Katherina Reiche: Wachstum durch Freiräume
Bundeswirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche möchte die deutsche Wirtschaft neu beleben – und setzt dabei auf Entlastungen für Unternehmen.

„Wachstum ist der Motor, der ein Land und eine Gesellschaft nach vorne bringt“, sagte die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche kürzlich in einem Interview. Getreu diesem Motto setzt die CDU-Politikerin auf eine Mischung aus Entlastung, Investitionsförderung und marktwirtschaftlichem Pragmatismus.
Entlastungspaket soll Wende bringen
Bereits bis Juli 2025 soll ein erstes Entlastungspaket verabschiedet werden. Vorgesehen sind unter anderem eine Senkung der Stromsteuer und bessere Abschreibungsmöglichkeiten. „Wir werden zunächst einen sogenannten Investitionsbooster beschließen“, kündigt Reiche an. In der zweiten Hälfte der Legislaturperiode soll eine umfassende Unternehmenssteuerreform folgen. Auch die vom Bundestag beschlossenen kreditfinanzierten Investitionen von bis zu 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur sollten in den kommenden Jahren zur Konjunkturbelebung beitragen.
Gerade mittelständische Betriebe, die mit hohen Energiepreisen und bürokratischen Hürden kämpfen, dürften aufatmen. Reiche verspricht: „Wir müssen den Unternehmen den notwendigen Freiraum geben.“ Konkret sollen Netzentgelte gesenkt und energieintensive Unternehmen durch einen EU-industriestrompreis entlastet werden.
Versorgungssicherheit hat Priorität
In der Energiepolitik schlägt die ehemalige Chefin eines Energiekonzerns einen neuen Kurs ein: Zwar sei die Energiewende notwendig, doch brauche der Industriestandort Deutschland Versorgungssicherheit. Geplant ist daher der rasche Bau neuer Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von bis zu 20 Gigawatt – als Absicherung gegen sogenannte Dunkelflauten, „wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint“. Ergänzend will Reiche CO₂-Abscheidung und -Nutzung (CCS und CCU) ermöglichen.
Auch in der Industriepolitik spricht die Ministerin eine klare Sprache: Investitionshürden sollen abgebaut, Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Die Chemieagenda 2045 und der Ausbau der Mikroelektronik sollen Zukunftsindustrien stärken.
Freihandel statt Abschottung
Angesichts neuer Zolldrohungen aus Washington mahnt sie zur Mäßigung: „Zollkonflikte kennen keine Sieger. Wir brauchen mehr Handel, nicht weniger.“ Langfristig setzt sie auf ein Freihandelsabkommen mit den USA – kurzfristig auf Deeskalation.
Zusätzlich plant das Ministerium ein reformiertes Außenwirtschaftsgesetz und eine Strategie für wirtschaftliche Sicherheit. Kritische Infrastruktur soll künftig nur noch mit Komponenten aus „vertrauenswürdigen Staaten“ ausgestattet werden. Gleichzeitig sollen Exportgenehmigungen und Prüfverfahren beschleunigt werden.
Innovationen statt Subventionen
Ein Herzstück von Reiches Agenda ist der geplante Deutschlandfonds. Unter Beteiligung privaten Kapitals sollen mindestens 100 Milliarden Euro für Zukunftstechnologien mobilisiert werden – mit Fokus auf Mittelstand und Startups.