiherr von Lukas, Vizedirektor des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung, der das OTC in Rostock auf der Konferenz vorstellte. Auch Sheila Paterson, Chief Operating Officer von COVE, setzt auf die Zusammenarbeit, die aus dem German Canadian Concourse hervorgegangen sei. „Das virtuelle Format des transatlantischen Symposiums ermöglicht eine maximale Beteiligung von Unternehmen und Innovatoren beider Länder.“

Gemeinsame Zukunft

Auch 2017 bietet das Symposium eine Plattform für transatlantische Innovations-Projekte: Im November werden die Teilnehmer über die Infrastruktur der unbemannten Luftfahrt diskutieren, wie beim German Canadian Concourse üblich aus verschiedenen Blickwinkeln. „Wir werden uns mit den Anwendungsmöglichkeiten sogenannter Drohnen beschäftigen“, erzählt Matthias Mück. Auch die nötigen Änderungen von gesetzlichen Voraussetzungen für autonome Fluggeräte, die wirtschaftlichen Aussichten der Technologie und Möglichkeiten zur bilateralen Kooperation stehen auf der Agenda. „Kanada bietet aufgrund seiner geografischen Größe sprichwörtlich Raum für Kooperationen zur Erprobung von autonomen Flugsystemen“, hebt Mück hervor. „Deutschland und Kanada verbinden hinsichtlich der unbemannten Luftfahrtinfrastruktur zahlreiche industrielle und wissenschaftliche Interessen, die wir beleuchten wollen.“  

Deutsch-kanadische Kooperation: „Arbeit am Auto der Zukunft“