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„In Deutschland zählt Verlässlichkeit sehr und das finde ich gut”

Der Unternehmer Santhosh Jayaprakash hat in Deutschland mehrere Start-up-Unternehmen gegründet. Das sind seine Tipps für Fachkräfte, die hier ankommen wollen. 

Ina BrzoskaIna Brzoska, 02.12.2025
Santhosh Jayaprakash aus Indien hat mehrere Start-ups gegründet.
Santhosh Jayaprakash aus Indien hat mehrere Start-ups gegründet. © Unosecur

 Sie sind jung, gut ausgebildet und stark in IT, Ingenieurwesen und Management. Indische Fachkräfte werden in Deutschland so stark nachgefragt wie nie. Ihre Zahl steigt seit Jahren, besonders an Hochschulen und in der Tech-Szene. Deutschland wirbt deshalb gezielt um Talente aus Indien. Rund 230.000 bis 250.000 Inderinnen und Inder leben bereits im Land. Mit fast 59.000 Studierenden stellten sie im Wintersemester 2024/2025 die größte Gruppe internationaler Studierender an deutschen Hochschulen. Viele bleiben dauerhaft. 

Einer, der vor sieben Jahren diesen Schritt gewagt hat, ist der 38 Jahre alte indische Start-up-Gründer Santhosh Jayaprakash. Ursprünglich stammt er aus Tiruppur, einem Zentrum der indischen Textilindustrie im Bundesstaat Tamil Nadu, und gründete mehrere IT- und Cloud-Firmen, darunter PowerupCloud, Ankercloud und Unosecur, eine Plattform für Identitätssicherheit mit Investoren wie DFF und VentureFriends. Seit 2018 lebt er in Berlin und kennt die Start-up-Szene gut.  

Das hier sind seine fünf wichtigsten Tipps für angehende Gründerinnen und Gründer sowie Fachkräfte, die gerne in Deutschland arbeiten würden

1. So zeigst du deine Qualifikationen 

Santhosh Jayaprakash: „In technischen und naturwissenschaftlichen Berufen gibt es in Deutschland viele Möglichkeiten – vor allem in der IT. Was aus meiner Erfahrung oft gut ankommt, ist nicht nur Fachwissen, sondern die Kombination aus technischem Know-how und Pragmatismus. Ich habe in verschiedenen Ländern gearbeitet und merke: Jedes Umfeld bringt eigene Stärken mit. Indien etwa diese enorme Beweglichkeit und Improvisationsfähigkeit, Deutschland diese Liebe zu Struktur. Beides zusammen ist für Gründer sehr wertvoll. Wenn ich heute Bewerbungen für mein Unternehmen lese, achte ich besonders auf Menschen, die Prozesse selbstbewusst führen und gestalten, ohne dass man sie ständig dazu auffordern muss.“ 

2. Sei offen, Deutsch zu lernen 

Santhosh Jayaprakash: „Deutsch zu lernen hilft enorm – nicht nur im Job, sondern auch im Alltag. Und ja, die Grammatik kann einen auf die Probe stellen. Ich habe viel im Gespräch mit Kollegen und Freunden gelernt. Noch wichtiger als Sprachkurse finde ich aber: Erst ankommen, beobachten und verstehen, wie Dinge im Alltag und im Arbeitsleben funktionieren. Eine Zeit lang Teil eines Teams zu sein, bevor man gründet, gibt einem ein gutes Gespür für die Mentalität und die Abläufe.“ 

3. Vernetze dich mit den richtigen Menschen 

Santhosh Jayaprakash: „In Deutschland zählt Verlässlichkeit sehr und das finde ich gut. Wenn du etwas zusagst, lieferst du. Wenn du sauber arbeitest, spricht sich das herum. Netzwerke entstehen oft langsamer als anderswo, sind dafür aber sehr stabil. Mein Tipp: Fang klein an, sammle echte Referenzen und nimm dir Zeit für nachhaltige Beziehungen, statt schnell Visitenkarten zu sammeln. Das zahlt sich langfristig aus.“ 

Eine Zeit lang Teil eines Teams zu sein, gibt einem ein gutes Gespür für die Mentalität und die Abläufe.
Startup-Gründer Santhosh Jayaprakash

4. Suche dir Hobbys oder einen Verein – so findest du Anschluss 

Santhosh Jayaprakash: „Community ist extrem wichtig – ob Tech-Community, Sportverein oder Nachbarschaft. Ich gehe zum Beispiel gern zu den Fußballspielen von Union Berlin, da trifft man Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten. Vereine sind in Deutschland ein unterschätzter Türöffner, weil man sich dort auf Augenhöhe begegnet. Was ich besonders spannend finde: In vielen Unternehmen ist die Kultur oft persönlicher, als man erwartet – gerade im Mittelstand. Man kennt sich, man übernimmt Verantwortung füreinander.“ 

5. Genieße die Work-Life-Balance 

Santhosh Jayaprakash: „Was ich an Deutschland schätze, ist die klare Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Das gibt einem Raum für Familie, Hobbys und Erholung – etwas, das gerade als Gründer nicht selbstverständlich ist. In vielen Städten hier sind die Wege kurz und das erleichtert den Alltag enorm. Gleichzeitig kenne ich auch andere Länder, in denen man eine unglaubliche Energie und Geschwindigkeit spürt. Beides hat seinen Reiz – wichtig ist, das System zu finden, das zum eigenen Leben passt.“ 

Vorsicht vor unseriösen Angeboten

Leider gibt es – vor allem in den sozialen Medien – viele zweifelhafte Angebote zur Vermittlung von Fachkräften. Sie beinhalten oft versteckte Kosten und machen unrealistische Versprechungen. „Make it in Germany“ hat Informationen zusammengestellt, die dabei helfen, vertrauenswürdige Anbieter zu erkennen.   

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