Search Funds suchen unternehmerischen Nachwuchs
Familien träumen von der nahtlosen Übergabe des eigenen Unternehmens – dabei helfen spezialisierte Plattformen.
Die Familie hat keine Kinder oder diese haben kein Interesse, das Unternehmen der Eltern zu übernehmen: Wenn ein Mittelständler in diese Situation kommt, ist die Not oft groß. Was passiert mit der Firma? Einfach alles aufgeben? Verkaufen? Fast 470.000 Unternehmen mit bis zu 499 Beschäftigten gibt es in Deutschland – die demographische Entwicklung führt dazu, dass die Unternehmensübergabe ein immer größeres Thema wird. Nach einer Studie der Förderbank KfW kommt als Problem dazu, dass das Interesse an Selbständigkeit in Deutschland sinkt.
Search Funds lösen Nachfolgeprobleme
Bei Unternehmern eher wenig bekannt ist eine besondere Form der Nachfolgelösung. Seit einigen Jahren versuchen sogenannte Search Funds – Suchfonds – die Nachfolgeprobleme der Mittelständler zu lösen. Drei Parteien kommen in diesem Modell zum Zug: Die bisherige Unternehmerin, die ihre Firma weitergeben möchte. Der mögliche Übernahmekandidat – meist sind das junge Menschen, die zwar selbständig sein, aber nicht selbst gründen wollen. Und als dritte, womöglich entscheidende Partei, ein Investor oder Investorenpool. Diese finanzieren die Übergabe und bekommen im Gegenzug Anteile am Unternehmen.
Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gibt es in Deutschland etwa 15 Suchfonds, die bei der Unternehmensübergabe helfen. Der Investmentbanker Jan Woitschätzke etwa investiert der Zeitung zufolge seit Jahren in Search Funds. Er beschreibt als große Stärke des ursprünglich an der Universität von Harvard entwickelten Konzepts, „dass man mit den handelnden Personen zusammenarbeitet“.
Nexxt-change – der Search Fund der Bundesregierung
Auch die Bundesregierung hat einen eigenen Search Fund. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz betreibt mit nexxt-change eine Internetplattform, die an einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger interessierte Unternehmen mit Existenzgründern zusammenbringen will. Zudem beteiligt sind verschiedene Banken, Beratungsunternehmen sowie Industrie- und Handelskammern. Die 30 Jahre alte Hamburger Goldschmiedemeisterin Sonia Maaß erwarb mit Hilfe von next-change eine Goldschmiede im Hamburger Stadtteil Harvestehude. Die Börse vermittelte Maaß Gespräche mit den Vorbesitzern und half ihr bei den Formalia. „Ich habe mir hier einen kleinen Traum erfüllt. Ich hoffe, dass ich ihn noch viele Jahre leben kann“, so Maaß bei nexxt-change.