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Auf dem Weg zum grünen Kontinent

Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle für die nachhaltige Energieversorgung Europas. Deutschland unterstützt mit einer Initiative aus Forschung und Industrie.

VerenaKernVerena Kern, 27.10.2025
Grüner Wasserstoff wird durch erneuerbare Energien gewonnen.
Grüner Wasserstoff wird durch erneuerbare Energien gewonnen. © IStock

Sauberer geht es kaum: Aus Wasser, Sonne und Wind wird Wasserstoff, das einfachste und grundlegendste Element des Universums. Wasserstoff soll zum Herzstück der europäischen Energiewende werden – als Speicher, Treibstoff und Bindeglied zwischen Industrie, Verkehr und Stromerzeugung. Kaum ein anderer Energieträger steht so sehr für die Vision eines grünen Kontinents.

Deutschland leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Damit sich Wasserstoff als Energieträger etabliert, braucht es eine gut funktionierende Infrastruktur, um ihn speichern und transportieren zu können. Helfen soll das Anfang Mai 2025 in Berlin gestartete Projekt „TransHyDE 2.0“, ein Verbund aus Forschung und Industrie. Man wolle „Anwendungsinnovationen voranbringen“ und „Umsetzungshürden beseitigen“, sagt Mario Ragwitz, Institutsleiter der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geotechnologien IEG und Vorstand bei TransHyDE 2.0. Mögliche Hemmnisse sieht er bei der Wirtschaftlichkeit, aber auch bei der Akzeptanz in der Bevölkerung und den gesetzlichen Rahmenbedingungen. 

Zwischen Industrie und Forschung vermitteln

Der Physiker Ragwitz war als einer der Koordinatoren bereits beim Vorgängerprojekt „TransHyDE“ dabei, das vom Bundesforschungsministerium und der Europäischen Union gefördert wurde. Über eine Laufzeit von vier Jahren beschäftigten sich mehr als 100 Partner mit Transport- und Speicheroptionen. Zum Projektabschluss im Frühjahr 2025 legten sie eine Roadmap vor. Das Ergebnis: Für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft ist eine umfassende, technologieoffene und überregionale Transport- und Speicherinfrastruktur nötig. 

Daran will das Nachfolgeprojekt anknüpfen. „Mit TransHyDE 2.0 laden wir die Industrie ein, ihren weiteren konkreten Entwicklungsbedarf einzubringen und Projekte auf den Weg zu bringen“, sagt Ragwitz. Die Initiative will als Vermittler zwischen Industrie und Forschung fungieren, für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eine Beratungsplattform anbieten und entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette ein Netzwerk aufbauen. 

Mehr Tempo beim Wasserstoffhochlauf

„Mit dem Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz vereinfachen wir jetzt die Verfahren grundlegend, digitalisieren die Abläufe und sorgen für mehr Tempo“, sagt Katherina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie. Das Wirtschaftsministerium setzt nun nicht mehr ausschließlich auf grünen Wasserstoff, sondern will auch die Nutzung von „blauem“ Wasserstoff (aus Erdgas mit CO2-Abscheidung) und „weißem“ natürlichem Wasserstoff fördern. Dieser kommt in unterirdischen Lagerstätten vor und kann durch Bohrungen gewonnen werden. Ziel bleibe aber „langfristig die Umstellung auf klimaneutralen Wasserstoff, basierend auf einem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien aus dem Inland und aus Importen“, so das Ministerium.

9.000 Kilometer Transportleitungen bis 2032

Weiter vorantreiben will die Bundesregierung den Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes. Das Netz soll bis zum Jahr 2032 rund 9.000 Kilometer umfassen, den überregionalen Wasserstofftransport gewährleisten und Deutschland an das europäische Wasserstoffnetz anbinden. Wichtige Standorte wie Erzeugungsregionen, Kraftwerke, Industriezentren und Speicher sowie zahlreiche Grenzübergangspunkte und LNG-Terminals für den Gasimport werden durch das Kernnetz miteinander verbunden.

Noch ungeklärt ist die Frage, wie man damit umgeht, wenn sich einzelne Verbraucher im Netz abmelden oder andere neu dazukommen, die in der Planung zunächst nicht berücksichtigt waren. „TransHyDE 2.0“ soll dabei helfen, schnell und agil zu planen, wenn sich irgendetwas im System ändert. Eine weitere Herausforderung ist die Befüllung von Wasserstoffspeichern. Dafür müssen entsprechende Kompressoren entwickelt werden. „Dazu bedarf es Innovationen“, betont Mario Ragwitz. „Wir wollen der Beschleuniger dieser Innovationen sein.“