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Duisburg an der Seidenstraße

Von dem zunehmenden Warenaustausch per Bahn zwischen China und Europa profitiert besonders der Duisburger Hafen.

27.03.2017
© dpa - Economy

Deutschland. Erich Staake strahlt über das ganze Gesicht. „Unsere chinesischen Partner wissen, dass wir die wichtigste Binnenland-Drehscheibe in Europa für den Güterumschlag sind“, sagt der Chef des Duisburger Hafens. Im November 2016 hat er in Hongkong einen wegweisenden Vertrag unterzeichnen. Die Duisburger Hafen AG wird in Zukunft mit der China Merchants Logistics Co. Ltd. (CML), der Logistikdivision der China Merchants Group (CMG) strategisch und projektbezogen zusammenarbeiten. Der Partner verspricht glänzende Perspektiven: CMG besitzt 31 Häfen in 18 Ländern, betreibt 1148 Logistikcenter in bedeutenden Metropolregionen und will das Geschäft entlang der „neuen Seidenstraße“ ausbauen.  Derzeit verkehren wöchentlich bereits 20 Züge zwischen Duisburg und China. „Wir wollen das Geschäft in den nächsten Jahren verdoppeln“, sagt Staake.

Neue Logistikdrehscheibe

Rückblick: Zu Zeiten des Wirtschaftswunders in den 1950er-Jahren galt Duisburg als Boomtown. Kohle- und Stahlindustrie sorgten für Wohlstand. Viele Menschen zogen in die Stadt am Westrand des Ruhrgebietes. Die Einwohnerzahl stieg auf über eine halbe Million. Die Wirtschaftskraft lag um fast 50 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Aber mit der Konjunkturkrise in der ersten Hälfte der 1970er-jahre begann der Niedergang der alten Industrien. Von Kohle- und Stahlindustrie blieb nicht viel übrig. Nur der Duisburger Hafen ist noch heute der größte Binnenhafen der Welt, weil es ihm gelang es, den Strukturwandel zu meistern und sich zu einer modernen „Logistikdrehscheibe“ zu entwickeln.

Ziel 100.000 Container

Ein Treiber dieser Entwicklung ist der Warenaustausch mit China per Bahn. 2005 hatte die Deutsche Bahn erstmals vier Testzüge nach China geschickt. 2008 startete der erste reguläre Güterzug, 2011 wurde der regelmäßige Containerverkehr aufgenommen. Im Jahr 2016 wurden bereits 40.000 Container auf der „längsten Eisenbahnstrecke der Welt“ transportiert. Bis 2020 sollen es 100.0000 Container sein. Der Vorteil: Der Transport per Bahn ist rund 75 Prozent günstiger als Luftfracht und fast doppelt so schnell wie die Seefracht. Das rechnet sich für Waren der Bekleidungsindustrie sowie Automobil- und Elektronikteile. Duisburg spielt dabei die Rolle des europäischen Verteilzentrums. Erst im Januar 2017 erreichte der erste Zug aus China Großbritannien – via Duisburg. Im Hafen wurden die Container auf spezielle für den Eurotunnel zugelassene Containerplattformen der Deutschen Bahn umgeladen.

Die Aufbruchstimmung in Duisburg ist groß. Längst hat sich ein „China Business Network“ gegründet, das den China-Hub weiter ausbauen will. Zehn Unternehmen aus China haben sich 2016 bereits  angesiedelt. Für Oktober 2017 ist eine Unternehmerreise nach China geplant.

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