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Großes Potenzial

Erneuerbare Energien spielen eine wichtige Rolle in der deutsch-kanadischen Zusammenarbeit.

26.03.2014
© Gerd Braune - Renewable Energy Canada

Dass Deutschland eine „Energiewende“ vollzieht, hat sich auch in Kanada herumgesprochen. Für Kanada spielt zwar die Ölindustrie eine herausragende Rolle. Der Blick in die einzelnen Provinzen und Kommunen des Landes ergibt aber ein differenziertes Bild. Einige Provinzen beziehen ihre Elektrizität fast ausschließlich aus Erneuerbaren Energiequellen, vor allem aus der Wasserkraft, und haben den Anteil der Stromerzeugung aus Sonnen- und Windenergie ausgebaut.

Das eröffnet für deutsche Unternehmen Kooperations- und Investitionsmöglichkeiten. Zugleich zeichnen sich zahlreiche kanadische Unternehmen durch Erfindungsreichtum aus. „Es gibt ein großes Potenzial für Investitionen und für Zusammenarbeit“, meint Alexandra Bogensperger von der Deutsch-Kanadischen Industrie- und Handelskammer (AHK Kanada). „Dies ist ein sehr spannender Bereich.“ Bogensperger ist Acting Managing Director der Außenstelle Montréal der AHK Kanada mit Hauptsitz in Toronto. Das Montréaler Büro der Auslandshandelskammer hat seit zehn Jahren Erneuerbare Energie als einen Arbeitsschwerpunkt und in der Folge ein Kompetenzzentrum Energie und Umwelt eingerichtet. Im Zuge der Exportinitiativen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie haben diese Sektoren in der deutsch-kanadischen Zusammenarbeit an Bedeutung gewonnen. Die AHK Kanada in Montréal bietet kleinen und mittelständischen deutschen Unternehmen Unterstützung bei der Erschließung des Auslandsmarktes Kanada in diesem Bereich.

Eine nationale kanadische Energiepolitik gibt es bisher nicht und in der öffentlichen Debatte ist von „energy transition“ kaum die Rede. Was in einigen Provinzen nicht verwunderlich ist: British Columbia, Manitoba und Québec gewinnen schon seit Jahrzehnten ihren Strom zu mehr als 90 Prozent aus Wasserkraft. In Ontario trat 2009 ein „Green Energy Act“ mit einem „Feed-in Tariff“ in Kraft, der an die Regelungen des deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) angelehnt ist. Nach einem ersten Boom aber verlangsamte sich der Ausbau, was Marktbeobachter unter anderem auf langwierige Genehmigungsverfahren zurückführen.

Windkraft spielt aber eine wichtige Rolle, nicht nur in Ontario. Deutsche Unternehmen wie Enercon und Siemens waren in Kanada maßgeblich am Ausbau der Stromerzeugung aus Wind beteiligt, wodurch das Land nach Regierungsangaben binnen fünf Jahren unter die zehn größten Windenergienutzer der Welt aufstieg. Siemens ist auch bei kanadischen Investitionen in intelligente Stromnetze dabei, etwa bei Großprojekten in Ontario und New Brunswick. Umgekehrt produziert beispielsweise das Montréaler Unternehmen 5N Plus in Eisenhüttenstadt Komponenten für die Solarindustrie.

Im Bereich der Stromspeichertechnik können beide Seiten etwas bieten: Das Unternehmen Hydrogenics aus Mississauga bei Toronto stellt Wasserstoff- und Brennstoffzellprodukte her und beliefert die Energiemärkte. In Gladbeck haben die Kanadier mit der Hydrogenics GmbH ein deutsches Tochterunternehmen. Aufsehen erregte auch die Partnerschaft von Ballard aus Vancouver und Daimler aus Stuttgart zur Produktion und Entwicklung von Brennstoffzellen für Fahrzeuge. ▪

Gerd Braune