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Trends und Perspektiven

Die Bedeutung des Wirtschaftsraums Asien-Pazifik für die Europäische Union und die deutsche Wirtschaft.

24.10.2014
© picture-alliance/dpa - Europa Asien

Laut einer globalen Marktprognose von 2014 benötigen Fluggesellschaften aus dem asiatisch-pazifischen Raum in den kommenden 20 Jahren über 12000 neue Passagier- und Frachtflugzeuge. Das entspricht einem Anteil von 39 Prozent an allen neuen Flugzeugen, die in diesem Zeitraum weltweit ausgeliefert werden. Damit lässt die Region die Märkte in Europa, Nordamerika und im Nahen Osten hinter sich. Die eindrucksvollen Zahlen belegen, einmal mehr, die Bedeutung des asiatisch-pazifischen Marktes – auch für die europäische Wirtschaft.

Airbus, der europäische Flugzeugbauer, hat einen bedeutenden Marktanteil in Asien-Pazifik. Bisher entfielen mehr als 27 Prozent aller Aufträge auf die Region. Im Jahr 2013 hat Airbus seine Position in der Region noch weiter gestärkt und sich mit 379 Festaufträgen rund 23 Prozent des gesamten Neugeschäfts im asiatisch-pazifischen Raum gesichert. Das Unternehmen hat zudem 232 neue Flugzeuge im Jahresverlauf an Kunden in der Region ausgeliefert. Dies entspricht rund 37 Prozent aller Auslieferungen in die Region.

Die Europäische Union hat die Bedeutung des asiatisch-pazifischen Marktes längst erkannt. Da allerdings die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit ASEAN seit 2010 ruhen, setzt die Europäische Kommission verstärkt auf bilaterale Freihandelsabkommen. Welches Potenzial sie bieten, zeigt das 2011 in Kraft getretene Abkommen mit Südkorea. Im ersten Jahr stiegen die Exporte der EU nach Südkorea um 16,2 Prozent, die Importe aus Südkorea um 4,7 Prozent. Das relativ geringe Wachstum der Importen wird allein auf die schwache Konjunktur in Europa zurückgeführt. Aber die zieht nun wieder an.

Dieser Trend spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen des deutschen Außenhandels mit Asien-Pazifik wieder. Nachdem der Außenhandel 2013 noch leicht rückläufig war, stiegen die Handelsströme im ersten Halbjahr 2014 wieder an. Die Exporte konnten mit einem Zuwachs von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich zulegen und wuchsen damit stärker als die deutschen Exporte insgesamt. Ebenfalls positiv entwickelten sich die Importe, die um 1,1 Prozent stiegen. Insgesamt macht der Handel mit der Region Asien-Pazifik etwa 15 Prozent des gesamten deutschen Außenhandels aus – Tendenz steigend.

Zugpferd der deutschen Exportwirtschaft des ersten Halbjahres war die Volksrepublik China, obwohl sich das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik in den letzten Quartalen leicht abmilderte. Ebenfalls einen Aufwärtstrend zu verzeichnen hatten die deutschen Exporte nach Japan und Südkorea. Rückgänge musste der deutsche Außenhandel mit Indien und den ASEAN-Ländern verbuchen. Wobei sich für die ASEAN-Länder ein differenziertes Bild zeigt. Einen starken Einbruch erlebten die deutschen Exporteure vor allem in Indonesien und Malaysia, ein positives erstes Halbjahr verzeichnete der deutsch-philippinische Handel. Bemerkenswert: Die Importe aus Myanmar legten in den ersten sechs Monaten um 62,9 Prozent zu.

Der Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA) will mit der Asien-Pazifik-Konferenz vom 20. bis 22. November 2014 in Ho Chi Minh City, Vietnam, neue Akzente setzen. Das Motto lautet „Understanding Trends and Perspectives“. Die seit 1986 alle zwei Jahre in einer anderen asiatischen Metropole stattfindende Konferenz hat sich zum größten Networking-Event außerhalb Deutschlands entwickelt, das sowohl politische als auch wirtschaftliche Entscheidungsträger aus Deutschland und der Region, darunter auch die Leiterinnen und Leiter der deutschen Auslandsvertretungen, anzieht. Sie wird vom APA-Vorsitzenden Hubert Lienhard, Vorstandsvorsitzender des deutschen Technologiekonzern Voith und von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel eröffnet. ▪

Martin Orth

Hubert Lienhard

Hubert Lienhard, Jahrgang 1951, ist seit 2008 Vorstandsvorsitzender des Technologiekonzerns Voith. 2014 übernahm er den Vorsitz im Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA). Damit steht erstmals der Chef eines Familienunternehmens an der Spitze des Ausschusses. „Wir müssen uns weiter anstrengen, unsere starke, lokale Präsenz in Asien zu vertiefen. Unternehmen, die künftig nicht in Asien zu Hause sind, werden international unbedeutend sein“, sagte Lienhard zu seinem Amtsantritt.