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Was bedeutet Meinungsfreiheit?

Konflikt oder Konsens – finden westliche und islamische Welt einen gemeinsamen Nenner für Meinungsfreiheit? Antworten sucht Abdul Rauf Anjum.

10.10.2017
Abdul Rauf Anjum
Abdul Rauf Anjum © privat

Deutschland. Sieben spannende Kulturprojekte in sieben Städten – am 25. Oktober endet die „CrossCulture Tour“ zum ifa-Jubiläum in Bonn mit einer Podiumsdiskussion über Meinungsfreiheit in der westlichen und in der islamischen Welt. Der Sozialwissenschaftler Abdul Rauf Anjum aus Pakistan möchte mit Gästen aus Deutschland und Pakistan Gemeinsamkeiten und Kontroversen ausloten.

Abdul Rauf Anjum arbeitet als freiberuflicher Entwicklungsberater in den Bereichen Regierungsführung, Konfliktlösung und Bildung. 2009 absolvierte er im Rahmen des Cross-Culture-Programms ein Praktikum bei der Deutschen Welle in Bonn. Mit deren Urdu-Redaktion richtet er nun die Diskussionsrunde aus.

Herr Anjum, welche Eindrücke haben Sie während Ihres CrossCulture-Praktikums bei der Deutschen Welle in Bonn gewonnen?

Sowohl beruflich als auch technisch war es für mich eine wertvolle Erfahrung. Ich habe Zugang zum Thema Vielfalt und Respekt in einer globalisierten Welt gefunden. Und ich habe erkannt, warum es so wichtig ist, gegen Stereotype anzugehen.

Inwiefern hat der Austausch Ihre kulturelle Arbeit zuhause beeinflusst?

Der Austausch hat meine kulturelle Arbeit und mein Einschätzungsvermögen beeinflusst. Er hat mir geholfen, vorurteilsfrei zu denken und mit Menschen aus verschiedenen Gemeinschaften in Kontakt zu treten. Das hat mich sowohl als Kollege im Berufsleben als auch als Bürger im Alltag weitergebracht.

Wenn Sie an Ihren ersten Aufenthalt in Deutschland zurückdenken – was hat Sie überrascht?

Im Gegensatz zu allem, was ich über das „rassistische“, „unwissende“ Deutschland gehört hatte, fand ich ein Land, das mit Bescheidenheit eine Führungsrolle in Europas ausübt und dessen Geschichte mitgestaltet. Für mich war es überraschend, wie sehr hier das Prinzip des Dialogs angewandt und bewahrt wird.

Wir dürfen uns nicht vor den Schwierigkeiten der Globalisierung wegducken, sondern müssen auf den Dialog setzen.
Entwicklungsberater Abdul Rauf Anjum

Freedom of Expression – A Cultural Difference” ist Ihr Beitrag zur ifa-CrossCulture-Tour. Was wollen Sie bewirken?

Ich möchte herausfinden, ob der Zusammenprall unvermeidbar ist, oder ob wir in einer vielfältigen demokratischen Gesellschaft ein gemeinsames, rechtlich verankertes Verständnis für Meinungsfreiheit entwickeln können – insbesondere wenn Religion kommentiert oder verspottet wird. Wir dürfen uns nicht vor den Schwierigkeiten der Globalisierung wegducken, sondern müssen auf den Dialog setzen und Strukturen dafür entwickeln. Jedes einzelne Projekt der CrossCulture Tour beweist, dass die Idee eines andauernden Dialogs mit der muslimischen Welt in vollem Gange ist.

Interview: Tanja Zech

“Freedom of Expression”, 25. Oktober 2017, Brotfabrik Bonn

Die Perspektive wechseln – ifa CrossCulture-Programm

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